Wem die Scheiße bis zum Hals steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassen

Wem die Scheiße bis zum Hals steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassenWas soll das? Der Oktober ist nun schon sieben Tage Vergangenheit und noch immer scheint die Sonne. Noch immer zeigt sich der Herbst von seiner goldenen Seit. Die Berliner sitzen draußen auf den See- und Caféterrassen, erobern die Plätze und Parks der Stadt. Hallo! Es ist November. Regen will ich. Und Nebel. Nasskalt muss es sein um diese Jahreszeit. Dunkel. Alles andere kann doch nur eine dieser postiven Marketing-Ideen des Deutschen Wetterdienstes sein. Bevor uns der Winter eiskalt erwischt, gibt es nochmal postive Wetter-Energie. Ja ja. Manche glauben es. Ich nicht mehr. Und außerdem geht es mir tierisch auf den Kranz, all dieses Positive neuerdings.

Wie die Neu-Kontrolleure in der U-Bahn. Kommen in Uniformen daher, mit ordentlichem Haarschnitt und reden freundlich. „Dürfte ich bitte Ihre Fahrkarte sehen, junge Frau? Lassen Sie sich ruhig Zeit, keine Hektik. Sie finden Ihre Fahrkarte nicht? Kein Problem. Ich komme nach der nächsten Station nochmal vorbei.“ Spinnt der? Das heißt: FAHRAUSWEISKONTROLLE!!! Dalli, dalli! Und nicht Bitte und Danke und so´n Schmusescheiß. Freundlichkeitsoffensive heißt das bei der BVG. Und Kundenbindung. So ein Quark. Das will doch keiner. Die Touris nicht, die verstehen eh kein Wort. Und die Berliner erst recht nicht. Die wollen ihre Ruhe haben. Unter ihren MP3-Kopfhörern. Das Ticket kurz hochhalten und tschüss.

Oder die AOK. Nennt sich jetzt Gesundheitskasse. Wie bitte? Gesundheitskasse? Was hat die denn damit zu tun? Wenn wir gesund sind, zocken sie uns ab, dass wir krank werden. Und wenn wir krank sind, zahlt die Kasse ein wenig Schmerzensgeld zurück. Deshalb ist sie verdammt nochmal eine Krankenkasse. Krank werde ich auch, wenn ich das Neuberliner Wort „Wärmebus“ höre. Jahrelang fuhren im Winter Kältebusse durch die Berliner Nächte, um Obdachlosen und Bedürftigen Hilfe und Transport anzubieten. Sie fuhren und fahren immer noch durch die Kälte der Nacht. Und nennen sich seit einer Woche Wärmebus.Und Be Berlin heißt eigentlich Burn Berlin. Oder umgekehrt?

Niemand will die Dinge mehr beim Namen nennen. Solange sie auch nur einen kleinen negativen Touch haben. Selbst das auch in diesem Jahr unvermeidliche Winterchaos bei der Berliner S-Bahn nennt sich nun „Schneefahrplan“. Bedeutet: Verspätungen, Zugausfälle, Streckensperrungen. Heißt aber Schneefahrplan. Klingt doch gleich viel positiver. So ein bisschen Schneeflocke und ein bisschen Fahrplan. Als ob da irgendetwas fahrplanmäßig ablaufen würde, wenn es Schnee gibt. Aber das ist wohl gerade Mode. Selbst die Regierenden sprechen bei Milliardengräbern von Rettungspaketen und bei sinnentleerten Nutzlosigkeiten von erfolgreichen Koalitionsvereinbarungen. Immer schön positiv denken, arbeiten und vor allem das Volk positiv verschaukeln. Das kennt man ja nun schon länger. Andererseits, wie sagt schon ein altes griechisches Sprichwort? Wem die Scheiße bis zum Hals steht, der sollte den Kopf nicht hängen lassen. Auch wieder wahr.


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