Materialbilder in Acryl – wenn Fundstücke zu Kunst werden
Die Heumadener Künstlerin Edelgard Grieger kennt beim Malen kein Richtig oder Falsch: „Es gibt für mich kein Material, aus dem sich nicht was Spannendes machen lässt“, sagt Edelgard Grieger und tritt mit ihren charakteristischen Bildern gleich den Beweis an: neben Seidenpapier, Treibgut, Sand aus Brandenburg oder La Palma kommen gerne auch mal Linsensamen, Grashalme und Gewürze, Münzen oder Kaninchendraht aufs Bild.
Jahrzehnte lang vermittelte Edelgard Grieger als Kunstlehrerin ihren Schülern – unter anderem in der Birkenrealschule – ungewöhnliche Zugänge zu Kunst und Kreativität. Jetzt, im aktiven (Un-)Ruhestand, tobt sich Edelgard Grieger selbst auf der Leinwand aus: „Als Lehrerin habe ich modernen Kunstunterricht angeboten und meinen Schülern neben neuen Materialien auch einen Grundsatz vermittelt: es gibt kein Richtig oder Falsch. Wichtig sind Erfolgserlebnisse und das Gefühl: Ich kann was. Nach diesem Motto arbeite ich immer noch. Außerdem lebe ich sehr vielschichtig. Das spiegelt sich in meinen Bildern“, erklärt die gebürtige Berlinerin und Wahl-Heumadenerin. Weil sie zudem über ein „waches Unterbewusstsein“ verfügt und eine „fürchterliche“ Sammlerin ist, findet die Malerin überall Ideen und Material für außergewöhnliche Arbeiten. „Ich nehme zum Spazieren gehen immer eine Plastiktüte mit und finde so viele Fundstücke wie ich tragen kann oder auch eine Struktur die mich inspiriert.“
Einem neuen Bild nähert sie sich grundsätzlich ohne bestimmtes Thema. Im Mittelpunkt steht der kreative Prozess und das vorhandene Material. Egal, ob es die alte Tapete ist, die noch im Keller liegt oder Rotkohl, der gerade auf dem Herd kocht – sie findet kunstvolle Verwendung dafür und am Ende muss man ganz genau hinschauen, um die ungewöhnlichen „Bild-Zutaten“ in Acrylfarbe erkennen zu können.
Kunstbegabung ist im Hause Grieger übrigens eine Familientradition, schon der Ururgroßvater war leidenschaftlicher Künstler. „Kreativität war und ist bei mir einfach da und will raus“, bringt es Edelgard Grieger auf den Punkt. „Trotzdem war es als Frau schwierig was mit Kunst zu machen: als ich jung war, galt freie Kunst als brotlose Kunst und auch bei mir siegte die Vernunft – ich studierte Kunsterziehung und Germanistik.“ Es folgten viele prägende und erfolgreiche Jahre als Pädagogin und erst viel später, als Edelgard Grieger die Klassentür für immer schloss, bahnte sich die Sehnsucht, selbst wieder kreativ zu arbeiten, ihren Weg auf die Leinwand. 2010 stellt sie zum ersten Mal eigene Arbeiten im Stadtbezirk aus, weitere Schauen waren ebenfalls gut besucht und sicher ist Edelgard Grieger als Künstlerin auch künftig kaum zu übersehen – was sicher nicht nur an ihren feuerroten Locken liegt.