Wenn der Schein trügt...

Servus!

Ich will euch gleich vorweg warnen. Dieser Post könnte etwas länger werden.

Eigentlich wollte ich nichts über diese unglaubliche Geschichte schreiben, aber ich bin immer noch so dermaßen fassungslos, dass ich einfach davon berichten muss. Vielleicht mache ich es auch ein bisschen für mich, um wieder zur Ruhe zu kommen. Immerhin soll bloggen ja angeblich ungemein befreiend sein.
Angefangen hat alles damit, dass mir irgendwann letztes Jahr auf Facebook ein Mädchen (ich nenne sie hier jetzt mal Conny) eine Freundschaftsanfrage geschickt hat, die ich schon aus einem Forum kannte.
Ich muss vorab dazu sagen, ich bin im Leben grundsätzlich eigentlich sehr wachsam und im Internet erst recht. Gerade in sozialen Netzwerken achte ich sehr darauf, welche Freundschaftsanfragen ich annehme.
Manchmal gehe ich meinem Mann mit meinem Misstrauen und meiner Wachsamkeit schon ein bisschen auf die Nerven. Aber genau diese Wachsamkeit hat auch schon zweimal innerhalb weniger Wochen dazu geführt, dass ich der Polizei einen Tipp geben konnte, wo sie zur Fahndung ausgeschriebene Personen finden können. Aber zurück zum Thema.
Ich nahm damals die Anfrage, weil ich wie gesagt Conny aus einem Forum kannte. 
Auf ihren Bildern sah sie total sympathisch und nett aus. Ich bekam nun durch ihre Postings auf Facebook auch ein bisschen mehr aus ihrem Leben mit. Conny war Single, reiste gerne, hatte neben dem tollen Hauptberuf einen Nebenjob und hatte einen Mitbewohner (den nenne ich hier mal Holger) mit dem sie gerne Golf spielte.
Holger schickte mir ein paar Monate später ebenfalls eine Freundschaftsanfrage. Auch diese Anfrage nahm ich an, da ich ja wusste wer er war. Die Freundschaft zwischen Conny und mir wurde intensiver. Wir schrieben uns Karten, chatteten öfters und das heißt bei mir schon viel, da ich chatten eigentlich so gar nicht mag. Die Postings von Conny und Holger waren oft sehr amüsant und unterhaltsam. Und nicht nur mir, auch ein paar anderen Mädels, die ich aus dem Forum kannte und die Conny auf ihrer Freundesliste hatte, waren von den Postings angetan, waren amüsiert und kommentierten fleißig mit, genau wie ich. Irgendwann
zeigte uns (den anderen Mädels und mir) Conny ein Bild von einem kleinen Mädchen. Conny erzählte uns, dass es sich um das Nachbarskind handele, dass nun für ein paar Wochen bei ihr und Holger leben würde, weil die drogenkranke Mutter zur Entziehung in der Klinik wäre. Das Jugendamt hätte nichts dagegen, dass die Kleine bei ihnen wäre, da sie diese ja kennt und es für das Kind besser wäre als fremde Pflegeeltern.
Im Februar oder März diesen Jahres war dann irgendwann ein Post zu lesen, der uns alle entsetzte. Connys Mitbewohner hatte einen schweren Autounfall und lag in einer Klinik im Koma. Wir waren alle total durch den Wind, um Holger sah es nicht gut aus und nicht nur ich und die anderen Mädels aus dem Forum weinten, bangten und hofften um Holger, es kam auch viel Feedback von Unbekannten oder von Freunde und Verwandten der anderen. Wir waren alle für Conny da und boten unsere Hilfe an. Viele von uns kauften kleine Geschenke und Karten um sie Holger und Conny zu schicken. Wir versuchten Conny zu trösten und aufzubauen so gut es aus der Ferne ging. Manche boten sich sogar an, am Wochenende zu Conny zu fahren.
Es waren lange schreckliche Wochen in denen Holger in einer Nacht sogar zweimal einen Herzstillstand hatte und sich sein Zustand dadurch noch mehr verschlechterte. Viele litten mit.  Für mich war es auch besonders schlimm, weil es mich an die Zeit zurück erinnert hat, als meine Mutter 10 Monate im Krankenhaus und davon viele Wochen im Koma lag.
Damals hatte ich gerade meine Ausbildung fertig, als ich meine vorher gesunde und lebenslustige Mutter nach 10  Monaten Klinikaufenthalt als Schwerstpflegefall nach Hause bekam, wo ich sie 5 Jahre lang gepflegt habe. Da war ich gerade 19 Jahre alt und Pflegedienste gab es damals noch nicht.
Zurück zur Geschichte...
