In einem unbedachten Augenblick hat mir letztens eine Person in meinem Bekanntenkreis verraten, worin sie den Grund für den Niedergang unserer westlichen Zivilisation sieht: in der Verunreinigung unseres Trinkwassers mit Östrogen. Ja, genau das Östrogen, das Frauen, die mit der Pille verhüten ausscheiden, wenn sie Pippi machen. Und die armen männlichen Fische werden dann feminisiert und produzieren sogar selbst Eier. Bei menschlichen männlichen Wesen wird deshalb auch ein steigender Anstieg von "weiblichem Brustwachstum" festgestellt! Der sogenannten Gynäkomastie! (Dasselbe Resultat kann aber auch die Folge von erhöhtem Genuss durch Hopfen-Getränke sein.)
Was die Person in meinem Bekanntenkreis eigentlich und überhaupt sowieso mit der Östrogen-Theorie mitteilen wollte war:
Unsere Gesellschaft geht zum Teufel, weil die Männer heutzutage nicht mehr männlich sind und Frauen sich deshalb emanzipieren können und nicht mehr Heimchen hinterm Herd mit Kindern sein wollen!
So, jetzt war auch das raus. Ich habe die Person sehr sehr gern, weshalb ich darauf nichts erwidert habe. Ich war einfach zu schockiert und habe schließlich ein Kichern verbergend meine Klappe gehalten. Aber das mit der "schleichenden Verweiblichung" fand ich dennoch interessant.
Östrogen unterdrückt Testeron
Nun bin ich ja an Feminismus mitsamt seinen Diskussionen schon sehr interessiert. Besonders faszinierend ist es, wie weit sich die Gesellschaft in den letzten 100 Jahren verändert hat. Um nicht zu sagen, inwiefern das "Patriarchat" Macht an die Frauen abgeben musste, aber immernoch die Vormachstellung behält. Frauen sind zum Beispiel immernoch schlechter bezahlt und werden oft nicht in Führungspositionen gelassen, obwohl Unternehmen damit statistisch gesehen mehr Gewinn machen würden. Es hat sich sogar gezeigt, dass eine hohe Beteiligung von Frauen in Bürokratie, Wirtschaft und Politik allein schon eine Garantie dafür ist, Korruption in einem Gemeinwesen einzudämmen.
Begründen kann man diese einzelnen Erfolgsgeschichten vielleicht mit biologischen Faktoren von "Weiblichkeit". Bei Frauen werden mehr als bei Männern soziale Bindungen fördernde Hormone ausgeschüttet sowie das Aggressivität und "Fluchtverhalten" fördernde Hormon "Testosteron" gehemmt.
Und das führt uns zurück zur Ausgangsthese über die Verweiblichung von Männern. Wenn die jetzt also durch die Pille oder Erziehung vermehrt in ihrer biologisch gegebenen Hormonbildung gebremst werden verlieren sie auch an zugeschrieben männlichen Eigenschaften. Wikipedia hat das mal alles aufgezählt, aber ich nenne jetzt nur einmal: Mut, Risikobereitschaft, Abenteuerlust, Bereitschaft zum Zupacken, Wille zur Führung, Rationalität, Verständnis von Organisation und Technik und schließlich auch Coolness.
Das sind, wie es in dem Wikipedia-Artikel klar genannt wird, alles Zuschreibungen für maßgebliche Tugenden in unserer westlichen Gesellschaft. Und in unserer Wirtschaft. Also eigentlich überall dort, wo es darum geht, Macht und Einfluss zu sichern. Und durch Feminismus und Antibabypille sind diese gesellschaftlichen Ideale im Niedergang begriffen. Und das ist wahrscheinlich auch gut so.
Kapitalismus=männlich
weniger männlich=weniger Kapitalismus
Der Blick in die Medien sollten Ihnen genügend vor Augen geführt haben, dass unsere Lebensweise und unser Wirtschaften schon bald die Menschheit an den Abgrund treibt. Zweihundert Jahre Industrialisierung zeigen endlich Zeichen, dass wir 1) eine Ressourcenkrise haben, 2) eine Klimakrise haben, 3) eine Finanzkrise haben und der Frieden durch 4) Waffen, 5) Ideologien und 6) Religionen welcher Art auch immer bedroht wird.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, den führenden Persönlichkeiten, welche diese Krisen verursachen und zu bewältigen versuchen unter den Rock geschaut? Nein?
Haben Sie aber vielleicht einmal den Menschen, die irrationale Hetz-Artikel gegen Solarstrom schreiben, Kampagnen für ein ungerechtes Steuersystem fahren und akademische Rassisten heranbilden unter den Rock geschaut? Haben die Personen vielleicht zumeist gar keine Röcke, sondern Hosen an?
Ich bin deshalb über die gesellschaftliche Entwicklung, dass Männer jetzt mehr wie Frauen werden nicht im geringsten beunruhigt. Über die biologische vielleicht schon, aber die gesellschaftliche Entwicklung lässt mich hoffen, dass "wir nochmal das Steuer herumreißen". Denn, so die tagesschau: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass eine hohe Beteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft gut gegen "irrationale Überschwenglichkeit und extreme Verhaltensweisen" helfen. Oder um es auf die männlich geprägte Finanzkrise herunterzubrechen: "Mit Lehman Sisters wäre das nicht passiert!"
Klagemänner
Ich finde es deshalb nicht verwunderlich, dass vor allem Männer gegen "uncoole", softe Technik wie Solarstrom Kampagne machen. Dass sie denken, sie können ausrechnen, wie man "am effizientesten", also "zum geringsten Preis" gerade noch so am Weltenende vorbeischrammt. Und beim ausrechnen auch noch eine wunderbare Gelegenheit hat, die alternativen Konsequenzen anzuweifeln und die nötigen Entscheidungen aufzuschieben.
Kucken Sie doch mal auf das Geschlecht derjenigen Menschen, die den Klimawandel leugnen! Und derjenigen, die sagen, dass wir wirtschaftlich den Bach runtergehen, falls wir an den Stellschrauben unserer Energiewirtschaft drehen!
Eine Anekdote und ein Video zum Schluss
Von einer Bekannten der Vater hat seinen zweiten Herzinfarkt folgendermaßen erlebt: Er war zuhause und bemerkte, er kriegt wieder einen Herzinfarkt. Was macht der effiziente Mann also? Rechnet sich gleich aus, dass er für längere Zeit ins Krankenhaus muss. Er alarmiert also seine Frau, die soll zuerst den Koffer mit dem nötigen Bedarf packen und dann erst fahren sie zum Krankenhaus. Dabei sitzt natürlich auch er hinterm Lenkrad des Autos und fährt den ganzen Weg bis zur Notaufnahme.
Der Vater hat diesen zweiten Herzinfarkt dann auch überstanden. Trotz dass er im Angesicht des Todes seine Frau nicht fahren lassen hat. Für die Lösung akkuter Weltprobleme wünschte ich mir aber gerne professionellere Entscheidungsträger und ein bisschen weniger irrationales, Testosteron-geleitetes Denken.
Meine Überschrift habe ich schließlich aus dem Ärzte-Song WAMMW abgeleitet:
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