Irgendwann im Sommer bin ich über Twitter auf etwas Seltsames gestoßen: Die Zombie-Strategie für eBooks. Klang seltsam aber interessant. Und da ich steigenden Absatzzahlen meiner Bücher gegenüber nicht abgeneigt bin und ständig nach neuen Ideen suche, die ich selbst umsetzen kann, habe ich mich für den ebokks-Newsletter angemeldet und bekam Anfang September das gleichnamige eBook. Die beschriebene Strategie war einfach, effizient und – was nicht zu unterschätzen ist – auch hier in Deutschland gut umsetzbar (Ich will nicht zu viel verraten – nur, dass es sich lohnt, das Buch zu lesen. Zumindest für mich hat sich die leicht abgewandelte Version des Zombies gelohnt.)
Ein paar Wochen später landete der nächste Ratgeber im eMail-Postfach: Blogspiration. Auch hier gilt wieder: einfach, vernünftig, umsetzbar. Zeit, sich mit dem Kopf dahinter zu beschäftigen. Der gehört Corinna Rindlisbacher, Germanistin mit Verlagsausbildung und Gründerin von ebokks.de.
Hallo Corinna, was hat dich veranlasst, ebokks.de zu gründen? Oder anders gefragt: Warum hast du dir keine Stelle in einem etablierten Verlag gesucht, um dort relativ sicher und behütet die Zeit bis zur Rente rumzubringen?
Hallo Matthias. Die Idee zu ebokks kam mir, als ich den ersten eReader in der Hand hatte. Ich war absolut begeistert und habe eine Menge eBooks verschlungen. Darunter waren auch selbstverlegte Titel, wovon einige leider nicht sehr schön layoutet waren. Von typografischen Zeichen, wie Anführungszeichen und Spiegelstrichen, über irritierende Absatzabstände und -einzüge, mir blutete das Herz. Da ich aus Erfahrung weiß, was mit einem Manuskript im Verlag passiert, bis ein eBook herauskommt – das habe ich früher selbst in einem internationalen Fachverlag gemacht –, dachte ich, diesen Service müsste man auch unabhängigen Autoren anbieten. Und zwar so, dass jeder nur für die Leistung bezahlt, für die er auch wirklich Unterstützung braucht. Manch einer kann selbst wundervolle Cover gestalten, dafür hapert es an dem Gespür für das Textlayout, oder umgekehrt.
Als Selbstständige habe ich schon während des Studium und darüber hinaus gearbeitet. Mir gefällt es, mein eigener Boss zu sein, auf Ereignisse schnell reagieren zu können und neue Ideen kurzerhand umzusetzen. Dabei bin ich ja nicht allein – ich arbeite immer mit freien Mitarbeiten aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Denn nicht jedem Grafiker liegen Fantasy-Motive und nicht jeder Lektor kann sich für Krimis begeistern. Auch wenn ich meist der erste Ansprechpartner für unsere Kunden bin, bekommen diese also immer den bestmöglichen Profi für ihr Anliegen.
Was erwartest du von der Entwicklung des ePublishings in den nächsten fünf Jahren?
Ich gehe zunächst davon aus, dass es immer mehr Menschen geben wird, die mit ihrem eReader unterwegs sind, um in Bus, Bahn oder Cafés zu lesen. Das eBook wird das Buchsortiment als weitere Variante zu Hardcover und Taschenbuch ergänzen – im Grunde hat es das ja schon. Hier erzähle ich also nichts Neues.
Ich denke aber auch, dass es immer mehr Unternehmer geben wird, die das Selfpublishing-Modell für sich beruflich nutzen. Also gar nicht so sehr diejenigen, die davon träumen, als freier Schriftsteller leben zu können – obwohl ich mich immer sehr über den Erfolg von selbstverlegten Romanen freue. Sondern vielmehr die Selbstständigen, die das ePublishing als zusätzliches Angebot für ihre eigenen Kunden nutzen und Halbzeit-Autor werden. Zum Beispiel Coaches, Berater, Dienstleister jeglicher Art. Das eBook als Ratgeber und gleichzeitiges Werbe- und Akquisemittel wird sich stärker etablieren, denn gerade die Selbsthilfesparte ist bei Lesern heiß begehrt und bei Autoren erfolgsversprechend. Wer wirklich vom Schreiben und Selbstverlegen leben will, sollte über ein zweites Standbein in diesem Genre nachdenken. Das schließt ja den gelegentlichen Roman nicht aus.
