Wenn die Let’s Play Ideen ausgehen

Am Anfang hat man keine Probleme mit den Let’s Plays. Man findet Spiele, welche man Let’s Playen möchte. Projekt Ideen kommen genau wie Together Partner. In der Anfangszeit entwickelt man sich. Man verbessert sich selber aber auch in direkter Form wie man Let’s Plays macht. Das geht eine lange Zeit gut. Aber irgendwann kommt der Punkt, da hat man die Nase voll oder man bekommt keine neuen Ideen.

Wo ich auf Kreuzfahrtschiffen angefangen habe, hat man gesagt, nach 3 Monaten kommt der Punkt, wo man die Schnauze voll hat und weg will. Der Arbeitsvertrag geht 6 Monate mit einer 7 Tages Woche. Also genau zum Bergfest kommt man eine Abzweigung mit zwei möglichen Wegen. Der, wo man die Schnauze voll hat und innerlich die Handbremse zieht. Der zweite Weg ist, man hat die Schnauze voll und will weg, geht aber erstmal in den ersten Gang zurück.

Der Punkt kam bei mir auch. Von einem Tag auf den anderen. Anfangs war alles schön. Es hat Spaß gemacht. Die Routine kam rein. Man hat sich mit Arbeitskollegen besser verstanden. Es kamen neue hinzu und es gingen auch genauso viele. Ich weiß das noch ganz genau. Man wacht auf und sagt sich, was mach ich hier überhaupt. Ich will mal einen freien Tag. Ich will länger von Bord. Ich will nachhause. Da hatte ich einen Tiefpunkt von 3 Tagen. In dieser Zeit konnten mich wirklich alle. Die Essen, immerhin für 2.200 Passagiere, habe ich weiterhin gemacht, auch wenn ich kein Bock hatte. Nach einer Zeit muss man auch nicht mehr abschmecken – man kennt es einfach auswendig, wenn man es in einem 7 – 14 Tages Rhythmus macht für Monate.

Aber so ging es natürlich nicht weiter. Man hat selber keinen Spaß mehr dran. Abhilfe kam durch Landgänge. So ging ich am Anfang mal alle paar Wochen von Bord, meist um irgendwelche Hygiene Artikel zu kaufen (im Hafen billiger…). Ab dem Tiefpunkt alle paar Tage. Einfach um raus zu kommen. Die Routine hinter sich lassen. Die Hackfressen die man fast rund um die Uhr sieht einfach mal nicht sehen. Und irgendwann hat man einfach wieder Spaß mit der Arbeit.

Da kamen dann auch Ideen. Ging mal ein Gericht aus, musste ich mir was überlegen. Meist irgendwas zusammen gebastelt aus Resten. Weihnachten z.B.. 2 Tonnen Enten und Gänse gehabt. 3 Tage durchgearbeitet nur für einen Abend. Was war? Paar Hundert Kilo blieben übrig. Fertig zubereitet. Weg schmeißen? Zu teuer. Also war es meine Aufgabe, die “Reste” in den nächsten Tagen zu verarbeiten. Nur normale Enten oder Gänse den Gästen auszugeben – das geht vielleicht noch ein oder zwei mal. Aber danach muss man Kreativ sein. Hätte ich da meinen Tiefpunkt gehabt, die hätten mich rausgeschmissen.

Und so ähnlich ist es ja auch bei Let’s Plays. Am Anfang gibt man sich Mühe. Man ist mit voller Motivation dahinter. Spiele für Projekte sind kein Problem, man hat auf alles Bock. Auch Ideen und Konzepte kommen über Nacht. Aber auch hier kommt man mal an einen Punkt, wo einem nichts mehr einfällt. Wo man vielleicht meint, wieso mach ich den Scheiß überhaupt? Die Routine ist da. Man hat sich eingespielt. Man macht das täglich, was man bereits seit Wochen oder Monaten macht. Auch ohne 2 Tonnen Enten und Gänse. Und glaubt mir, ich kann seit dem (vor ca. 2 Jahren) das Zeug nicht mehr sehen, nicht mehr zubereiten und auch nicht mehr essen.

Wenn man an einen solchen Punkt gekommen ist, muss man sich Abhilfe schaffen. Nicht den Weg gehen, wo man die Handbremse anzieht und aussteigt. Denn man wird es bereuen. Die Zeit auf hoher See, war die geilste die ich hatte. So viel erlebt. Die Welt gesehen. Haufen Geld verdient, wovon der Großteil nun hier in diesem Projekt steckt. Hätte ich bei meinem Tiefpunkt aufgegeben, ich hätte es bereits am Flughafen bereut.

Also wenn man als Let’s Player an einen solchen Punkt gekommen ist, ruhig mal eine Pause einlegen. Wenn mal ein paar Tage keine Videos kommen, kein Problem. Ist ja nicht wie bei mir auf der Arbeit :)

Mal auf sich konzentrieren. Die Freundin oder Freund verwöhnen. Hobbys nachgehen was nichts mit Gaming zu tun hat. Freunde anrufen und mal ins Kino gehen. Einfach mal weg vom Rechner, vom Mikrofon und von seinem Let’s Play Kanal. Und glaubt mir, neue Ideen und Motivation kommt dann von alleine wieder. Denn ihr macht es aus Spaß. Nur ging die Luft raus. Das ist nicht das Ende.

Also nicht gleich aufgeben, mal in den ersten Gang schalten, sich auf was anderes konzentrieren und dann mit voller Kraft zurück schlagen. Denn macht ihr eure Videos ohne Motivation oder das ihr selber daran keinen Spaß mehr habt, dann merkst nicht nur du das, sondern auch deine Zuschauer. Und zu diesem Punkt solltest du lieber nicht kommen. Denn davon hat keiner was. Jeder hat mal einen Tiefpunkt. Große Let’s Player auch. Die haben auch mal eine Pause eingelegt. Sind in Urlaub oder haben sich um was anderes gekümmert und sind dann wieder zurück gekommen. Mit Spaß, Motivation und Laune. So das es ihnen wieder Spaß gemacht hat aber auch den Zuschauern.

Beitragsbild habe ich am 30.11.2012 um 18:02 Uhr aufgenommen (durfte mein Chef nie erfahren, 18 Uhr Hauptangriff der Gäste an den Buffets (war für alle Fleischgerichte in 6 Restaurants – 2.200 Passagiere zuständig ;))). Kurz nach dem Ablegen vor Koh Samui. Solche Ausblicke, bei einer einfachen Zigaretten Pause, schaffen auch Abhilfe. Vielleicht war ich deswegen fast jede Stunde am Rauchen, immerhin gab es das Zeug auch Zollfrei.

Bin ich mal an einen Punkt, wo ich keinen Bock mehr auf alles hab – und die gibt es, auch bei Lets-Plays.de – dann setze ich mich gerne aufs Sofa und schmeiß die Diashow an von Bildern, aufgenommen von mir – aber nicht von mir, von Überall auf der Welt. Wie eben Südostasien. Ich erinnere mich an die geilste Zeit in meinen Leben, entspann mich, fluche ein wenig auf Philippinisch (das lernt man auf einem Kreuzfahrtschiff) und komme so wieder auf den Boden zurück. Mein persönlicher Fluchtweg, wenn ich die Schnauze voll habe. Jeder hat auch so einen, man muss ihn nur finden.


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