Weltfrieden und Glaubenskriege...

Von Schamanenstube

Weltfrieden

Die Schamanenstube wird seit den Anschlägen in Paris von so vielen Seiten nach Möglichkeiten für den Weltfrieden gefragt, dass wir unsere unfertigen Gedanken dazu teilen. Sogar in Bestellungen für Traumfänger, wie natürlich auch im Wunschbrunnen tritt das Sehnen nach Weltfrieden auf. Da sitzen wir nun und meditieren darüber, wie man sich mit einem friedlichen Zustand für die ganze Erde intelligent beschäftigen könnte. Sicherlich sind wir nicht die einzigen, die darüber nachsinnieren. Und sicherlich haben wir keine befriedigende Antwort auf die Frage nach dem Weltfrieden.

Der Wunsch nach Weltfrieden

Beim Wort "Weltfrieden" kommt ein Gedanke an einen Film mit Sandra Bullock hoch, in welchem sie bei einer Miss-Wahl am Schluss "Weltfrieden" sagen musste, um als Miss eine politisch glaubwürdige Identität zu erhalten. Weltfrieden ist so ein grosses Wort, weil es ja schliesslich die ganze Welt betrifft. Wie sollen wir damit umgehen?
Der Wunsch nach Weltfrieden wird seit den Anschlägen in Paris und zuvor bei 9/11 immer stärker. Er drückt ein Sehnen aus. Dieses Sehnen zu verstehen, scheint auf den ersten Blick schwierig, denn die meisten Menschen haben die Terror-Anschläge ja nicht selbst miterlebt und sind nicht direkt davon betroffen. An schreckliche Bilder in den Nachrichten sind die meisten eher gewöhnt. Das Sehnen entsteht wahrscheinlich aus der Nähe zu Paris zum deutschsprachigen Raum. Damit wird es verständlicher: es wird eine Bedrohung wahrgenommen, die zu einem Sehnen nach Frieden führt, um die Bedrohung aus dem Weg zu schaffen. Die Häufigkeit der Nachfrage nach Weltfrieden weist auch auf eine Angst hin. Bei Terror weiss man theoretisch nie, ob man in einer grösseren Menschenmenge einer Gefahr ausgesetzt ist. Ist der Wunsch nach Weltfrieden von Individuen ausgesehen der Wunsch nach Unversehrtheit und Sicherheit? - Damit könnten wir aus schamanischer Sicht etwas anfangen.
Der Gedanke steigt gerade auf, ob die Bart-Mode bei Männern, die seit einiger Zeit wieder modern ist, jetzt wieder abflachen wird? Die menschliche Wahrnehmung ist wie bei jedem Tier darauf ausgerichtet, Bedrohungen zu erkennen. So könnte ein dunkler Bart schon bald ein Erkennungszeichen für Terrorismus sein?
Ehrlich? - Diese Gedanken bringen uns allesamt nicht wirklich näher zum Thema Weltfrieden. Aber sie lösen die Fixierung. Werfen wir also einen Blick nach innen.

Schamanischer Frieden

Die Gefühlslehre der Schamanismus Therapie nennt als Frieden einen Ort, der auf sicherem Boden von Ruhe und Liebe umgeben ist. Genuss und Zuversicht verlustieren sich darum und verleihen ihm seinen Zauber. Damit ist das Aufleben des Gefühls "Frieden" möglich, denn die empfundene Sicherheit findet sich wissentlich auch in der Zukunft. Man kann frei atmen. Nichts Schlimmes wird passieren.
Innerer Frieden ist ein Zustand, der insbesondere von Ruhe durchzogen wird. Es gibt an diesem Ort keine Bedrohungen. Ängste haben aber am Ort des Friedens Zutritt und führen dazu, dass die Vorsicht auftaucht. Die Vorsicht sucht nach Bedrohungen und damit verlässt man den Ort des Friedens wieder.
Innerer Frieden ist vielleicht nicht der Weg zu einem grösseren, äusseren Frieden. Innerlich ist das ein wundervolles Gefühl. Sobald es nach aussen kommt, kann es Ängsten ausgesetzt werden und ist vorbei. Könnte man dieses Gefühl auf die ganze Welt wirken, bestünde die Möglichkeit einer kurzzeitigen Symptombekämpfung.

Krieg und Frieden
Das Gegenteil des Friedens-Gefühls ist die Aggression. Dieser unwirtliche Ort wird genährt vom Unrecht und lässt die Kräfte von Wut, Hass und Rache frei fliessen. Seine Absicht ist das Finden neuer, eigener Sicherheit. Das Gegenteil des weltlichen Friedens ist der Krieg. Und sprechen wir vom Weltfrieden, ist der Weltkrieg zu nennen.
Das Gegenteil von Terror ist: Sicherheit schaffen. Darunter ist fast schon ein Paradoxon versteckt: das Gegenteil hat das, was sein Gegenteil sucht.
Wenngleich die innerlichen Gefühle den äusseren Zuständen ähnlich sind, folgen sie anderen Ordnungen. Die Ursache bleibt sich zumindest gleich: das Gefühl des Unrechts. Die Motivation ist das Durchsetzen des Eigenrechts.

Was ist Krieg?

