Wem nützt die Freiheit der anderen?

Derzeit ist es unter Wissenschaftlern wieder „in“, Menschen einen freien Willen abzusprechen. Insbesondere in Neurowissenschaften und Informatik gibt es immer mehr Forscher, die zu dem Ergebnis kommen, dass wir gar nicht frei sein können. Manche Emotionsbiologen sind inzwischen sogar der Ansicht, dass Freiheit nicht einmal mehr eine Emotion, also ein Gefühl ist.

Das ist interessant, weil Freiheit ja eigentlich immer nur eine gefühlte sein kann – Menschen fühlen sich frei oder eben unfrei. Und auch, wenn sämtliche objektiven Umstände nahelegen, dass es mit der Freiheit gerade nicht so weit her sein kann, gibt es Menschen, die sich frei fühlen, oder zumindest vertreten würden, dass sie ihre aktuelle Unfreiheit frei gewählt haben.

Aber spätestens, wenn der Blutzuckerspiegel bedenklich sinkt, bekommt ein Menschen Hunger, ob er das will oder nicht, und muss sich darum kümmern, etwas in den Bauch zu bekommen. Für Neurobiologen ist das der Beweis, dass alles, was irgendwie nach Willen aussieht, in erster Linie mit Hormonen, Nervenimpulsen oder sonstigen Prozessen im Körper zu tun hat, weshalb wir letztlich nur Ausführende dessen sind, was unser Körper uns zu tun vorgibt. Ob wir dann Currywurst mit Pommes oder ein vegetarisches Curry essen, ist dann auch nicht zwangsläufig ein Beweis für den freien Willen – es gibt ja auch noch ein soziales Umfeld und so weiter.

Doch ich wollte jetzt gar nicht in diese ufer- und witzlose Diskussion „Freier Wille – gibt es den oder nicht?“ einsteigen – sondern die aktuellen Forschungskonzepte quasi als Illustration dafür benutzen, dass mit dem Begriff der Freiheit allgemein ziemlich viel Schindluder getrieben wird. Die wirklich interessante Frage in diesem Zusammenhang ist doch eine ganz andere: Wem nützt es denn, den Leuten einzureden, dass Freiheit das Tollste überhaupt auf der Welt ist?

Genau – denen, die von der Freiheit der Leute profitieren. Dazu hat sich ein bekannter Ökonom des 19. Jahrhunderts sehr tiefsinnige Gedanken gemacht und folgendes festgestellt:

Die formelle Freiheit der Warenbesitzer verwandelt sich für Lohnarbeiter in lebenslange Abhängigkeit. Lohnarbeiter können nicht leben, ohne ihre Arbeitskraft an das Kapital zu verkaufen. In ihrer Arbeitszeit müssen sie tun, was ihnen ihre Kapitalherren diktieren. Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der Geldbesitzer also den freien Ar­beiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andererseits andere Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen. (Karl Marx, Kapital I, MEW 23, 183)

Einer, der nicht „frei“ ist, sondern alles hat, was er zum Leben braucht, ist also für den Kapitalismus nicht zu gebrauchen. Das erklärt auch, warum funktionierende Gesellschaften in anderen Ländern erst einmal zerstört werden müssen, bevor die Menschen dort frei genug sind, um für den Kapitalismus zu taugen.

In der Vorstellung sind … die Individuen unter der Kapitalistenherrschaft freier als früher, weil ihnen ihre Lebensbedingungen zufällig sind; in der Wirklichkeit sind sie natürlich unfreier, weil mehr unter sachliche Gewalt unterworfen. (Karl Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, 76)

Ist das wirklich die Freiheit, für die es sich angeblich zu sterben lohnt?



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