Mittwochmorgen war eigentlich alles noch wie immer. Ich stillte Oliver, wir lachten gemeinsam und kuschelten noch etwas im Bett, bevor wir aufstanden.
Etwa zwei Stunden nach dem Aufstehen wurde Oliver quenglig. Ich dachte, es läge womöglich daran, dass er wieder Hunger hat oder müde ist und stillte ihn in den Schlaf. Nach einer halben Stunde wurde er wieder wach und ich bemerkte, dass er sich etwas wärmer anfühlte als gewöhnlich. Sofort habe ich seine Temperatur gemessen. 37,8 Grad. Erhöhte Temperatur.
Ich informierte Alex, der in der Arbeit war. Wir machten uns noch keine übermäßigen Sorgen und ich schenkte der Temperatur erstmal wenig Beachtung. Ich spielte noch mit Oliver, bis dieser plötzlich immer schlapper wurde.
Ich sagte alle Termine des Tages ab, legte mich mit Oliver auf die Couch und er schlief auf mir ein. Während er auf mir lag bemerkte ich, dass er immer heißer wurde. Ich begann mir Sorgen zu machen und beschloss ihn nach einer Stunde zu wecken, um nochmal seine Temperatur zu überprüfen.
38,8 Grad.
Wieder hielt ich Rücksprache mit Alex und wir beschlossen, ihm vorerst keine fiebersenkenden Mittel zu verabreichen, da wir erstmal nicht in seine natürlichen Abwehrmechanismen eingreifen wollten. Fieber ist eine gesunde Reaktion des Körpers, es zeigt, dass er sich mit den Erregern auseinandersetzt und versucht diese zu bekämpfen.
Zu früh zu fiebersenkenden Mitteln wollten wir daher nicht greifen. Fieber regt den Stoffwechsel an und die Viren können sich durch die heiße Temperatur schlechter vermehren.
Wir beschlossen, noch etwas abzuwarten und sein Verhalten genaustens zu beobachten.
Mittags bekam Oliver wie jeden Tag 190 Gramm Brei. Ich war wirklich erstaunt und gleichzeitig total beruhigt, Oliver hat die komplette Menge aufgegessen.
Im Anschluss habe ich uns beide ausgezogen und wir kuschelten uns mit einer Decke auf die Couch. Hintergrund für mein Handeln war es, dass meine Körpertemperatur ihm helfen sollte seine Temperatur zu regulieren. Des Weiteren fühlte er sich total wohl. Er roch mich, fühlte mich und hörte meinen gleichmäßigen Herzschlag. Es dauerte keine fünf Minuten, da schlief er ein.
Sein Schlaf war recht unruhig, jede halbe Stunde legte ich ihn an und lies ihn etwas trinken. Sein Körper brauchte viel Flüssigkeit und das Stillen beruhigte ihn ungemein.
Nach ungefähr zwei Stunden Couch kuscheln wachte er auf und ich maß erneut seine Temperatur. 39,2 Grad.
Alex und ich hatten vereinbart, ab 39 Grad zum Kinderarzt zu fahren.
Also zögerte ich nicht und fuhr direkt los.
Nach einer kurzen Wartezeit von etwa 10 Minuten kamen wir dran. Um auszuschließen, dass das Fieber etwas mit seinen Nieren zu tun hat, wollten sie eine Urinprobe von Oliver untersuchen. Die Sprechstundenhilfe klebte ihm daher einen Beutel in den Intimbereich. Direkt nachdem der Beutel angebracht wurde, war er auch schon wieder voll. Ich war erleichtert, denn die Sprechstundenhilfe sagte mir, es könne bis zu zwei Stunden dauern.... Gut, dass mein Kind so viel trinkt. ;-)
Die Urinprobe war unauffällig.
Der Arzt untersuchte Olivers Ohren, seinen Hals, Rachenraum, hörte seine Brust ab, fühlte seine Fontanelle und drückte ihm in den Magen.
Oliver zeigte sich kooperativ und war vollkommen unbeeindruckt von diesen Untersuchungen.
Es konnte nichts ungewöhnliches festgestellt werden. Der Arzt vermutete, er habe vielleicht das Drei-Tage-Fieber oder einen Infekt. Ich sollte ihn Zuhause weiter beobachten und ab 39,5 Grad ein Zäpfchen verabreichen.
Wieder Zuhause legten wir uns wieder auf die Couch. Meine Mama brachte uns Einkäufe vorbei und ich aß schnell eine Pizza.
Am Abend, als Alex von der Arbeit nach Hause kam, war Oliver plötzlich wieder viel agiler. Alex überprüfte seine Temperatur. 38,4 Grad. Das Fieber war gesunken.
Bis wir Oliver ins Bett brachten, sank die Temperatur weiter bis auf 38 Grad.
Wunderheilung?
Die Nacht schlief Oliver etwas unruhig, aber durch.
Am nächten Tag war vom Fieber nichts mehr übrig. Sein Körper ist wieder normal temperiert. Allerdings ist er nicht gesund. Er ist etwas quengliger und noch ein bisschen schlapp.
Ich habe uns die restliche Woche frei geräumt, alle Termine verschoben und Freunde vertröstet, bis Oliver wieder vollständig fit ist.
Sein Immunsystem ist geschwächt und ich möchte voll und ganz für ihn da sein!
Oliver so zu sehen war für mich die Hölle.
Innerlich war ich sehr unruhig und unsicher, nach außen hin wollte ich für ihn stark sein und zeigte mich gelassen, damit sich meine Nervosität nicht auf ihn überträgt.
Mein erstes Kind, sein erstes hohes Fieber und viele Fragezeichen.
Ich bin so unendlich froh, dass es ihm schon etwas besser geht, aber ich weiß, das war leider nicht das letzte Mal.