Der Plan, als Selfpublisher genug Aufmerksamkeit zu erregen und dann eventuell doch noch von einem Verlag aufgegriffen zu werden, wird in den nächsten Jahren vielleicht für immer mehr Autoren aufgehen. Dennoch, fürchte ich, wird es eher die Ausnahme bleiben. Da rate ich lieber jedem engagierten Schriftsteller, der an sich und seine Texte glaubt, selbst eine unternehmerische Haltung einzunehmen, sich ein Grundwissen in Marketing anzueignen und sein eigenes Glück in die Hand zu nehmen. Das beinhaltet wiederum, nicht alles selbst machen zu wollen, sondern solche Aufgaben abzugeben, die ein Profi in kürzerer Zeit besser erledigen kann. Schließlich geht es auch um das eigene Schriftsteller-Image. Das ist immer gut investiertes Geld.
Nachdem ich bisher fast alles selbst gemacht habe – vom Korrekturlesen über Covergestaltung bis zur eBook-Konvertierung – neige ich mittlerweile dazu, das, was nicht zum Schreiben gehört, Experten zu überlassen. Nicht zuletzt, nachdem mir eine in Rechtschreibung und Grammatik bewanderte Leserin mir in meinem fünf Mal selbst korrigierten Manuskript einen Fehler nach dem anderen gezeigt hat. Deshalb empfehle ich jedem Autoren, seine Texte durch einen unabhängigen Profi prüfen zu lassen. Doch: wie finde ich jemanden, der gut ist und zu mir passt? Hast du da ein paar Tipps?
Wenn ich mich im Internet umschaue, z. B. in Foren oder Facebook-Gruppen, denke ich, dass selbstverlegende Autoren gut vernetzt sind und immer gern Auskunft über ihre Erfahrungen geben. Wer hat das Cover gemacht? Kennt jemand einen guten/günstigen/schnellen eBook-Konvertierer? (Spontane Anmerkung: Ich kenne einen guten/schnellen/günstigen eBook-Konvertierer: hier. OK, das klingt jetzt ein wenig nach Eigenwerbung…) Auch für ein Lektorat oder Korrektorat gibt es da sicherlich viele Empfehlungen.
Wichtig ist, dass viele Lektoren genreabhängig sind. Am besten also gleich gezielt nach einem Lektor für Krimis, Fantasy oder Sci-Fi etc. fragen.
Wer sich zu den Empfehlungen auch noch eine eigene Meinung bilden will – und das empfehle ich sehr –, der sollte bei der entsprechenden Person nach einem Probelektorat fragen. Das heißt, erst mal mit den ersten fünf oder zehn Seiten antesten, bevor er die ganzen 300 des Romans in die Mangel nimmt. Dadurch sieht der Autor, wie die Kommunikation zu dem Lektor ist, was er eigentlich an Datei zurückbekommt und ob er mit dem gesamten Ablauf zufrieden ist.
Ein ganz wichtiger Tipp noch zum Schluss: Lektoren setzen ihren Preis oft an der Schwierigkeit des Textes an. Wenn es sich also um einen komplizierten Text handelt, kann es durchaus etwas teurer pro Seite werden. Aber auch viele Rechtschreibfehler können den Preis erhöhen. Es ist definitiv von Vorteil, nicht alles blind dem Lektor in die Hand zu drücken, sondern vorher bereits ein, zwei Testleser die gröbsten Fehler herausfischen zu lassen.
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Über Corinna Rindlisbacher
Corinna Rindlisbacher, Foto von Frank Bierstedt
Corinna Rindlisbacher ist Unternehmerin mit Verlagshintergrund. Als Germanistin hat sie u. a. einen eigenen Kleinverlag geleitet, arbeitete als Lektorin und Korrektorin von Deutschland und Australien aus und war Copy Editorin für deutsch- und englischsprachige Fachpublikationen in Indien.
2011 beschloss sie, ihre derzeitige Tätigkeit als Cross-Media-Spezialistin aufzugeben, um im Bereich eBook-Publishing ein Startup-Unternehmen zu gründen. Dafür wurde sie mit dem regionalen Preis „Idee 2011“ ausgezeichnet.
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