Wenn du vergisst
Band 1
Heidrun Wagner
Illustrationen von Miri D’oro
Oetinger34, 2016
978-3958820289
9,99 €
Stell dir vor, du wachst auf und weißt nicht mehr, wer du bist.
Stell dir vor, deine Zeichnungen zeigen Erinnerungssplitter voller Schmerz und Dunkelheit.
Stell dir vor, du hast ein Geheimnis, das dein ganzes Leben zerstört hat.
Stell dir vor, du könntest mit jemandem noch einmal neu anfangen.
Würdest du dich erinnern wollen?
Das Buch wird im Buchhandel immer auffallen – es ist ein Augenschmaus. Bereits von außen ist sichtbar, dass es voller Illustrationen ist und auch der Umschlag erweckt durch die Farbgebung eine gewisse Aufmerksamkeit. Während andere Bücher bewusst auf einen knalligen oder schwarz-weißen Einband setzen, sieht man hier nur die Farbe Rot.
(Quelle: Wenn du vergisst, Oetinger34 2016, S.9)
Bevor wir die Protagonistin Zoe richtig kennenlernen, passiert das Unfassbare: Sie wird am Fluss gefunden, blutet am Kopf und kann sich an nichts erinnern. Der junge Mann, der bei ihr ist, hat wolkenverhangene Augen und bringt sie ins Krankenhaus. Danach verschwindet er und läuft, immer wenn Zoe ihn sieht, vor dem Mädchen weg. Dafür kümmert sich ein Pfleger intensiv um sie. Niklas merkt auch, dass Zoe sehr oft zeichnet und es scheinbar ihr Hobby war, bevor sie alles vergaß.
Wie passen diese drei Jugendlichen zusammen? Und warum werden die Eltern von Zoe erst nicht gesucht? Später als sie auftauchen, wird klar: Das Krankenhaus hat sie zurückgehalten. Ist das so üblich? Viele Dinge haben mich stutzig gemacht. Zum einen, dass ihre Eltern sehr lange brauchen, um Zoe zu finden und zum anderen, dass der Pfleger sich wirklich viel kümmert. Ständig ist er im Zimmer von Zoe, darf mit ihr Kaffeetrinken gehen und auch sonst sind sie später viel zusammen unterwegs. Es wirkt etwas unrealistisch, wenn jemand vom Personal so viel Zeit erübrigen kann, vor allem weil Zoe nicht besonders schwer verletzt ist.
Die Sprache ist eindrucksvoll gewählt. Der Leser hat das Gefühl in Zoes Herz zu sehen. Manche Wörter sind hart, aber ehrlich. In kurzen Sätzen wird das Innenleben aller Charaktere wiedergegeben und es ist fühlbar. Die Erzählweise macht dieses Buch aus, denn so nah war ich lange nicht mehr an einem Charakter.
Besonders sind die Zeichnungen im Buch. Sie sind überall: am Rand, verteilt hinter dem Text und im Text. Sie sind alle grau, aber oftmals enthalten sie viel Schattierungen. Am Anfang war ich begeistert von so viel Kreativität, zumal die Bilder die Geschichte von Zoe vorantreiben und unterstützen. Es gibt kaum Dinge, die überflüssigerweise dargestellt werden. Allerdings grenzt es fast schon an Reizüberflutung, wenn jede Zeit bedruckt ist. Manchmal konnte ich mich gar nicht mehr auf den Text und seinen Inhalt konzentrieren. Miri D’Oro ist eine tolle Zeichnerin – keine Frage. Ihre Gesichter, Hände und Raben wirklich realistisch und kommen auf dem Papier gut zur Geltung. Allerdings hätte jede zweite Seite gereicht, um mich persönlich glücklich zu machen.
Die Geschichte ist als Trilogie angelegt, es erübrigt sich zu sagen, dass es einen Cliffhanger gibt. Auf den steuert der Leser zielgerichtet zu. Ein Manko ist, dass ich früh wusste, worauf es hinauslaufen wird. Aufgrund der Reizüberflutung und dem Cliffhanger kann ich leider drei Bücherpunkte vergeben. Vielleicht werde ich einen weiteren Blick in den zweiten Teil wagen.
(Quelle: Wenn du vergisst, Oetinger34 2016, Titelblatt)
Die Trilogie im Überblick:
1: Wenn du vergisst (22.08.2016)
2: Brennt die Schuld (24.10.2016)
3: In deinem Herz (01.01.2017)
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