Wenn Dein wichtigster Triathlon in die Hose geht…

Monatelang trainierst Du fokussiert auf Dein Ziel hin, denkst Wochen vorher fast nur noch an dieses eine Event, bist in der Wettkampfwoche voll im Tunnel und voll committed. Doch dann machst Du einen Anfängerfehler, vergeigst es hart, und das Ganze scheint im ersten Moment des Affekts alles für die Katz gewesen zu sein. Zumindest wenn man den Emotionen unmittelbar danach Glauben schenkt. Aber wie so oft relativiert sich alles. Mit ein paar Tagen Abstand nach meiner Schmach beim Tri Zell 2018 kommen mir folgende Gedanken in den Kopf…

Volles Commitment, aber amateurhaft in einem Aspekt…

Junge, junge! Was waren das für zwei Wochen vor dem Rennen. Gefühlt war ich halb invalide. Erst muckt mein linker Beinbeuger auf, ein paar Tage vor dem „großen Knall“ ramme ich mir das Handgelenk gegen eine Türklinke, sodass an effektivem Schwimmtraining bis zum eigentlichen Rennen nicht mehr zu denken ist. Suboptimaler Verlauf der Wettkampfwoche 😉

Aber das tangierte mich trotzdem wenig. Wie schon des Öfteren erwähnt, bin ich 100% committed und habe einfach richtig Bock, bei meinem auserkorenen „A-Rennen“ abzuliefern! Also so richtig! Und zunächst verlief es auch echt gut…

Selbstbewusst an die Startlinie

Trotz des kleinen Handgelenk-Malheurs, war ich mir relativ sicher, dass ich auf den 1500m im Zeller See eine solide Schwimmleistung abrufen werde. Und so stellte ich mich auch direkt mal in die erste Reihe. Natürlich gab es die obligatorischen Schläge an der ersten Boje (#Standard) – was auch sonst?!? Trotzdem stieg ich nach knapp 23 Minuten aus dem Wasser. Wenn wir hier den Landgang und den Weg zur Zeitmessmatte subtrahieren, ergibt das einen Sub1:30er Schnitt auf 100m. Passt! Oder wie die Österreicher sagen würden: „Passt scho!“

Doch dann begann das Drama…

Trinken? Braucht Sören nicht…

Dass ich mich auf den ersten hundert Metern sogar einmal verfahren habe, und so auch schon wertvolle Sekunden auf die nächste Radgruppe liegenlassen habe, will ich gar nicht weiter kommentieren!!

Viel entscheidender für den Rennverlauf war meine eigene Dummheit was die Wettkampfverpflegung betrifft. Ich Depp hatte doch echt nur 200ml Wasser mit einem Maltodextrinmix auf die Radstrecke genommen. Mein Genickbruch! Schon nach der Hälfte der 40km war meine Kehle staubtrocken und mein Durst so riesig wie selten zuvor!

„Wenn Du dieses Tempo weiter mitfährst, platzt Du auf der Laufstrecke aber mal so richtig,…

…denke ich mir und muss am Berg bei Kaprun abreißen lassen. Die Gruppe ist weg! Die zweite Hälfte der Radstrecke bummel ich fast ausschließlich alleine herum, und zurück zur Wechselzone. Wir können hier ganz bewusst von „bummeln“ sprechen. Mit 241 Watt NP erreiche ich an diesem Tag eine Wattleistung, die deutlich unter meinen eigenen Ansprüchen liegt. Die weitere Analyse zeigt außerdem: 29 Mal trete ich bei den „Gruppenspielchen“ kurz mehr als 500 Watt – in der Summe, und mit der Saharahitze, mein Endgegner…Der finale 10 Kilometer Lauf sollte sehr schmerzhaft werden…

Völlig leer am See joggen

Mehr als Joggen kann man das nicht nennen. Die bittere Realität heißt 47 Minuten. Ich sag mal so: Wenn Du im Wettkampf – noch dazu bei deinem „A-Rennen“ im oberen GA1-Tempo rumgurkst, könnte es sein, dass es gerade „suboptimal“ für Dich läuft. Während diesen 47 Minuten fragen ich mich oft, was DAS eigentlich gerade ist, was es so hart erscheinen lässt. Die Beine wollen eigentlich, die „Pumpe“ ist es auch nicht. Es ist diese Grundspannung im Magenbereich, das Übelsein, und die gefühlten 10.000 Grad, die meinen Laufschritt so zurechtkürzen, als gäbe es einen Ehrenpreis für den langsamsten Laufsplit für ambitionierte Starter an diesem Tage…

Aber im Ernst: Das war nicht mehr schön. Und um ganz ehrlich zu sein, halfen mir in diesen Momenten auch keine mentalen Strategien. Ich wollte es einfach nur irgendwie überleben, war komplett im Tunnel, und bedankte mich jedes Mal für die kühlen Schwämme und Getränke an den zwei Verpflegungsstationen. Am Liebsten hätte ich mich, wie Herr Mertesacker, auf der Stelle in eine der Eistonnen gesetzt. Aber ein DNF geht auch nicht klar! Also irgendwie zur Ziellinie schleppen. Die Zeit oder eine mögliche Podiumsplatzierung war eh schon lange abgehakt…

Nach 2:20h war das Leiden vorbei. Und doch nicht ganz. In den ersten zwei Stunden danach ging es mir echt mies. Ich hatte schon Angst, dass ich wieder so eine Art Magen-Darm-Kollaps bekomme. Das hatte ich vor 2 Jahren schon mal. Keine schöne Sache. Ich sage nur Infusion, Krankenhausbesuch und mehrtägiges Erbrechen!

Zum Glück halfen diesmal ausgiebiges im-Schatten-liegen und ein paar kühle, isotonische Getränke, sodass ich nach 2-3 Stunden wieder ansprechbar war.

Es ist nicht alles negativ

Na klar war ich super enttäuscht. Auch jetzt, 5 Tage danach, kreiselt och eine latente Grundenttäuschung in meinen Gedanken. Aber das Leben geht weiter, und das gute ist ja, dass ich genau weiß, woran es lag. Grundsätzlich bin ich fit und gut trainiert. Solche Fehler passieren eben. Auch wenn sie letztlich niemand selbst erleben will, helfen sie wohl enorm, ein „besserer“ oder sagen wir erfahrener Sportler zu werden.

Kurzum: Trotz der schwachen Performance, bleibt mir der TriZell 2018 nicht nur in negativer Erinnerung. Die Kulisse des Zeller Sees mit dem Großglockner Hochalpenpanorama, das super organisierte Event und die positiven Leuten sowie die emotionale Atmosphäre machen den Tri Zell zu einem Triathlon, der wohl bei den meisten nachhaltig im Kopf bleiben wird!


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