Auf Petra Steidel-Wokecks Fotos werden Blüten, Blätter, Samen und Knospen zu schillernden Diven, überraschenden Strukturen oder zu fragilen Schönheiten und sie schaun auch dann noch gut aus, wenn sie schon lange verwelkt sind.
Mit ihrer Kamera oder anderen Gerätschaften, setzt die Degerlocher Künstlerin nicht nur Pflanzen in Szene sondern fängt den Zauber der Natur ganz spontan ein, zum Beispiel hauchdünne Spinnennetzen ein, auf denen dicke Tautropfen wie Brillanten auf einer Schnur glitzern.
Petra Steidel-Wokecks auffallend schön inszenierte Pfingstrosen, Distelsamen, Palmblätter und andere Naturschönheiten sind regelmäßig bei Ausstellungen zu sehen, beispielsweise im Haus des Waldes, beim Rosenfest im Kloster Bebenhausen oder bei den fürstlichen Gartentagen auf Schloss Langenburg.
Wir haben mit Petra Steidel-Wokeck darüber gesprochen, wie Blumen zu bezaubernden Models werden und was ihre Fotos so einzigartig macht.
Petra, Deine Pflanzenbilder wirken meist wie eine Inszenierung und außerdem besonders lebendig. Wodurch entstehen diese Effekte?
P S-W: Das liegt zum Großteil daran, dass ich die Arrangements nicht einfach abfotografiere, sondern mit dem Scanner aufnehme. Ich hab früher in meiner Jugend schon mit Kopierern experimentiert, das Gesicht oder alle möglichen Gegenstände drauf gelegt, fand das immer sehr spannend, denn es ist eine andere Perspektive: Bei der Kamera hab ich eine Linse und die Lichtquelle meist von einer Seite, aber beim Scanner kommt das Licht immer parallel. Das heißt, ich habe einen ganz anderen Blickwinkel, so wie das Auge eigentlich im Alltag gar nicht sieht, weil es ja auch eine Linse ist. Das Motiv wirkt also nicht unbedingt räumlich sondern sehr oft in der Fläche und es lässt sich auch keine eindeutige Lichtquelle ausmachen, sondern die Bilder erscheinen oft wie mit Schatten, die Hintergründe changieren gern in unergründlichen Farbtönen und das Bild wirkt wie eine direkte Draufsicht- so habe ich auch gern gezeichnet. Es wäre natürlich einfacher, die ganzen Sachen einfach auf einem bestimmten Untergrund zu drapieren und abzufotografieren, das wäre bei einigen Motiven machbar, aber es sind einfach zwei unterschiedliche Blickwinkel. Ich experimentiere mit allen möglichen Konstruktionen. Der Waldboden zum Beispiel (G:sichtet Band 1, "humaNature", S. 42/43) ist nicht im Wald entstanden, sondern ich hab das alles eingesammelt und auf einem Großformatscanner im Fotolabor wieder hin drapiert, befeuchtet und beleuchtet. Mitsamt Schnecke. Die ist immer wieder durchgegangen. Dieser Kontrast zwischen dieser auf den ersten Blick unveränderten Natur und dem hochtechnischen Gerät hat mich fasziniert. Wenn man beim Waldboden genau hinguckt, sieht man noch die Ecken vom Scanner.
Das war schon recht aufwändig. Beim Drapieren selbst experimentiere ich übrigens auch mit allem Möglichen, zum Beispiel Kleiderbügel oder Salatsiebe.
