Wenn die Leafmen im Kletterwald sind

Nicht immer steht der Aufwand für ein Kindergeburtstag in Relation zu seinem Erfolg. Aus Kinderperspektive. Manch durchgestylte Eltern-Choreographie, sicherlich mit viel Liebe und Aufwand vorbereitet, stößt auf wenig Gegeninteresse beim kindlichen Hauptadressaten. Ich bin beispielsweise gerade dabei zu überlegen, wie wir eine Seeschlacht von 1805 in ein kindergeburtstagtaugliches Event verwandeln können. Und gestehe, bislang ohne Ergebnis. Andere Themen geben da einem deutlich mehr Spielraum. Aus eigener Erfahrung liefen bei uns eine Ewoks-Schlacht und ein Leafman-Geburtstag sehr erfolgreich. Wer den Leafman-Film nicht kennt, schaue hier mal nach. Kommerziell war der Film wohl weniger erfolgreich, aber sehr kindergeeignet mit einer Geschichte, die eine Botschaft hat.

Zurück zur Party. Beide Themengeburtstage konnten wir zudem mit recht wenig Aufwand bewerkstelligen. Das ist für den Familienfrieden auch sehr zuträglich. Und beide Geburtstagsfeste fanden im Kletterwald in Hennef statt. Thematisch ist wohl allen anderen Jungsvatern mit Star-Wars-Kindern schon längst klar, dass ein Ewoks-Geburtstag in den Bäumen stattfinden muss. Allen anderen verweise ich auf den entsprechenden Wiki-Star-Wars-Eintrag. Leafmann, der Blattmann, lässt sich logischweise auch gut im Laubwald ansiedeln. Für unsere beiden ‚großen‘ Jungs im Alter von mittlerweile 7 und fast 9 Jahren ist – natürlich – der Thrill eines Parcours in den Bäumen auf 5 Metern Höhe oder so, das absolute Top-Ereignis.

Für uns Eltern ist da oben eigentlich auch einiges an Thrill gegeben. Weil es einem selbst Spaß macht. UND: Weil man sich keine Sorgen machen muss, dass der eigene Nachwuchs unfreiwillig nach unten segelt. Auf diese Art von Thrill, mit Verlaub, können wir Eltern alle gerne verzichten. Und das machen im Hennefer Kletterwald die dort verwendeten Karabinerhaken haken möglich.

Dazu ist eine eher technische Erklärung notwendig. In einem Kletterwald ist der Kletter in der Regel durch zwei Karabiner gesichert, die seine Sicherheitsweste / Trapez am Sicherungsseil zwischen den Bäumen hält. Herunterfallen definitiv ausgeschlossen. Bis auf den Moment, wo man sich von einem Sicherungsseil zum anderen umhängen muss. Nach einem Element, an der nächsten Plattform am Baum. Standardgemäß klickt man sich mit einem Haken am Ende des Sicherungseils aus und klickt dies am nächsten Sicherungsseil wieder ein. Erst DANACH klickt man sich mit dem zweiten Haken aus und hängt diesen dann ebenfalls am neuen Sicherungsseil ein. Alles ganz einfach und klar. Für Erwachsene. Kinder können sich bei diesem Ein- und Aushängen der Karabiner schon mal vertun. Und dann stehen sie da oben auf einer kleinen Plattform ganz plötzlich ohne einen einzigen Karabiner im Sicherungssseil. Keine gute Idee.

Hier kommt die besondere Karabinertechnik des Hennefer Kletterwaldes ins Spiel. Wenn ein Karabinerhaken offen ist, kann der andere nicht geöffnet werden. Konkret heißt das: Solange der erste Kabinerhaken nicht wieder definitiv am neuen Sicherungsseil eingehängt ist, kann der zweite Haken nicht geöffnet werden. Und für alle, die immer noch den Pferdefuß suchen: Der einmal geöffnete Karabinerhaken kann nicht in der Luft geschlossen werden, sondern muss einen harten Gegenstand (also das neue Sicherungseil) umfassen. Das System ist so sicher, dass am Ende eines jeden Parcours ebenerdig ein Stab mit einer gebogenen, aber offenen Stahlstück steht, an dem an sich erst wieder vom Parcours entsichern kann. Karabinerhaken dort einhängen, klicken und schließen. Durch das offene Ende abstreifen. Erst dann kann der zweite Karabinerhaken entsichert werden.

