Die Feuerfeste zum Jahresende haben schon alte germanische Wurzeln. Bereits die Römer hatten den Beginn des neuen Jahres gefeiert, erstmals zum Jahr 153 vor Christus, als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde.
Der Name Silvester geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember. An diesem Tag starb Papst Silvester I. im Jahr 335.
Warum zu Silvester so viel Krach gemacht wird? Schon lange vor dem Mittelalter wurde zu Silvester so richtig Krach und Lärm gemacht. Damals wurde alles verwendet, was zur Hand war, von Rasseln, Töpfen und allem, was nur laute Geräusche machte. Damit sollten böse Geister erschreckt und abgewehrt werden.
Etwa ab dem zehnten Jahrhundert kam das Läuten von Kirchenglocken und das Spielen von Pauken und Trompeten hinzu, später dann auch das Abfeuern von Gewehren und Kanonen - was aber nur Jägern und anderen privilegierten Leuten vorbehalten. Erst zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es dann durch die Massenproduktion für jedermann erschwinglich, Feuerwerkskörper zu kaufen.
Österreich In Wien tanzt man seit Jahrhunderten um Mitternacht, dann wenn die große Pummerin (Glocke) des Stephansdoms das neue Jahr einläutet, auf dem Rathausplatz dem neuen Jahr entgegen - natürlich mit einem Walzer.
In den Bergtälern der Alpen hat sich auch so manch uralter Brauch erhalten, wie zum Beispiel das Neujahrssingen in der nördlichen Alpenregion. Dabei zieht ein Vorsänger mit einem Chor durch das Dorf und singt den Neujahrswunsch mit Wünschen für ein gutes neues Jahr, aber auch lustigen Neckversen über die Dorfbewohner. Anschließend werden die Sänger von den Dorfbewohnern beschenkt.
In den vielen ländlichen Bereichen der Alpenregion ist das "Räuchern" üblich, das Begehen der Wohn- und Arbeitsräume und Stallungen mit gesegnetem Weihrauch. In einigen Regionen streifen zwischen Weihnachten und Neujahr auch Gestalten mit schaurigen Masken umher, die mit viel Lärm die bösen Eis- und Frostgeister vertreiben bzw. die guten Geister der Fruchtbarkeit des Frühlings anziehen.
Schweiz Die Schweizer Silvestertraditionen sind vielfältig:
So ziehen beispielsweise im St.Galler-Rheintal am Silvestermorgen die sogenannten "Silvester-Tätscher" durch die Dörfer. Die sorgen mit diesem uralten Brauch dafür, dass keiner diesen Tag verschläft. Bereits in aller Herrgottsfrühe ziehen Jugendliche durch die Strassen und machen mit verschiedenen Instrumenten so richtig Krach. Von den Dorfbewohnern werden sie dafür mit Gaben belohnt.
Im Appenzellischen etwa sollen Silvesterkläuse die bösen Dämonen vertreiben: Die Kläuse ziehen von Haustür zu Haustür und wünschen den Bewohnern viel Glück fürs neue Jahr.
Silvesterkläuse in Appenzell
Auch im Berner Oberland wollen die "Trychler" mit ihren Schellen den Dämonen den Garaus machen. In Klosters (GR) rennen dagegen in der Region aufgezogene Schweine um die Wette: Die schnellste Sau ist der Glücksbringer für das kommende Jahr.
Im Zürcher Oberland feiert man neben dem neuen Silvester am 31. Dezember den alten Silvester am 11. Januar des julianischen Kalenders oder am 13. Januar (St. Hilarius). Die Bauern schlagen während des Geläutes der Kirchenglocken auf Bretter und dreschen so das alte Jahr aus.
Spanien Dort wird Silvester traditionell bei einem ausgiebigen Essen im Kreis der Familie verbracht. Die Mitternachtsstunden feiert man auf der Straße. In Madrid trifft man sich an der Puerta de Sol im Zentrum der Stadt, wo von der Turmuhr das neue Jahr eingeläutet wird - landesweit live im Fernsehen mitzuverfolgen!
Was jeder Spanier macht: Zu jedem der mitternächtlichen Glockenschläge, die das neue Jahr einläuten, muss eine Weintraube verzehrt und sich dabei etwas gewünscht werden. Ein Moderator im Fernsehen zählt mit - und beim zwölften Schlag müssen alle Trauben verspeist sein - andernfalls riskiert man Unglück im neuen Jahr!