Es ist nicht zu übersehen: Pflanzen in all ihren Wachstumsphasen und alle ihre Teile machen den Großteil Deiner Arbeiten aus. Wie kams dazu und warum? P S-W: Pflanzen haben mich schon immer interessiert. Ich hab sie früher ganz pingelig gezeichnet, gesammelt und gepresst und dann auch Collagen mit Pflanzenmaterial gemacht. Da gibt es beispielsweise so riesige Blätter, bei denen man nur noch die Adern sieht. Meine Mutter hat zudem immer im Garten viel gemacht, wollte eigentlich Gartenbau studieren, meine Schwester hat Biologie mit Schwerpunkt Botanik studiert, ein Ururgroßvater von mir hatte an der Uni Hohenheim mit Pflanzen zu tun – ich glaube ich bin da familiär vorbelastet. Was mich an Pflanzen so interessiert, ist der ganze Prozess des Wachstums, des Werdens und Vergehens. Ich finde gerade auch Keimlinge oder Samen sehr faszinierend, ich werde nächstes Jahr eine Ausstellung mit Samenfotos im Haus des Waldes machen. Ich fotografiere also nicht nur Blüten, sondern zum Beispiel auch einen winzig kleinen Ahornspross oder eben das ganz Verwitterte oder Verblühte. Nicht nur die Schönheit einer sehr üppigen Blüte, gerne auch das kleine Unscheinbare wie bei der Serie `Vom Wegesrand`: das sind ja nur winzige Ausschnitte von Blättern, Gräsern, Sauerampfer oder Löwenzahn, eigentlich das, wo jeder dran vorbei geht. Und wenn man da genau anschaut, sieht man plötzlich Spuren von Pilzen oder Insekten, die manchmal schon fast abstrakte Muster machen.
Beschäftigst Du Dich außer der Fotografie auch mit anderen Kunstformen? P S-W: Zur Fotografie bin ich eigentlich eher fast zufällig gekommen. Eigentlich komme ich aus der Malerei. Ich hab ursprünglich Malerei studiert an der freien Kunstschule. Dann habe ich sehr früh meine Kinder bekommen und das Studium unterbrochen, dann wieder weiter gemacht und dann sind wir für vier Jahre auf eine kleine Karibikinsel gezogen. Mein Mann hat dort als Kinderarzt gearbeitet und wir lebten vier Jahre in üppigster tropischer Vegetation. Ich habe dort viel gemalt, war auch in einer Künstlergruppe und als ich zurück kam hatte ich sehr viel Material dabei, aus dem ich viele Collagen machte, zum Beispiel mit Erde und Sand. Aus heißen Quellen habe ich Farben gemacht. Auf diesen vulkanischen Inseln fließt heißes Wasser durch verschiedene Erdschichten und je nachdem, wo das Wasser durchgeht, kommt farbiges Wasser raus. Mal blau oder bei Schwefelquellen gibt es schönes Ockergelb.
Außerdem gibt es rote Erde und schwarzen Sand. Nach meiner Rückkehr hatte ich also einen großen Fundus an karibischem Material dabei und bemerkte allerdigs: ich kann die Tropen nicht hierher transportieren. Ich habe damit zwar ein bisschen rumprobiert, fand es aber einfach nicht passend. In der Zwischenzeit hatten wir einen Hund und ich war viel im Wald. Da hatte ich immer meine analoge Spiegelreflexkamera dabei und habe viel fotografiert. Im Grunde, um all die Motive wieder in Malerei umzusetzen. Und zwar ganz bewusst Dinge, die vor meiner Haustür wachsen, wahrscheinlich, um wieder hier anzukommen, was nicht ganz einfach war. Plötzlich haben mir die Fotos gefallen. Das waren immer so Ausschnitte von Borken oder Keimlinge oder verwitterte Blätter. Aus diesen Fotos habe ich ganz simple Collagen gemacht. Damals, 1998, wurde auch gerade das Haus des Waldes gebaut und ich dachte: Da würde ich gerne eine Ausstellung machen. Das hat mit diesen Collagen auch tatsächlich geklappt. Dann kam eine Spinnennetzserie, die hab ich dann nochmal perfektioniert, ins Fachlabor gebracht und schön aufziehen lassen, den Bildern ein schönes Finish verpassen lassen. Damit waren sie nochmal perfekter als diese aufgeklebten Collagen. Damals hatte ich von der Malerei her noch ganz andere Ansprüche, hab mich selbst unter Druck gesetzt. Heute mache ich einfach nur, was mir Spaß macht Ich hab dann immer weiter experimentiert, zum Beispiel