Dieser Sommer hat mich nicht nur mit ungewöhnlich viel Sonne, sondern auch mit neuen Garten-Gästen überrascht: an einem besonders schönen Nachmittag bin ich sehr erschrocken, als ein riesiges schwarzes Insekt an mir vorbei brummte und in den Taglilien verschwand. Zuerst dachte ich: eine schwarze Riesenhummel!?
Schnell schlug ich im neuen Kosmos-Insektenführer nach und konnte das Rätsel lösen: ich hab zum ersten Mal eine Blaue Holzbiene gesehen! Auch den grün-schillernden Rosenkäfer kannte ich bisher nicht und ich glaube, auf der Minze sogar eine seltene Heuschrecken-Sandwespe gesehen zu haben.
Fest steht: ohne Heiko Bellmanns Lexikon „Welches Insekt ist das?“ hätte ich noch lange weiter gerätselt, wen ich diesen Sommer im Garten getroffen habe. Auch wenn gerade niemand herumschwirrte, den oder die ich gerne bestimmen wollte, hab ich gern in diesem handlichen Nachschlagewerk geblättert:
Über 2000 Fotos und Zeichnungen zeigen ganz genau, mit welchem Insekt man es zu tun hat. Sie zeigen eine Aufsicht, das Larvenstadium und die Silhouette der jeweiligen Art. Im Textteil gibt es Angaben zur Größe, zum Verbreitungsgebiet, zur Erscheinungszeit, zu besonderen Merkmalen und anderen wissenswerten Infos.
Alle der mehr als 450 abgebildeten europäischen Insekten teilt Zoologe Dr. Bellmann in 25 Insektenordnungen ein – von Springschwänzen und Felsenspringern über Eintagsfliegen, Libellen und Schaben bis zu Termiten, Schrecken, Fliegen und Schmetterlingen. Ein Farbcode hilft bei der Zuordnung der Insektenportraits im Hauptteil.
Allen gemeinsam ist ihr äußeres Skelett, die chitinhaltige Außenhülle, die den ganzen Körper einschließt und in zahlreiche Ringe unterteilt ist, damit Insekten trotz ihres „Panzers“ beweglich bleiben. Allerdings können sie aufgrund ihres festen Körpers nur begrenzt wachsen, deshalb häuten sich Insekten viele Male im Leben.
Zwei bis zehn Mal wechselt eine Larve – je nach Art – ihr Haut, bis sie ihre endgültige Körpergröße erreicht hat. Überhaupt sind Insekten unglaublich vielseitig und anpassungsfähig. Einige mögen wir – Bienen und Schmetterlinge-, andere – Flöhe, Läuse oder Stechmücken – wollen wir schnell wieder loswerden.
Im Buch werden allein vier Arten von Eintagsfliegen vorgestellt, auch Heuschrecken kommen in zahlreichen Arten vor, zum Beispiel als Schnarr-, Höcker-, Nasen- oder Ödlandschrecke. Wer glaubt, rot-schwarze Feuerwanzen klar zu erkennen, die sich manchmal wie ein Teppich auf dem Asphalt ausbreiten, wird staunen, wenn er die Zimt-, Ritter- oder Schwalbenwurz-Wanze kennen lernt – sie sehen fast identisch aus!
Mir haben ja die Namen gut gefallen, einige sind wirklich amüsant: Plattbauch, Vierfleck und Balkenschröter etwa, genau so Buchdrucker, Grünes Heupferd, Großer Puppenräuber oder Wurmlöwe. Andere Namen erinnern an Pilze wie der Veränderliche Ölkäfer, Großer Waldportier oder der Gemeine Taumelkäfer.
Manche Namen geben Aufschluss über Vorlieben und Tätigkeit der jeweiligen Insekten. So ist es nicht schwer zu erraten, mit was sich Haselnussbohrer oder Birkenblattroller den lieben langen Tag beschäftigen. Auch der Lebensraum ist bei einigen sofort klar, wie bei der Schneefliege, der Mistbiene oder bei der Dunklen Erdhummel.
In Sachen Tarnung sind Insekten ebenfalls weit vorne: manche sehen aus wie dürre Äste, andere sind auf den ersten Blick von welken Blättern kaum zu unterscheiden.
Als Plus und zur einfacheren Bestimmung gibts bei dieser Ausgabe übrigens ein pfiffiges Extra: alle, die Apps lieben können sich im App Store, bei Google Play oder auf Amazon einen Erklärfilm von Naturfilmer Jan Haft downloaden.
Ob mit App oder ohne: Für alle, die gerne Wandern, einen Garten haben oder sich einfach für Natur interessieren, ist dieser Kosmo-Naturführer zu jeder Jahreszeit ein toller Begleiter!
Heiko Bellmann „Welches Insekt ist das?“, 256 Seiten, Klappenbroschur, 12 Euro 99, Kosmos Verlag