Anschließend werden - wie wohl fast überall auf der Welt - die Sektgläser erhoben, sich umarmt und beglückwünscht. Aber nicht, ohne vorher einen goldenen Ring ins Glas zu werfen: Auch hier lassen die Spanier nichts unversucht, um das Glück positiv zu stimmen!
Was die männlichen Bewohner besonders freut: Wie die Italienerinnen und Chileninnen versuchen auch die Spanierinnen mit Sinn für Brauchtum ihr Glück im neuen Jahr auf kuriose Weise zu beschwören: Sie tragen am Silvester- und Neujahrstag rote Dessous! :o)
Italien In Venedig gibts ein ganz cooler Brauch! In der Stadt der Liebe heisst es immer zum Jahreswechsel- "Küsse statt Knaller" so das Motto der Stadt. Es heisst, in der die Silvesternacht soll auf dem Markusplatz eine richtige "Massenküsserei" ausbrechen. :o) In den vergangenen Jahren hatten sich schon tausende Paare daran beteiligt.
Küsse in der "Stadt der Liebe- Venedig"
In China, Korea und Vietnam begrüßt man das neue Jahr erst im Februar - am Tag des ersten Vollmonds nach dem 21. Januar. Drei Tage lang wird mit prächtigen Drachen- und Löwenumzügen gefeiert.
Besonders im riesigen China haben sich bis heute unzählige Neujahrsriten erhalten. Zum Beispiel muss nach alter Tradition noch vor Beginn des Neujahrsfestes das Haus mit Bambuszweigen, die die bösen Geister vertreiben, gründlich gereinigt werden - denn während der Neujahrstage würde man Gefahr laufen, auch das Glück hinauszukehren.
Gleichzeitig wird von der Bettwäsche bis zur Kleidung alles erneuert und das Haus mit roten Papierstreifen und goldenen Glückszeichen dekoriert. Und mit Beginn des neuen Jahres werden ab 23 Uhr alle Fenster geöffnet, um das neue Jahr hereinzulassen.
Am letzten Tag des alten Jahres findet das große, fröhliche "Reunion-Dinner" statt, bei dem die Familie vollständig versammelt sein sollte. Dies wird sehr ernst genommen, sodass Stadt und Land jedes Jahr wieder kurz vor einem Verkehrskollaps steht. Kinder und Unverheiratete erhalten Geldbeträge in kleinen roten Tüten mit Glückssymbolen.
In einigen Regionen werfen Unverheiratete auch Mandarinen ins Meer, um gute Ehepartner zu finden. Früher taten dies vorwiegend junge Frauen, die ihren Namen auf die Mandarinen schrieben, in der Hoffnung, einer der wartenden unverheirateten Fischer würde diese finden und sich auf die Suche nach ihnen machen.
Israel Rosh Hashana - zu deutsch Jahresbeginn - ist das jüdische Neujahrfest und soll zur Besinnung und Umkehr anregen. Das Blasen auf einem Widderhorn während des Gottesdienstes soll die Menschen daran erinnern, von ihren sündhaften Wegen und Gedanken abzulassen. Das jüdische Neujahrsfest leitet zehn Tage des Gedenkens an die Erschaffung der Welt im Jahre 3761 v. Chr. ein.
Damit das neue Jahr in jeder Hinsicht süß werden möge, serviert man in jüdischen Familien am Neujahrsabend süße Äpfel mit Honig und Honigkuchen. Oft wird auch eine süße Speise aus Möhren gereicht, die auf jiddisch Meren heißen, was auch wachsen, zunehmen (mehren) bedeutet. Sie versinnbildlichen den Wunsch, dass unsere Vorzüge und Verdienste im kommenden Jahr unsere Mängel überwiegen mögen.
Die Juden grüssen sich am Neujahrsfest mit dem Wunsch: "Du mögest für ein gutes Jahr eingeschrieben sein." Diesem Wunsch liegt die Annahme zugrunde, dass Gottes Urteil an diesem Tag in ein Buch eingetragen wird. Viele gläubigen Juden bleiben die erste Nacht des neuen Jahres wach, um das Glück nicht zu verschlafen und um selbst im Traum keine Sünde zu begehen.Japan Das japanische Neujahrsfest dauert bis zum 7. Januar. Die ersten drei Neujahrstage sind Ruhetage, die mit der Familie und den Verwandten verbracht werden. Ähnlich wie in China wird bis kurz vor Silvester die Wohnung oder das Haus aufgeräumt und geputzt. An beiden Seiten der Haus- oder Wohnungstür werden sogenannte Torkiefern aufgestellt.