kam der Sturm Lothar. Danach war ich viel im Wald, wo man eigentlich nicht rein durfte, bin im Unterholz rumgekrochen und hab fotografiert. Das war unglaublich: ich hatte ja grade die Waldausstellung hinter mir, kannte praktisch jeden Baum und plötzlich war der Wald total verändert, eine andere Welt. Ich fing an, zu digitalisieren und zu verfremden, hab Sachen auch vergößert auf Leinwand gedruckt und übermalt oder hab Fotos übermalt, da wollte ich die beiden Techniken nochmal kombinieren, mit zum Teil ziemlich knalligen Farben, um die Gewalt von diesem Sturm zu verdeutlichen. Heute würde ich allerdings keine Fotos mehr übermalen. Daraus entstand jedenfalls - wieder fürs Haus des Waldes - eine Foto-Dokumentation zum Thema Waldschäden. Dann fing das mit den Knospen und Blüten an. Ich bin ja auch viel unterwegs, hab in jeder Stadt, in jedem Land in dem ich war, fotografiert, in botanischen Gärten beispielsweise. Das sind eben die zwei Schwerpunkte: ich fotografiere in der Natur - zum Beispiel diese Spinnennetze - da freu ich mich wenn ich sowas finde, schließlich kann man da nun gar nichts verändern. Nichts dazu tun oder so ein Spinnennetz mal verrücken, damit der Hintergrund stimmt- Das Entdecken in der Natur und hoffen, dass das Licht stimmt, ist also die eine Sache oder ich bringe die Fundstücke eben mit nach Hause und arbeite da mit Scannern.
Über die Arbeit mit dem Scanner haben wir ja schon gesprochen. Was genau fasziniert Dich beim Arbeiten in der Natur? P S-W: Wenn man mit der Natur arbeitet kann man sich nicht so gut vornehmen: ich geh jetzt mal los und such dies und jenes. Man muss vielmehr zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein, das sind also eher zufällige Fundstücke. So wars mit den Spinnennetzen: Es war ein Morgen, ganz windstill, ganz hohe Luftfeuchtigkeit und Nebel. Ich weiß nicht, ob es am Luftdruck lag, aber das hingen riesige Tropfen in den Netzen. Ich war ich wie im Rausch. Ich hab zwar stpäter nochmal Spinnennetze fotografiert, aber so wie an diesem Tag nie wieder gesehen. Oder einmal hab ich am Königsträßle was gesehen und das Licht war so unglaublich schön. Leider hatte ich die Kamera nicht dabei, renne nach Hause und als ich wieder an der Stelle war, war die Stimmung schon vorbei. Diese ständig wechselnden Stimmungen und der permanente Wechsel in der Natur macht das Fotografieren immer wieder spannend.
Aus Deinen Fotografien entstehen ja nicht nur große Formate, sondern auch Foto-Objekte und Karten... P S-W: Ursprünglich wollte ich nur große Bilder machen. Karten habe ich einfach so als Geschenke oder Mitbringsel selbst gedruckt. Dass ich damit mal ein Geschäft mache, war nicht geplant. Ein Institut für Klima und Umweltforschung wollte irgendwann gleich 100 Stück von einem Motiv haben, eine Postkartenverlegerin entdeckte meine Motive, tja, und so fing das an... Nach einer Ausstellung in einem Krankenhaus, wollten die Veranstalter ebenfalls Karten und seither bestellen sie jedes Jahr eine große Kiste voll. Manchmal wundere ich mich, wie gut sich die Karten verkaufen, ich dachte, die Leute schreiben gar nicht mehr viele? Ich habe eben diese Vielfalt und da meine Bilder oft bei Ausstellungen zu sehen sind - zum Beispiel bei Gartentagen oder beim Rosenfest - biete ich auch gleich ein paar hübsche Foto-Objekte an. Die nächste Ausstellung mit Petra Steidel-Wokecks Bildern ist am 8. und 9. November 2014 (jeweils 11-18 Uhr) in der Werkstatt Rosental, Stossäckerstr. 54, Stuttgart-Vaihingen, www.werktstatt-rosental.de Mehr von Petra Steidel-Wokeck gibt es auf ihrer Homepage www.petra-steidel-wokeck.de
Mit ihrer Kamera oder anderen Gerätschaften, setzt die Degerlocher Künstlerin nicht nur Pflanzen in Szene sondern fängt den Zauber der Natur ganz spontan ein, zum Beispiel hauchdünne Spinnennetzen ein, auf denen dicke Tautropfen wie Brillanten auf einer Schnur glitzern.