Ich habe deswegen so viel Zeit hier auf die Beschreibung dieses Mechanismus verwandt, damit Sie die Zeit in den Baumhöhen auch genießen können. Weil ihre Kinder, so luftig es dort oben zugeht, einfach sicher sind.

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Damit das alles vor Ort auch klappt, gibt es regelmäßig Einführungen für die Neuankömmlinge und das Durchsteigen eines Probeparcours unter Aufsicht. Sicher ist sicher.

Tja, und danach steht den Abenteuern der jungen Ewoks und den Freunden der Leafmen nichts im Wege. Sie sehen es mir hoffentlich nach, wir haben drei Jungs, aber ggf. sind diese Abenteuermöglichkeiten auch auf die Welt der Eisprinzessin o.ä. übertragbar. Unterschiedliche Parcours mit verschiedene Schwierigkeitsgraden lassen einen so viel Spaß haben, dass die drei Stunden Mindestbuchungszeit wie im – gesicherten – Fluge vergehen. Bei meinen Jungs ist der mittelschwere Alpenparcours der Hit – vor allem, sich ins Spinnennetz per Kurzseilbahn zu werfen.

Auch der sicherste Kletterwald ist allerdings gegen zwei Dinge machtlos. Höhenangst und schlechtes Wetter.

Wenn der Nachwuchs trotz starker Identifikation mit seinen Ewoks-Freunden gar nicht in dieser Höhe zurechtkommen will, ruft dieser in der Regel mit Tränen in den Augen und am Baumstamm festgeklammert laut: „Mama!“ Der mitkletternder Erwachsene (1 Erwachsener pro drei Kindern für die 6- bis 7-Jährigen ist vorgeschrieben, ab 8 darf man mit Einverständniserklärung der Eltern alleine klettern) ruft dann aber besser: „Trainer!“ Und diese kommen dann herbeigeeilt und seilen den aufgewachten Traumwandler ab. Nicht nur einmal habe ich erlebt, dass aus Kinderperspektive gerade das das Spannendste war. Damit ist der Spaß aber nicht vorbei. Für alle, denen es oben schummrig wird, gibt es am Erdboden auf 20 cm Höhe den Kinderparcours. Der eignet sich natürlich gleichermaßen für alle Kinder unter 6 Jahren, oder auch Familien wie wir: Die einen sind mit Mama oder Papa oben in den Wipfeln. Die anderen sind mit Mama oder Papa am Boden.

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Tja, und das Wetter? Muss man differenziert sehen. Wenn es schlecht ist, hat es keinen Sinn. Wenn es gut ist, selbstredend super. Und wenn es durchwachsen ist? Gegen Gebühr lässt sich ein – auch überdachter – Tisch reservieren. Der Geburtstagskuchen ist dann auch ganz ohne Karabiner gesichert. Ein bisschen Tröpfeln wird vom Blätterdach gut abgefangen. Und überhaupt hat durchwachsenes Wetter den Vorteil, dass doch merklich weniger los ist auf den Parcours. Lassen Sie sich also davon nicht abschrecken.

Anreisetipps: Die Kletterwaldadresse führt auf einen leicht unterhalb des Kletterwaldes angelegten, großen Parkplatz. Das bedeutet, dass man sich genau richtig aufwärmt, wenn man den ausgeschilderten Weg zum Kletterwald hochsteigt. Macht man allerdings mit ein paar Kisten Kindergeburtstagskram nicht sooo gerne. Nicht ausgeschildert ist die Anfahrt von oben. Das geht auch (St. Michaelstraße, Bergstraße…) und ist auf jeden Fall sinnvoll, die Picknicklogistik abzuladen. Parkplätze gibt es dort allerdings sehr wenige.

Weitere Kletterwaldparcours des gleichen Anbieters können hier abgerufen werden.

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