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So ist es nämlich bei uns. Und ich könnte heulen. Klar freue ich mich über die tolle Vater-Kind-Beziehung. Schließlich hat das Ganz auch seine Vorteile: Ich kann unbesorgt abends weggehen oder beide alleine losschicken, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass die Maus nicht ohne mich zurecht kommt. Doch langsam gesellen sich auch Zweifel dazu. Habe ich das mit der Mutter-Kind-Bindung vergeigt?Aber mal von Anfang an...
Mein Mann hat sich von Anfang an stark engagiert und so konnte die Maus zu ihm eine (so vermute ich) mindestens ebenso sichere Bindung aufbauen wie zu mir. Klar, ich habe sie 9 Monate in meinem Bauch getragen und sie (leider nur sechs Monate, mehr ging nicht) voll gestillt. Aber seit sie auf der Welt ist, hat mein Mann (bis auf das Stillen) wirklich ALLES übernommen. Teilweise sogar mehr als ich. Er war in den ersten 5 Monaten sehr viel zu Hause und hat wahre Mutterqualitäten bewiesen. Das ganze fing im Krankenhaus an, als die Maus in der 2. Nacht nur schrie, und er sie stundenlang über den Flur getragen hat (weil ich von der Geburt und meinen Geburtsverletzungen noch zu geschwächt war). Wenn die Maus später ihren allabendlichen Schreiattacken bekam, hat er sie im Arm geschuckelt, wurde sie nachts unruhig, hat er sie zu sich auf den Bauch gelegt. Schon damals hatte ich das Gefühl, dass er sie besser beruhigen kann. "Ist normal", hat mir mal eine Hebamme versichert. "Sie riecht halt deine Milch und kleine Babys lieben die tiefe, sonore Männerstimme."Klar, auch ich habe sie genommen, wie haben uns schon abgewechselt. Aber er war oft schneller, hat es sich nicht nehmen lassen, sein Töchterchen so oft wie möglich zu sich zu holen, sie bei jeder Gelegenheit in den Armen zu wiegen. Und ich habe die Beiden gelassen. Schließlich hatte ich allein durch die Stillerei eh schon sehr viel Körperkontakt zu ihr. Außerdem bekam sie jeden Abend eine Babymassage von mir. Und natürlich haben wir beide auch gekuschelt. Vielleicht nicht genug? Diese Frage stelle ich mit heute.
Strenge Mama, weicher Papa
Dazu kommt, dass mein Mann viel "weicher" ist als ich. Bei jedem keinen nächtlichen Mäuse-Pieps zum Beispiel, hat er die Kleine schon aus ihrem Beistellbettchen gerissen. Ich hingegen, wollte lieber versuchen, sie zunächst durch streicheln zu beruhigen, bevor ich sie gleich hochnehme. Schließlich sollte sie sich doch irgendwann ans Bettchen gewöhnen, merken, dass das ein sicherere Ort ist. Aber nein, weinen gelassen, habe ich sie natürlich nicht. Hat das Streicheln nicht geholfen und die Maus weinte, habe ich sie natürlich hochgenommen. Nur war mein Mann auch hier viiieeeel schneller. Und ich vielleicht doch zu hart? Rückblickend muss sich sagen, dass ich damals viel zu wenig über Babys wusste. Habe nach Gefühl und manchmal auch auf den Rat meiner Hebamme gehört. Intuition ist das beste, dachte ich damals. Und: Man kann doch kein Kind nach Büchern erziehen. War das naiv? Fachliteratur folgte erst viel später, als das Thema Schlafen zum Problem wurde. Hätte ich viel früher mehr lesen sollen?Als die Maus dann 5 Monate alt war, endete die "Auszeit" meines Mannes und er war von da an, nur noch sehr selten zu Hause. Das krasse Gegenteil also von der Anfangszeit. Doch die Maus und ich kamen gut miteinander aus. Wir gingen zusammen zum Yoga, machten Babyschwimmen, trafen andere Mütter mit ihren Kindern. Eine anstrengende, aber wunderschöne Zeit.
Mit knapp einem Jahr startete die Eingewöhnungszeit in der Krippe, da ich nach der 12-monatigen Elternzeit wieder arbeiten wollte. Die Eingewöhnung übernahm ich und ich erinnere mich, dass die Bezugserzieherin uns damals eine gute Bindung attestierte, da die Maus gleich am ersten Tag freudig von mir weg krabbelte und neugierig den Raum erkundete - Mama in der Nähe gab Sicherheit. Oder war ich einfach nicht wichtig genug?
