Ich hatte mal einen Traum. Den Traum, vom eigenen Buch. Schon als Jugendliche hatte ich den Wunsch, ein Buch zu schreiben. Denn ich las gerne und viel und konnte mich in den Geschichten verlieren, mich in die Figuren hineinversetzen, mich voll und ganz in diese andere Welt träumen. Und da war immer die Frage: Kann ich das auch? Geschichten erfinden, in denen andere sich verlieren können?
Zuerst fand ich die Idee schön, Kinderbücher zu schreiben und diese selbst zu illustrieren. Aber letztendlich stellte ich fest, dass das nicht das Richtige für mich war. Vermutlich, weil ich als Teenager zu weit vom Thema entfernt war. Heute würde das vielleicht auch wieder anders aussehen. Dann kam mir die Idee, einen Roman zu schreiben. Und damit fing ich auch an, per Hand – denn einen Computer besaßen wir damals noch nicht. Völlig konzept- und planlos begann ich zu schreiben. Über ein Mädchen, das Pferde liebte und schließlich einen Jungen kennenlernte. Heute muss ich schmunzeln, wenn ich daran denke. Irgendwann wusste ich jedoch nicht mehr weiter und es war auch recht mühselig alles mit der Hand zu schreiben. Ich schob meine geschriebenen Seiten in eine Ecke und beachtete sie nicht mehr. Schließlich landete die Geschichte – die doch gerade erst begonnen hatte – ohne Hoffnung auf ein Ende im Papierkorb.
Das Leben
Ich verschwendete viele Jahre lang keinen Gedanken mehr daran, ein Buch zu schreiben. Ich begann eine Ausbildung, ich arbeitete, ich ging aus, ich heiratete, lebte ein teilweise sehr holpriges Leben, ich wurde geschieden. Ein paar Jahre war ich auf mich allein gestellt. Ich begann mit dem Singen, war in einer Band, was mich total erfüllte. Dann verliebte ich mich neu, womit das Glück wieder in mein Leben kam, heiratete wieder.
Kurz darauf war ich ein paar Monate arbeitslos und nahm an einer Fördermaßnahme teil. Einem der Dozenten dort, der nebenbei noch Bewerbungscoach und Schaupieler beim Theater war, erzählte ich schließlich, dass es immer mein Wunsch war, ein Buch zu schreiben. Und er motivierte mich, das doch jetzt in Angriff zu nehmen. Denn Zeit hatte ich schließlich – also, wenn nicht jetzt, wann dann? Und er hatte recht. Da flammte dieser Wunsch in mir wieder auf. Doch nur kurze Zeit später bekam ich einen neuen Job und alles ging wieder im gewohnten Trott weiter. Der Gedanke an das Buch ging erneut verloren.
Zweieinhalb Jahre später wurde ich zum ersten Mal Mama, weitere zwei Jahre später wurde unsere Tochter geboren. Unser Leben war schöner und bunter, doch gleichzeitig auch turbulenter denn je. Nicht mal mehr für die Musik, die ich so sehr liebte, blieb mir Zeit. Einen kleinen Ausgleich schaffte ich mir immerhin durch das Bloggen.
Doch plötzlich…
Eines Tages in der Spielgruppe, da passierte es plötzlich. Ich hörte, wie eine der anderen Mamas erzählte, dass sie gerade einen Roman schreibt. Ich war sofort Feuer und Flamme. Wir tauschten uns aus und ich erzählte ihr, dass auch ich immer gern einen Roman schreiben wollte. Das gab diesem Wunsch wieder Energie – mehr denn je wollte ich dieses Buch schreiben. Zumal mein Leben mir inzwischen genug Stoff und Erfahrungen bot, so etwas auf die Beine stellen zu können. Aber mir fehlte immer noch eines: Zeit!
