"Wenn der Sommer endet" und YA wieder Spaß macht


Ich kann gerade gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert ich über die Tatsache bin, dass es doch noch immer Jugendbücher gibt, die mich begeistern können, weil sie Altes so neu und originell erzählen, dass es dem Leser so vorkommt, als würde man etwas nie Dagewesenes verschlingen. Und wieder muss ich mich fragen, ob ich mich in Zukunft nicht weiter auf dem europäischen Buchmarkt herumtreiben sollte, denn so wie die französisch-irische Autorin ihre Geschichte erzählt, habe ich es noch in kaum einem amerikanischen Werk erlebt. Klar, es gibt immer die großen Ausnahmen - siehe Stiefvater & Co. - aber nach etlichen Enttäuschungen sind es doch stets die Europäer, die mir die Lust an YA zurückgeben.
Es ist wohl die Mischung aus typischem Jugendalltag - mit Schule, erster Liebe und Partys -, mystisch, düsterer Atmosphäre - die einfach unglaublich gut in den Schauplatz Irland und die herbstliche Jahreszeit passt - und psychologisch-fantastischen Elementen, die diesen Roman so besonders und anders macht. Man weiß oftmals selbst überhaupt nicht, was gerade passiert, wohin sich die Handlung entwickelt und was nun real und was Einbildung ist. So lässt das Buch Platz für Interpretation, für eigene Überlegungen, und kaut dem Leser nicht jede Kleinigkeit vor.
Was mir ebenso positiv aufgefallen ist, war, dass zwar viele problematische Thematiken angesprochen wurden, die Autorin diese aber mit solch einer Gelassenheit behandelte, dass es an keiner Stelle des Buchs zu überfüllt oder dramatisch wirkte. Da lieben sich eben zwei Mädchen, da spricht man eben offen über Sex, da begeht man eben mal Fehler, oder handelt falsch, denn das ist nunmal normal und menschlich. Und da wird kein Theater drum gemacht, da wird nachgedacht, selbst wenn die Situation es nicht immer sofort erlaubt. Ich mochte das sehr, empfand es als erfrischend, weil die Geschichte dadurch keine Klischees bediente, und fand die Figuren trotz ihrer Makel nur noch sympathischer.
Lange Rezi, kurzer Sinn...
+"Wenn der Sommer endet" beinhaltete Liebesgeschichte, Erwachsenwerden, Familiendrama, Psychologie und ein bisschen Spuk, ohne darunter zu ersticken. Sprache und Stil waren mancherorts poetisch, bestachen aber besonders durch Ehrlichkeit und Nachdenklichkeit. Das Buch ist etwas Besonderes auf das ich mich zu gern eingelassen habe.
-Vielleicht kam am Ende ein bisschen zu viel auf einmal, vielleicht kam mir die Mutter doch ein wenig zu selten zu Wort, wie auch immer ... Jammern auf hohem Nievau. Als Jugendbuch ist der  Roman ein wahrer Hingucker.

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