In Griechenland begann die Veränderung
Doch schon davor, mit ca. 10 Monaten bemerkte ich plötzlich eine Veränderung. Alles fing in unserem Griechenland-Urlaub an. Papa war wieder rund um die Uhr verfügbar und das nutze die Maus aus. Ich durfte auf einmal gar nachts mehr. Tragen wickeln, anziehen. "Papa, Papa, Papa." Zuhause wurde es dann noch schlimmer. Ich war bald komplett abgeschrieben. Und so blieb es mehr oder weniger auch. Zwischendurch gab es kurze Mama-Phasen, aber im Großen und Ganzen verlangte sie nach Papa, wenn er da war.
Und wie ist es heute?
Papa ist der Beste! Dieser Satz umschreibt die Situation wohl ganz gut. Sobald er da ist, darf ich NICHTS mehr machen. Ist er weg, ist alles gut. Dann ist die Maus sogar eifersüchtig auf andere Kinder. Guckt mich ein anderes Kind etwas intensiver an, klammert sie sich sofort an mich und brüllt. "Nein, das ist meine Mama!" Ab und zu kommt sie auch zu mir, umarmt mich, und sagt so Dinge wie "Ich liebe dich" oder "Du bist meine Freundin."Aber eben nur, so lange der Papa nicht da ist. Bei ihm kuschelt sie auch viel öfter und intensiver. Schlafen die beiden in einem Bett, darf der Körperkontakt nicht abreißen, sonst schreit sie. Ist das jetzt eine gutes Zeichen? Für eine sichere Bindung oder eher ein Hinweis auf Verlassensängste?
Was mir noch aufgefallen ist: Tut sie sich weh und will getröstet werden, kommt sie mal eher zum Papa, mal mehr zu mir. Hat sie große Angst wie z.B. in unserem letzten Urlaub, da war ihr der Pool suspekt, wollte sie anfangs nur mit mir ins Wasser. Ist sie bei meinen Eltern frage sie nur nach mir und nie nach dem Papa.
Unser Tagesplan
Zeitlich ist es bei uns übrigens so aufgeteilt. Ich mach sie morgens fertig (welch ein Theater: "Nein, Papa macht das"). Er bringt sie in die Kita, ich hole sie ab. Nachmittags und abends sind wie meistens alleine ohne Papa. Dafür übernimmt er dann die Nachtschicht. Zurzeit schlafen die beiden im Elternschlafzimmer (zunächst sie im eigenen Bett, nachts kommt sie dann zu ihm ins Bett) und ich im Kinderzimmer, da ich durch meine Schwangerschaftsübelkeit, nachts manchmal raus muss und eh sehr schlecht schlafe). Samstagnachmittags machen die beiden oft was zusammen, sodass ich mich ausruhen kann, sonntags ist Familientag, also Zeit zu dritt. Insgesamt verbringe ich also mehr Zeit mit ihr. Dafür bin ich aber auch strenger. Der Papa kauft schonmal nen Lolli oder ein Eis und ist damit natürlich der Held. Ist das nun gut oder schlecht?
Ich habe mir mittlerweile verschiedene Theorien zusammengesponnen:
- Kind hat eine bessere Bindung zum Papa als zu mir.
- Kind hat eine starke Bindung zu beiden Elternteilen, nutzt die wenige Zeit mit Papa voll aus, Mama ist ja eh immer da
- Kind hat eine unsichere Bindung zum Papa, da er nach der intensiven Anfangszeit nun viel weg ist
Es tut weh
Denn es tut einfach weh, wenn man nachmittags vor Sehnsucht zerfressen in die Kita hetzt und das Töchterlein einen nur enttäuscht anguckt und nach "Papa?" fragt. Wenn man sein Kind wickeln und anziehen will, es aber nur schreit und nach Papa verlangt. Wenn der Papa nach Hause kommt und laut jubelnd in Empfang genommen wird. Oder wenn man den eigenen Ehemann nicht mehr küssen darf, ohne einen Eifersuchtsanfall zu provozieren."Das ist mein Mann" musste ich mir schon öfter anhören. Na gut, neulich hat sie mir wenigstens ein Friedensangebot gemacht: "Ok, wir wechseln ab, Mama, ja?" Ist das noch niedlich oder schon gestört? Ist das alles überhaupt normal oder nur ein gewöhnlicher Entwicklungsschritt?Bin ich die einzige Papa-Kind-Mama?
Kennt Ihr so was eigentlich auch? Ich höre nur von Müttern, ohne die beim Kind gar nichts läuft, Väter, die da nicht mithalten können, die mit dem abendlichen ins Bett bringen schon überfordert sind. Familien, in denen Mama die Beste ist. Und bei uns ist es genau umgekehrt. Ich fühle mich mittlerweile echt wie eine Versagerin.Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir Eure Erfahrungen dazu schreiben könntet. Vielleicht habe ihr so etwas ähnliches auch schon mal erlebt. Gerne in einem Kommentar, per Mail oder als eigener Blogpost.