Was waren wir alle froh und haben uns gefreut, als Holger nach 7 Wochen Koma wieder aufwachte! Außer einer leichten Amnesie und den Verletzungen die er sich bei dem Unfall zu zog, schien Holger in einem absolut guten Zustand zu sein. Ich wunderte mich zwar etwas, wie man nach so langer Zeit so fit sein konnte, aber es gibt soviel unmögliches in der Medizin, warum also nicht. Hauptsache Holger ist aufgewacht.
Schon einige Tage später meldete sich Holger das erste mal wieder bei "seinen Hühnern" auf Facebook.
Während der Krankenhauszeit von Holger lernte Conny Daniel, einen Polizisten kennen. Wir freuten uns mit ihr als es Wochen später mehr wurde und die beiden ein Paar wurden. Als Daniel mir irgendwann eine Freundschaftsanfrage sendete, wurde sie angenommen, war er ja Connys Freund.
Kurz darauf war Daniel für drei Wochen in China, seine Verwandtschaft besuchen. Zur gleichen Zeit war Holger zur Reha in Brandenburg. Wir bekamen Bilder von Daniel und Holger zu sehen, trösteten Conny, weil sie wieder so lange alleine war und ihren Schatz so vermisste.  Ich und viele andere der Mädels fanden Connys asiatischen Freund toll, er sah so unverschämt gut aus, dass einige von uns schon rumalberten, der könnte doch glatt Model werden.
Oh ja, wir durften viel erleben mit Conny, Holger und Daniel. Durften den tollen Frühstückstisch bewundern, den Daniel und Conny zu Holgers Rückkehr gedeckt hatten. Durften die schöne Torte sehen, die Daniel und Conny liebevoll für das Nachbarskind gebacken hatten....
Dann kam Ende Juni der große Knall. Durch die anderen Mädels die mit Conny und teilweise auch mir befreundet sind, erfuhr ich, dass so ziemlich alles was Conny uns erzählte und schrieb, erfunden war. Holger, das Nachbarskind und die drogenkranke Mutter, Daniel, ihre spontanen Reisen nach Skandinavien und nach New York, der Unfall und das Koma von Holger, ihr Hammerjob, selbst der Frühstückstisch, die Golfbilder und die Torte, alles erfunden und geklaute Bilder aus dem Internet! Ihr Freund ist zum Beispiel ein Model und Schauspieler. Gott, was muss sich Conny totgelacht haben, als wir Mädels schrieben, ihr Freund könnte direkt Model werden! -_-  
Ich wollte das alles zuerst nicht glauben und war einfach nur schockiert. Leider musste ich es aber glauben, denn mir wurden die Beweise quasi schwarz/farbig auf weiß präsentiert. Alles zusammen gelogen und erfunden. Als man Conny zur Rede stellen wollte, blockte sie die meisten ab. Manchen wollte sie weißmachen, dass es alles ganz anders wäre und es Holger und Daniel wirklich gäbe. Nein, es gibt sie nicht. Zumindest bei Holger habe ich es schriftlich, denn ich war so frei und habe beim Einwohnermeldeamt von Conny und Holgers Wohnort eine Registeranfrage angefordert. Das Ergebnis: Es gab und gibt keinen Holger S. in diesem Ort. 
Es ist wirklich unglaublich was Conny uns allen vorgespielt hat. Wie müssen sich erst die Leute fühlen, mit denen sie schon persönlichen Kontakt hatte, wenn es mir schon so schlecht ging!? Viele von uns können es immer noch nicht so wirklich fassen. Ich hatte Conny noch bis gestern auf meiner Freundesliste. Ich hatte sie vor drei Wochen angeschrieben, weil ich einfach nur ein Statement von ihr persönlich wollte. Ich wollte wissen, was sie zu dieser Geschichte zu sagen hat, was sie mir auftischen wird. Conny hatte um Zeit gebeten, da sie selbst erstmal zur Ruhe kommen wollte. Ich bin ja kein Unmensch, also gab ich ihr die Zeit.
Die letzten Tage wurde sie auf Facebook immer aktiver. klickte bei vielen Postings auf "gefällt mir". Als ich dann gestern sah, dass Conny anscheinend mehr daran liegt, ihre Kommentare unter irgendwelche bunte Bildchen zu setzen, als sich zu fragen wie es ihren angeblichen Freunden geht, die noch immer auf Antworten von ihr warten, habe ich ihr noch eine letzte Nachricht geschrieben und sie dann gelöscht. Ist und war letztendlich wohl besser, als noch länger vergeblich auf irgendeine Antwort von ihr zu warten. 
Wenn der Schein trügt...

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