Weltgeschichte am Scheideweg

„– was für ein Jahr! Ein Gipfel jagte den anderen, eine Krise überholte die nächste. Und immer wieder war das Licht am Ende des Tunnels die entgegenkommende Lokomotive. So sind wir mit einer außergewöhnlich hohen Ereignisdichte ins neue Jahr gegangen – viele mit gemischten Gefühlen. Auch ich. Während des Silvester-Gottesdienstes ist mir klar geworden, warum: Wir stehen nicht nur an der Schwelle eines neuen Jahres, wir stehen an der Schwelle einer neuen Zeit. Welche Richtung wird der Weltenlauf einschlagen? Wird es das Kapital bis zum Äußersten treiben und das, was jetzt kommt, „nur noch Blut und Dreck sein“, wie es der Schriftsteller Josef Bierbichler voraussagt? Oder können wir das Ruder kraftvoll herumreißen? 2012 wird wohl ein entscheidendes, ein bahnbrechendes Jahr werden. Vielleicht ist das der Grund, warum die Vereinten Nationen ausgerechnet 2012 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften ausgerufen haben. Eine internationale Organisation von beträchtlicher globaler Bedeutung, die sich hauptsächlich um den Weltfrieden, den Völkerschutz und die Menschenrechte kümmert, stellt eine faire und soziale Wirtschaftsform ins Rampenlicht, die ein Vorbild für viele Länder der Erde ist: „Cooperatives are a reminder to the international community that it is possible to pursue both economic viability and social responsibility“, begründet Generalsekretär Ban-Ki Moon die Entscheidung der UNO. Dabei sind seit der Gründung der ersten Genossenschaften schon 150 Jahre ins Land gegangen. Damals war es die nackte Angst um’s Überleben, eine Hungersnot, die den Bürgermeister Raiffeisen dazu trieb, mit dem Geld wohlhabender Bürger einen Brotverein zu gründen, um die Not der Armen zu lindern. Armut, Konflikte und politische Instabilität lassen auch heute noch eine Milliarde Menschen Hunger leiden. Die Genossenschaftsidee kann die Welt nicht retten, aber verbessern.

Was wäre die internationale Gemeinschaft ohne die zahlreichen Kooperativen? Weit über tausend Kleinbauernorganisationen und Plantagen arbeiten zum Beispiel nach Fairtrade-Standards. Das bedeutet, dass rund 1,5 Millionen Kleinbauern und Arbeiter in über 60 Ländern ihre Dörfer und Familien aus eigener Kraft stärken können und ihre Lebens- und Arbeitssituation nachhaltig besser geworden ist. Denn Fairtrade-Bauern bekommen ein stabiles Einkommen und haben eine Aussicht auf langfristige, direkte Handelsbeziehungen. Sie haben eine Stimme und können selbstbestimmte Entscheidungen treffen. Genau darum geht es in der genossenschaftlichen Großfamilie. Die ersten Gründungen Raiffeisens waren als Wohltätigkeitsvereine auf Basis karitativer Fremdhilfe entstanden. Mit seiner ersten Kreditgenossenschaft im Jahr 1864 ersetzte Raiffeisen das Wohltätigkeits- durch das Selbsthilfeprinzip. Er sah ein, dass die direkte Hilfe ohne Gegenleistung der Beschenkten mit der Zeit den Willen zur Selbsthilfe einschläfert. Jeder, der Hilfe beansprucht, muss auch allen anderen helfen, wenn sie in Not sind. Das war der internationale Durchbruch der Genossenschaftsidee.

Mit weltweit 800 Millionen Mitgliedern und 100 Millionen Mitarbeitern sind Genossenschaften eine treibende Kraft für Wirtschaft und Gesellschaft. Jeder vierte Deutsche ist Mitglied einer Genossenschaft. Waren es früher vor allem regionale Banken, Wohnungsgesellschaften und Handelsunternehmen, ist das Genossenschaftsmodell heute auch für neue Branchen interessant geworden. Wo immer ein Problem zu lösen ist, schließen sich Menschen in einer Genossenschaft zusammen. Beispiele dafür sind die Erneuerbaren Energien, das Gesundheitswesen und die unterschiedlichsten Projekte in Städten und Gemeinden…“

Quelle: Vorwort aus dem E-THIKKER, dem aktuellen Rundbrief der EthikBank

 

 

 



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