WEIMAR. (fgw). Hehre Worte, leere Gesten! Der Münchner Kardinal Reinhard Marx gerät bei seinen Managementkünsten ins Stolpern. Solange es nichts kostet, aber Publicity verspricht, ist er wieselflink dabei. Aber Marx kneift, wenn er sich einlassen muss, wie z.B. bei der Lösung seines Weltbild-Problems.
von Georg Korfmacher
Dabei müsste ihm das Trommelfell platzen wenn er die Worte seines im Vatikan für Sozialfragen zuständigen Kardinalskollegen Robert Sarah hören würde: „Korruption, Anhäufung von Geld, Gewalt und Leben auf Kosten der Gemeinschaft ohne einen eigenen Beitrag sind die wahren Krebsgeschwüre, die die Gesellschaft von innen bedrohen”, so der Kardinal in Rom. Dieweil stehen die Mitarbeiter von Hugendubel im Regen, verlassen vom freundlich grinsenden Reinhard Marx mit all seiner Sozialverantwortung. Ginge es nur um die Schäflein seiner Kirche, müsste man sich wohl schamvoll zurückhalten. Hier aber geht es um Familien mit Kindern, die wohl mehr zufällig als gewollt am Tropf der Catholica hängen und nur guten Lohn und vernünftige Sicherheiten für gute Arbeit wollen.
Aber Geld und Macht war schon immer ein Lieblingsthema von Prälaten mit rotem Scheitelkäppchen, sind sie doch ein Dreh- und Angelpunkt einer absolutistischen Kirchenherrschaft. Laien haben grundsätzlich zu schweigen….und zu zahlen. Alles andere ist des Teufels. Auch die 400 Protestpostkarten der Hugendubel-Mitarbeiter werden ihn nicht kitzeln.
Schon kursiert bei Hugendubel der Spruch vom Kardinal mit den zwei Geschwindigkeiten. Die eine in Messeinheiten der Ewigkeit, wenn es um die Lösung von sozialen Nöten gerade auch in den eigenen Unternehmungen geht. Die andere in Nano-Sekunden, „nämlich in der KMSRMPTZ, der Kardinal-Marx-Social-Responsability-Media-Publicity-Time-Zone”.
Aber die Lösung scheint nahe! Mit seinem auf der siebten Wolke schwebenden neuen Kardinalsbruder aus Berlin ist er zum großen Umbruch angetreten. Sie wollen „der Kirche in Deutschland ein Gesicht zu geben”. Da kann man auf die Geschwindigkeit gespannt sein. Außer für leere Worte kommt die zweite wohl kaum infrage. Man ahnt es schon, weitere Kardinalfehler sind geradezu vorprogrammiert. Welche gemeinsame Sprache werden der Kardinal im Schloss in München und der in der Dachwohnung in Berlin überhaupt finden. Prunk und Protz vertragen sich kaum mit der Experimentierfreudigkeit eines ehrgeizigen Anfängers. Selbst wenn auch der jetzt die Farbe der Macht trägt.
[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]