Gegen Mitternacht erklingen im ganzen Land in den Tempeln 108 Glockenschläge, die die 108 Begierden des Menschen und die 108 Übel des alten Jahres vertreiben sollen.
Zu den beliebtesten Familienbeschäftigungen der Japaner während des Neujahrsfestes gehört das Stampfen von Klößen aus Klebreis, den so genannten Mochi (sprich: "Motschi"), die traditionell am Neujahrsmorgen gegessen werden. Der Reis wird nach einem mehr als tausend Jahre alten Brauch erst gedämpft und dann in einem Mörser zu Brei gestoßen. Mochi-essen ist nicht ganz ungefährlich, denn der bleibt so manchem im Hals stecken - was richtig übel ausgehen kann.
Russland In Russland fällt Silvester mit der russisch-orthodoxen Weihnachtszeit Anfang Januar zusammen. Der 31. Dezember ist in Russland der wichtigste Festtag, weil viele Familien Weihnachten und Silvester zugleich feiern.
Den Abend verbringt man zu Hause oder in einer Datscha, einer Art Ferienhaus. Wenn die Kreml-Uhr am Roten Platz in Moskau 12-mal geschlagen hat, stößt man in Russland - zeitversetzt - gleich 11-mal an, da es so viele Zeitzonen gibt!
Am 6. Januar ist dann der Tag der Bescherung, an dem "Väterchen Frost" oder das Großmütterchen "Babouschka" den Kindern die Geschenke bringt. Begleitet wird er von dem Mädchen "Schneeflocke" und dem Jungen "Neujahr". Dann gibt es mit Herzen dekorierten Kuchen, von denen jedes einen Traum in Erfüllung gehen lässt.
Väterchen Frost
Den 7. Januar verbringt man in festlicher Stimmung im Kreise der Familie. Vier Tage später, am 11. Januar, beginnt offiziell das orthodoxe Neue Jahr.Vereinigte Staaten In den Vereinigten Staaten ist Silvester (engl. New Year’s Eve) ein bedeutendes soziales Ereignis, das in Metropolen wie New York City und Las Vegas, die an diesem Tag einen erheblichen Tourismus erleben, im Rahmen großer Veranstaltungen und Partys gefeiert wird.
Ein Höhepunkt, der auch in den Medien eine zentrale Rolle spielt, ist seit 1904 das alljährliche Ritual des Ball Drop. Dabei wird auf dem Wolkenkratzer One Times Square in den letzten 60 Sekunden des alten Jahres der Times Square Ball, eine große beleuchtete Kugel, langsam herabgelassen. Ähnliche Veranstaltungen gibt es in vielen anderen Städten.
Das populärste Lied, das – zumindest bei offiziellen Anlässen – zum Jahreswechsel gesungen wird, ist Auld Lang Syne. Dieser Brauch wurde aus England übernommen.
Und was überall auf der Welt gleich ist: Zum Jahreswechsel lässt man rund um den Globus die Korken knallen!
Warum übrigens werden am Neujahrstag Linsen, Erbsen, Möhren oder Sauerkraut gegessen? Wer das macht, dem soll im neuen Jahr das Kleingeld nie ausgehen. Tradition hat auch der Neujahrskarpfen, der in früheren Zeiten als Mangelware galt. Daraus erklärt sich möglicherweise der Brauch, eine Schuppe vom Karpfen ins Portemonnaie zu stecken. Dies soll im neuen Jahr einen prall gefüllten Geldbeutel garantieren.
In weiten Teilen Europas gelten außerdem Speisen aus Schweinefleisch als regelrechte Glücksbringer - als Süssigkeit verzehrt man Marzipanschweinchen , aber auch Backwaren wie Früchtebrot oder die so genannten Neujahrsbrote, in die oft einzelne Münzen eingebacken werden.
Geflügel sollte dagegen zu Neujahr auf keinen Fall verzehrt werden, da das Glück sonst davon fliegt. Eine Sonderstellung nehmen hier die Rheinländer ein, die mit der Neujahrsgans ihrem Schicksal trotzen wollen!