Petra Steidel-Wokecks auffallend schön inszenierte Pfingstrosen, Distelsamen, Palmblätter und andere Naturschönheiten sind regelmäßig bei Ausstellungen zu sehen, beispielsweise im Haus des Waldes, beim Rosenfest im Kloster Bebenhausen oder bei den fürstlichen Gartentagen auf Schloss Langenburg.
Wir haben mit Petra Steidel-Wokeck darüber gesprochen, wie Blumen zu bezaubernden Models werden und was ihre Fotos so einzigartig macht.
Petra, Deine Pflanzenbilder wirken meist wie eine Inszenierung und außerdem besonders lebendig. Wodurch entstehen diese Effekte?
P S-W: Das liegt zum Großteil daran, dass ich die Arrangements nicht einfach abfotografiere, sondern mit dem Scanner aufnehme. Ich hab früher in meiner Jugend schon mit Kopierern experimentiert, das Gesicht oder alle möglichen Gegenstände drauf gelegt, fand das immer sehr spannend, denn es ist eine andere Perspektive: Bei der Kamera hab ich eine Linse und die Lichtquelle meist von einer Seite, aber beim Scanner kommt das Licht immer parallel. Das heißt, ich habe einen ganz anderen Blickwinkel, so wie das Auge eigentlich im Alltag gar nicht sieht, weil es ja auch eine Linse ist. Das Motiv wirkt also nicht unbedingt räumlich sondern sehr oft in der Fläche und es lässt sich auch keine eindeutige Lichtquelle ausmachen, sondern die Bilder erscheinen oft wie mit Schatten, die Hintergründe changieren gern in unergründlichen Farbtönen und das Bild wirkt wie eine direkte Draufsicht- so habe ich auch gern gezeichnet. Es wäre natürlich einfacher, die ganzen Sachen einfach auf einem bestimmten Untergrund zu drapieren und abzufotografieren, das wäre bei einigen Motiven machbar, aber es sind einfach zwei unterschiedliche Blickwinkel. Ich experimentiere mit allen möglichen Konstruktionen. Der Waldboden zum Beispiel (G:sichtet Band 1, "humaNature", S. 42/43) ist nicht im Wald entstanden, sondern ich hab das alles eingesammelt und auf einem Großformatscanner im Fotolabor wieder hin drapiert, befeuchtet und beleuchtet. Mitsamt Schnecke. Die ist immer wieder durchgegangen. Dieser Kontrast zwischen dieser auf den ersten Blick unveränderten Natur und dem hochtechnischen Gerät hat mich fasziniert. Wenn man beim Waldboden genau hinguckt, sieht man noch die Ecken vom Scanner.
Das war schon recht aufwändig. Beim Drapieren selbst experimentiere ich übrigens auch mit allem Möglichen, zum Beispiel Kleiderbügel oder Salatsiebe.