Die Schamanenstube ist weder welt-, noch kaffpolitisch interessiert. Das schafft uns die Entschuldigung, naive Gedanken zu haben. Es mag zwei Grundmotivationen für Krieg geben: durch Unrecht entstandener Hass und finanzielle Interessen. Beide sind mischbar. Man stelle sich ein Land mit vielen Bodenschätzen vor. Man kann die dort lebenden Menschen durch gemeinsame Feindbilder zur Verachtung gegen potentielle Neider antreiben, sie mit einigen "Vorfällen" zu einem Wehren nötigen und sie dann von aussen als die Bösen hinstellen. So wechselt das Unrecht auf einmal die Seite und man kann in dieses Land einfallen und es besetzen. Das nennt sich einen Krieg anzetteln. Die Bodenschätze kann man ja nicht verkümmern lassen, also hilft man tatkräftig beim Wiederaufbau mit.
Wir möchten erwähnen, dass wir keine Ahnung haben, wie es zum aktuellen Terror kommt. Auch sind wir Gegner jedwelcher Verschwörungstheorien. Aus der Gefühlsbewegung heraus betrachtet, sind diese weltpolitischen Gedanken zum Glück gar nicht relevant.
Man spricht heute von der Idee eines islamischen Staats. In diesem Staat soll als Rechts-Instanz ausschliesslich Gott verantwortlich sein. Für die westliche Welt klingt das nach tiefem Mittelalter. Die Gefahr dabei ist, dass man als Gläubiger nun das göttliche Recht bekommt, Unrecht zu tun, solange es göttlich abgesegnet ist. Dadurch wird aus sonst vielleicht friedfertigen Religionen gemeinsamer Faschismus in Form von Kampftruppen, heute Zellen genannt. Diesen wiederum reichen die Feindbilder alleine aus.
Ist als die emotionale Waffe "göttliches Recht" zu nennen, die man entwaffnen sollte? - Die Form der inneren wie äusseren emotionalen Rechtfertigung von Krieg ist allerdings nicht neu. Die Christen haben mit ihren Kreuzzügen in fremden Ländern oder mit Hexenverbrennungen auf eigenen Dorfplätzen identisch terroristisch agiert. Das Christentum gibt es noch heute, obschon man das alles weiss. Spricht man da eigentlich von extremistischen Einzelfällen? Die Lehre dieses Glauben ist ja noch dieselbe. Vielleicht hat ja die Schamanenstube die Bibel 2.0 verpasst?

Emotionale Entwaffnung
Vielleicht ist weiter unten an der Wurzel des Übels, sprich am Punkt des empfundenen Unrechts ein Ansatz zur Entwaffnung auffindbar für einen Weltfrieden? - Man müsste wissen, wie man emotional mit Unrecht umgehen kann und gemeinschaftlich erschaffenes Recht stets neu hinterfragbar machen kann. Damit sind nicht nur staatliche Rechtsformen gemeint, sondern auch menschliches Verhalten wie Mobbing, Rufmord und gnadenloser Wettbewerb. Die emotionale Bewegung ist ziemlich sicher dieselbe wie im Krieg.
Man müsste dazu therapeutische Camps einrichten, um die Verarbeitung von erlebtem oder gehörtem Unrecht anzugehen. Zusätzlich müssten Diskussionsrunden vorhandenes Recht stets relativieren. Das tönt nicht machbar.

Religion und Glauben

Religionen bieten gemeinschaftliche Zuversicht, Trost und emotionale Führung besonders in den wichtigen Lebensmomenten wie Geburt, Hochzeit und Tod. Man kann sich in Religionen behütet zurücklehnen (re-ligio) und muss nicht die ganze Verantwortung des Lebens selbst tragen. Es gibt immer etwas Höheres, das dafür zu sorgen scheint, dass alles richtig läuft. Das tönt verführerisch.
Könnte es dem Menschen möglich sein, die Verantwortungen gänzlich selbst wahrzunehmen, bräuchte er keine Götter. Die westliche Zivilisation scheint sich besonders beim jüngeren Nachwuchs von den Göttern zu entfernen. Vielleicht sind die Enttäuschungen über schlechte Berufsaussichten etc. zu gross und empirische Beweise für Götter gibt es nicht für die aufgeklärte Generation.

Die Mehrheit der Menschheit hat einen Glauben.
Die Verantwortungsabgabe im Glauben setzt zwangsläufig eine Machtposition voraus. Eine Machtposition, die keinem gehört, weil sie ja nicht greifbar ist. Mit etwas Geschick lassen sich kleine Paradoxa erschaffen, wie "mit Gottes Recht ziehen wir in den Krieg", "für Gott und Vaterland" und "Gott ist gross".
Könnte es ein Weg zum Weltfrieden sein, den Religionen und spirituellen Führern die Macht abzusprechen? Das hiesse für jeden, aufzuhören, an irgendetwas zu glauben und selbstverantwortlich zu werden.

Spannend und als Einwand zu erwähnen ist, dass auch der innerlich empfundene Frieden von Zuversicht genährt wird. Zuversicht ist eine Form der Führung, die auf einem Glauben beruht, dass auch die Zukunft sicher ist.

Ist Weltfrieden möglich?

Die Kriege, von denen wir sprechen, sind rein menschliche Kriege. Die einen hauen den anderen auf den Kopf. Sie sind durch irgendwelche Glaubensvorstellungen und Feindbildern genährt. Emotional finden wir folgendes:

  • Menschen wollen an etwas glauben
  • Menschen wollen Recht haben
  • Menschen wollen Verantwortung abgeben
  • Menschen brauchen Sicherheiten
Damit ist ein Weltfrieden in unseren Augen nur schwer möglich. Der Mensch ist wissenschaftlich gesehen tierischen Ursprungs. Eine Evolution dauert sehr lange. Selbst Charles Darwin muss man miteinbeziehen: was wäre, wenn es eine natürliche Ordnung in jeder Gattung gäbe, sich selbst in ihrer Zahl zu regulieren, damit die Art erhalten bleiben kann? - Dann würden Götter wieder Sinn machen, zumindest langfristig gesehen.
Es bleiben unglaublich viele Fragen offen. Wir hätten auch schreiben können: wir haben keine Ahnung.