Ich erlebe in meiner Coachingpraxis immer öfters eine diffus erlebte Trennung zwischen Selbstvertrauen/Selbstbewusstsein und dem eigentlichen Selbstwert. Selbstvertrauen/Selbstbewusstsein ist in meinen Augen eine Art Sicherheit in der nach außen gezeigten Handlungskompetenz, also wenn ich weiß, was ich im Außen bewirken kann, weil ich das schon hundertfach gut gemeistert habe.
Vielleicht ein praktisches Beispiel dazu: Wenn ich Vorträge halten muss, dann habe ich irgendwann eine Kompetenz darin erlangt, diese Vorträge zu halten. Der Selbstwert allerdings geht tiefer – das ist für mich die tief innendrin erlebte Sicherheit, dass ich so ok bin, wie ich eben bin. Also ein ganz sattes, zufriedenes und stabiles Gefühl, das nicht auf Handlungen nach außen beruht. In sich ruhend, wie ein Buddha.
Eine reine Handlungsorientierung macht nicht stabil
Nur ein gutes Selbstvertrauen/Selbstbewusstsein zu haben kann ein zweischneidiges Schwert sein. Natürlich weiß ich, was ich gut kann und wie ich bestimmte Dinge anstellen muss. Allerdings ist dieses handlungskompetente Selbstvertrauen/Selbstbewusstsein meistens erworben, um auf die gegebene Umwelt adäquat zu reagieren. Also erlerntes Verhalten. Und wir lernen meistens Verhaltensweisen zur Angstvermeidung.
Und deshalb kann es durchaus sein, dass trotz hoher Handlungskompetenz (Selbstvertrauen/Selbstbewusstsein) immer noch eine Art „Angst vor der Entdeckung“ auf einer tiefen inneren Schicht mitläuft. Um beim Beispiel Vorträge zu bleiben – das würde dann bedeuten, dass ich auf einer Handlungsebene zwar schaffe, den Vortrag gut zu halten (Selbstvertrauen/Selbstbewusstsein), auf einer tiefen Ebene aber jedes Mal ziemlich ängstlich bin, vielleicht aus der Angst heraus, entdeckt zu werden, dass ich eben nicht so gut bin, wie ich das in meinen Vorträgen vermitteln möchte.
Und vielleicht beobachten Sie sich bei Ihren selbstbewussten Handlungen das nächste Mal etwas genauer – ob da nicht auch irgendwo Unsicherheit und Angst als diffuses Gefühl mitläuft….