Ich wollte den Gedanken daran eigentlich wieder verwerfen, aber er ließ mich einfach nicht mehr los. Und ich nahm mir fest vor, dass ich damit beginne, sobald meine Kleine den Kindergarten besucht. Bis dahin sollte noch weit mehr als ein Jahr vergehen, doch innerhalb dieser Zeit ließ ich die Geschichte in meinem Kopf reifen. Ich überlegte mir, worüber ich schreiben möchte und wie die Geschichte ausgehen wird.
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" data-orig-size="5472,3648" sizes="(max-width: 809px) 100vw, 809px" aperture="aperture" />Immer mehr Ideen kamen dazu, die ich wirr in ein kleines Notizbuch kritzelte und schon bald ein wenig den Überblick über all diese Gedanken verlor.
Der Plan
Auf anraten meiner Freundin begann ich damit, das Buch zu plotten – ein grobes Gerüst für meine Geschichte zu erstellen. Hierfür wählte ich die Schneeflockenmethode. Ich begann damit, die Idee in nur einem Satz aufzuschreiben. Daraus formte ich anschließend einen ganzen Absatz, in dem ich auch die Wendepunkte dieser Geschichte aufschrieb. Daraus gestaltete ich schließlich fünf Absätze und so ging es immer weiter und die Idee wuchs Schritt für Schritt. Ich überlegte mir, wie die Protagonisten aussehen, wo sie arbeiten, wie sie leben und verlieh ihnen Charaktereigenschaften und Unarten. Ich dachte mir einige Nebenfiguren aus, die zu der Geschichte beitragen sollen. Schließlich war der Plot fertig und ich war an dem Punkt angekommen, wo ich mit dem Schreiben beginnen konnte.
Ausgebremst
Das tat ich auch voller Vorfreude. Doch nach nur 91 Wörten wurde ich im wahrsten Sinne des Wortes ausgebremst. Ich habe mir nämlich in den Kopf gesetzt, dass die Geschichte in Bremen spielen soll. Vor ein paar Jahren war ich mit meinem Mann einmal dort und uns gefiel es sehr gut. Auch aus anderen Gründen empfand ich Bremen perfekt als Ort des Geschehens. So weit so gut. Aber ich weiß ehrlich nicht mehr ganz genau, wie es dort aussieht. Was sieht meine Protagonistin alles, wenn sie dort durch die Straßen und Gassen läuft? Ich hätte mir an dieser Stelle natürlich einfach irgendetwas ausdenken können, doch ich möchte, dass es authentisch wirkt. Also bleibt mir nur eines: Ich muss hin! Als ich mit meinem Mann darüber sprach, stellte er fest: „Du meinst das mit dem Buch wirklich ernst, oder?!“ Ja, das tue ich allerdings.
Gebucht
Und so habe ich gestern eine Nacht in Bremen gebucht. In zwei Wochen werde ich die Fahrt antreten und all die Orte aufsuchen, an denen sich die Geschichte abspielen wird. Das wird kein Sightseeing, sondern tatsächlich reine Recherche in eigentlich viel zu kurzer Zeit. Am liebsten würde ich meinen Mann mitnehmen, aber mir ist wohler, wenn er sich um die Kinder kümmert, anstatt das einer der Omas zu überlassen. Also trete ich diese Reise wohl oder übel allein an. Und ich bin sehr gespannt darauf, wie sich das auf mich und meine Geschichte auswirken wird.
Danach geht es so richtig los
Ich freue mich schon darauf, wenn ich dann bald so richtig loslegen kann und mir nach all den Jahren diesen kleinen Traum erfüllen werde. Mein Roman. Eine Liebesgeschichte. Doch kann ich das überhaupt – ein gutes Buch schreiben? Möchte jemand mein Buch lesen? Kommt mein Schreibstil bei den Lesern an? Wird meine Geschichte andere berühren? Werde ich einen Verlag finden? Auf all diese Fragen, weiß ich keine Antwort. Aber das spielt auch keine Rolle – denn manchmal muss man einfach etwas Verrücktes tun. Und ich bin verrückt genug, um es zu versuchen.
Buch Schreibmaschine Notizbuch
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