Weltbühne lesen (großes Deja vu)

Hatte ich über Friedhelm Greis' Buch "Weltbühne lesen" schon berichtet? Ich lese es immer noch. Ich muss das Buch immer wieder zur Seite lesen, weil ich nicht fassen kann, wie sehr sich die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in Deutschland die Weimarer Republik, und die heutige ähneln. Nur ein paar Beispiele:
- Die europäischen Länder gerieten in eine Finanzkrise wegen Kriegsschulden. Der erste Weltkrieg war auf Pump finanziert, mit Anleihen, die später stark beschnitten oder gleich ganz entwertet wurden ("Haircut").
- Die europäischen Regierungen suchten händeringend nach Lösungen, berieten über Schuldenmoratorien und Umschuldungen.
- Deutschland stand besonders im Rampenlicht, weil es zusätzlich Reparationszahlungen leisten sollte. Diese wurden komplett mit Krediten finanziert. Deutschland schaffte es nie, einen Exportüberschuss zu erzielen, aus denen man den Versailler Vertrag hätte bedienen können. Das erinnert doch stark an den Vorschlag des heutigen EZB Direktors Asmussen, Griechenland solle seine Anleihen zurückkaufen, finanziert über Kredite.
  • Die deutschen Arbeitgeber hatten über Jahre die Löhne gedrückt, so dass sie irgendwann auf eine reine Exportstrategie umschwenkten. Aktionäre und Manager verdienten ihre Gewinne und Dividenden nicht mehr im heimischen Markt, immerhin dem größten Europas, sondern im Ausland.
  • Banken werden auf Steuerzahlerkosten gerettet. Davor und danach treten die Banker als größte Kritiker des Staates auf.
  • Über private Verbindungen fließen auch ganz direkt öffentliche Gelder von Staatskassen in private. ("Osthilfe" nannte Reichspräsident Hindenburg die Geldflülle in die Taschen der ostelbischen Landjunker. Vergleiche "Solidaritätszuschlag")
Usw.
Ich ging in dieses Buch rein, weil ich mich seit der Oberstufe für die Weimarer Republik interessiere und die Weltbühne einem die Entwicklung von Woche zu Woche widerspiegelt. Ich bin zugegebenermaßen auch ein Tucholsky-"Fan". Ich hatte nur nie Zugriff auf die Weltbühne, und die Einzelhefte durchzusehen wäre mir zuviel gewesen. Jetzt habe ich verstanden, dass es sich bei der EURO-Krise um eine Kapitalismuskrise handelt. Nein, das ist nicht "einseitigen" Perspektiven der Weltbühneautoren geschuldet.
Es ist die Einsicht, dass die von der Bundeskanzlerin gebrachte These, der EURO sei eine Frage von Krieg und Frieden so zu verstehen ist, dass sich die europäischen Eliten immer nur so lange für Frieden als Modus Operandi zur Mehrung ihrer Vermögen entscheiden, wie er billiger und sicherer ist als Krieg. Aber auch nur so lange.
Die Weltbühne erweitert den Horizont in unserer Systemkrise.

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