Es ist nicht zu übersehen: Pflanzen in all ihren Wachstumsphasen und alle ihre Teile machen den Großteil Deiner Arbeiten aus. Wie kams dazu und warum? P S-W: Pflanzen haben mich schon immer interessiert. Ich hab sie früher ganz pingelig gezeichnet, gesammelt und gepresst und dann auch Collagen mit Pflanzenmaterial gemacht. Da gibt es beispielsweise so riesige Blätter, bei denen man nur noch die Adern sieht. Meine Mutter hat zudem immer im Garten viel gemacht, wollte eigentlich Gartenbau studieren, meine Schwester hat Biologie mit Schwerpunkt Botanik studiert, ein Ururgroßvater von mir hatte an der Uni Hohenheim mit Pflanzen zu tun – ich glaube ich bin da familiär vorbelastet. Was mich an Pflanzen so interessiert, ist der ganze Prozess des Wachstums, des Werdens und Vergehens. Ich finde gerade auch Keimlinge oder Samen sehr faszinierend, ich werde nächstes Jahr eine Ausstellung mit Samenfotos im Haus des Waldes machen. Ich fotografiere also nicht nur Blüten, sondern zum Beispiel auch einen winzig kleinen Ahornspross oder eben das ganz Verwitterte oder Verblühte. Nicht nur die Schönheit einer sehr üppigen Blüte, gerne auch das kleine Unscheinbare wie bei der Serie `Vom Wegesrand`: das sind ja nur winzige Ausschnitte von Blättern, Gräsern, Sauerampfer oder Löwenzahn, eigentlich das, wo jeder dran vorbei geht. Und wenn man da genau anschaut, sieht man plötzlich Spuren von Pilzen oder Insekten, die manchmal schon fast abstrakte Muster machen.
Beschäftigst Du Dich außer der Fotografie auch mit anderen Kunstformen? P S-W: Zur Fotografie bin ich eigentlich eher fast zufällig gekommen. Eigentlich komme ich aus der Malerei. Ich hab ursprünglich Malerei studiert an der freien Kunstschule. Dann habe ich sehr früh meine Kinder bekommen und das Studium unterbrochen, dann wieder weiter gemacht und dann sind wir für vier Jahre auf eine kleine Karibikinsel gezogen. Mein Mann hat dort als Kinderarzt gearbeitet und wir lebten vier Jahre in üppigster tropischer Vegetation. Ich habe dort viel gemalt, war auch in einer Künstlergruppe und als ich zurück kam hatte ich sehr viel Material dabei, aus dem ich viele Collagen machte, zum Beispiel mit Erde und Sand. Aus heißen Quellen habe ich Farben gemacht. Auf diesen vulkanischen Inseln fließt heißes Wasser durch verschiedene Erdschichten und je nachdem, wo das Wasser durchgeht, kommt farbiges Wasser raus. Mal blau oder bei Schwefelquellen gibt es schönes Ockergelb.
Außerdem gibt es rote Erde und schwarzen Sand. Nach meiner Rückkehr hatte ich also einen großen Fundus an karibischem Material dabei und bemerkte allerdigs: ich kann die Tropen nicht hierher transportieren. Ich habe damit zwar ein bisschen rumprobiert, fand es aber einfach nicht passend. In der Zwischenzeit hatten wir einen Hund und ich war viel im Wald. Da hatte ich immer meine analoge Spiegelreflexkamera dabei und habe viel fotografiert. Im Grunde, um all die Motive wieder in Malerei umzusetzen. Und zwar ganz bewusst Dinge, die vor meiner Haustür wachsen, wahrscheinlich, um wieder hier anzukommen, was nicht ganz einfach war. Plötzlich haben mir die Fotos gefallen. Das waren immer so Ausschnitte von Borken oder Keimlinge oder verwitterte Blätter. Aus diesen Fotos habe ich ganz simple Collagen gemacht. Damals, 1998, wurde auch gerade das Haus des Waldes gebaut und ich dachte: Da würde ich gerne eine Ausstellung machen. Das hat mit diesen Collagen auch tatsächlich geklappt. Dann kam eine Spinnennetzserie, die hab ich dann nochmal perfektioniert, ins Fachlabor gebracht und schön aufziehen lassen, den Bildern ein schönes Finish verpassen lassen. Damit waren sie nochmal perfekter als diese aufgeklebten Collagen. Damals hatte ich von der Malerei her noch ganz andere Ansprüche, hab mich selbst unter Druck gesetzt. Heute mache ich einfach nur, was mir Spaß macht Ich hab dann immer weiter experimentiert, zum Beispiel kam der Sturm Lothar. Danach war ich viel im Wald, wo man eigentlich nicht rein durfte, bin im Unterholz rumgekrochen und hab fotografiert. Das war unglaublich: ich hatte ja grade die Waldausstellung hinter mir, kannte praktisch jeden Baum und plötzlich war der Wald total verändert, eine andere Welt. Ich fing an, zu digitalisieren und zu verfremden, hab Sachen auch vergößert auf Leinwand gedruckt und übermalt oder hab Fotos übermalt, da wollte ich die beiden Techniken nochmal kombinieren, mit zum Teil ziemlich knalligen Farben, um die Gewalt von diesem Sturm zu verdeutlichen. Heute würde ich allerdings keine Fotos mehr übermalen. Daraus entstand jedenfalls - wieder fürs Haus des Waldes - eine Foto-Dokumentation zum Thema Waldschäden. Dann fing das mit den Knospen und Blüten an. Ich bin ja auch viel unterwegs, hab in jeder Stadt, in jedem Land in dem ich war, fotografiert, in botanischen Gärten beispielsweise. Das sind eben die zwei Schwerpunkte: ich fotografiere in der Natur - zum Beispiel diese Spinnennetze - da freu ich mich wenn ich sowas finde, schließlich kann man da nun gar nichts verändern. Nichts dazu tun oder so ein Spinnennetz mal verrücken, damit der Hintergrund stimmt- Das Entdecken in der Natur und hoffen, dass das Licht stimmt, ist also die eine Sache oder ich bringe die Fundstücke eben mit nach Hause und arbeite da mit Scannern.
Über die Arbeit mit dem Scanner haben wir ja schon gesprochen. Was genau fasziniert Dich beim Arbeiten in der Natur? P S-W: Wenn man mit der Natur arbeitet kann man sich nicht so gut vornehmen: ich geh jetzt mal los und such dies und jenes. Man muss vielmehr zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein, das sind also eher zufällige Fundstücke. So wars mit den Spinnennetzen: Es war ein Morgen, ganz windstill, ganz hohe Luftfeuchtigkeit und Nebel. Ich weiß nicht, ob es am Luftdruck lag, aber das hingen riesige Tropfen in den Netzen. Ich war ich wie im Rausch. Ich hab zwar stpäter nochmal Spinnennetze fotografiert, aber so wie an diesem Tag nie wieder gesehen. Oder einmal hab ich am Königsträßle was gesehen und das Licht war so unglaublich schön. Leider hatte ich die Kamera nicht dabei, renne nach Hause und als ich wieder an der Stelle war, war die Stimmung schon vorbei. Diese ständig wechselnden Stimmungen und der permanente Wechsel in der Natur macht das Fotografieren immer wieder spannend.
Aus Deinen Fotografien entstehen ja nicht nur große Formate, sondern auch Foto-Objekte und Karten... P S-W: Ursprünglich wollte ich nur große Bilder machen. Karten habe ich einfach so als Geschenke oder Mitbringsel selbst gedruckt. Dass ich damit mal ein Geschäft mache, war nicht geplant. Ein Institut für Klima und Umweltforschung wollte irgendwann gleich 100 Stück von einem Motiv haben, eine Postkartenverlegerin entdeckte meine Motive, tja, und so fing das an... Nach einer Ausstellung in einem Krankenhaus, wollten die Veranstalter ebenfalls Karten und seither bestellen sie jedes Jahr eine große Kiste voll. Manchmal wundere ich mich, wie gut sich die Karten verkaufen, ich dachte, die Leute schreiben gar nicht mehr viele? Ich habe eben diese Vielfalt und da meine Bilder oft bei Ausstellungen zu sehen sind - zum Beispiel bei Gartentagen oder beim Rosenfest - biete ich auch gleich ein paar hübsche Foto-Objekte an. Die nächste Ausstellung mit Petra Steidel-Wokecks Bildern ist am 8. und 9. November 2014 (jeweils 11-18 Uhr) in der Werkstatt Rosental, Stossäckerstr. 54, Stuttgart-Vaihingen, www.werktstatt-rosental.de Mehr von Petra Steidel-Wokeck gibt es auf ihrer Homepage www.petra-steidel-wokeck.de