Welches Ernährungskonzept ist DAS richtige für Hunde?

Von Update

Die Ernährung ist ein wichtiges Thema. Schließlich ist sie laut Ernährungswissenschaftlern der wichtigste Faktor wenn es um Erkrankungen geht. Deshalb treibt viele Hundehalter die Frage um, welches das richtige Ernährungskonzept für ihren Hund ist.

Aber nicht nur das. Die Hundeernährung ist ein heiß umkämpfter Markt. Viele wollen daran verdienen, den Hund mit dem richtigen Hundefutter zu versorgen. Seien es die Futtermittelhersteller, seien es die  Ernährungsberater und nicht zu vergessen natürlich – die Tierärzte.

Fütterungskonzepte gibt es für Hunde mittlerweile einige. Die populärsten sind Fertigfutter in Form von Trockenfutter oder Nassfutter, Rohfütterung vor allem nach dem Barf-Konzept oder das Kochen für den Hund. Wobei man das Kochen für den Hund natürlich nicht als richtiges Konzept betrachten kann. Weniger häufig trifft man auf sogenannte Preyer (füttern ausschließlich tierische Komponenten) oder auch Halter, die ihre Hunde vegetarisch oder gar vegan füttern.

Warum ist das überhaupt so wichtig?

Die Ernährung ist, wie schon erwähnt, laut den Ernährungswissenschaftlern der wichtigste Faktor bei Mensch und Tier, wenn es um Erkrankungen geht. Spätestens wenn man einen Supermarkt betritt und sich dort umschaut, wird einem aber klar, dass dieser Faktor den meisten Menschen nicht wirklich bewusst ist. Die meisten Menschen sind sich nicht klar darüber, dass ihre eigene Ernährung maßgeblich ihre Gesundheit beeinflusst.

Hingegen ist die ängstliche Frage eines Hundehalters, ob sein Hund WIRKLICH die paar restlichen Kartoffeln vom eigenen Mittagessen fressen darf, keine Seltenheit.

Das war natürlich nicht immer so. Noch vor gut 70 Jahren wussten die meisten Hundehalter ziemlich genau, was der Hund fressen durfte oder auch nicht. Es war ganz normal, dass Hunde viele Reste bekamen. Kein Mensch wäre wohl auf die Idee gekommen, dass gekochte Kartoffeln für den Hund schädlich sein könnten.

Als Fertigfutter etwa Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Markt kam, wussten die meisten Hundehalter damit erst einmal gar nicht viel anzufangen. Damit sich das schnell und vor allem nachhaltig ändert, haben die Futtermittelhersteller riesige Werbekampagnen gestartet, mit denen sie den Hundehaltern deutlich klar gemacht haben, dass nur Hundefutter für Hunde taugt und dass Essensreste und ähnliches ihren Hund krank machen. Idiotisch, aber die Hundehalter haben das „gefressen“. Noch heute liest und hört man den Satz immer wieder:

Damit sie auch wirklich kapieren, dass das Kotelett auf dem Teller vom Herrchen nicht für den Hund ist, dürfen manche Hunde die Küche nicht einmal BETRETEN. Es gibt Hundetrainer, die bringen ihren Kunden das bei: der Hund darf nicht in die Küche. Er muss wissen, dass das Menschenessen KEIN Hundefutter ist. Wenn das nicht eigentlich traurig wäre, könnte man darüber lachen.

Aber … jetzt sind wir vom Thema abgekommen.

Was ist denn nun das richtige Ernährungskonzept für Hunde?

90% der Hundehalter glauben, dass Fertigfutter das richtige Fütterungskonzept für ihren Hund ist. Dass viele Leute sich aber mit Ernährung im Allgemeinen nicht gut auskennen, sieht man am Sortiment im Supermarkt. Ein Markt besteht ja immer aus Angebot und Nachfrage. Das, was am meisten gekauft wird, findet man auch am meisten in den Geschäften.

Dass sie sich nicht mehr gut auskennen, ist dann wahrscheinlich (neben den genannten sehr wirksamen Werbekampagnen) ein Grund, weshalb sie auf Nr. sicher gehen wollen und lieber keine Experimente mit richtigen Nahrungsmitteln machen. Im Fertigfutter ist ja schließlich alles drin. Naja, fast alles.

Was fehlt, sind ja „nur“ die vielen natürlichen Begleitstoffe, die man bei den im Fertigfutter enthaltenen synthetischen Nährstoffen nicht findet. Wie wichtig die aber sind, zeigen z.B. Studien, die dargelegt haben, dass die Wahrscheinlichkeit für Hunde, an Krebs zu erkranken, sinkt, wenn man sie ab und zu mit frischem und unverarbeitetem Gemüse füttert.

Was dann im Umkehrschluss aber eigentlich bedeuten müsste, dass die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken für den Hund steigt, wenn er ausschließlich mit einem Fertigfutter gefüttert wird.

Wenn das so ist, würde ich sagen, kann die Ernährung mit Fertigfutter grundsätzlich nicht DAS einzig richtige Konzept zu Hundeernährung sein. Man muss sich auch die Frage stellen, wieso die Deutsche Gesellschaft für Ernährung den Menschen empfiehlt, sich möglichst frisch und abwechslungsreich zu ernähren, während der Hund mit solchen synthetischen „Kompositionen“ am besten versorgt sein soll.

Dann also lieber Barfen?

Das Barfen soll ja übersetzt DIE Biologisch ArtgeRechte Fütterung von Hunden sein. Der Hund stammt vom Wolf ab und deshalb ist er ein Fleischfresser. Aber natürlich erst, seit es die Massentierhaltung gibt. Die Massentierhaltung gibt es so richtig seit etwa 70 Jahren. Deshalb sagen die Barfverfechter auch immer „früher“, wenn sie davon reden, dass die Hunde mit viel Fleisch ernährt wurden. Früher, das war als die Massentierhaltung ihren ersten richtigen Aufschwung erlebte. Als Fleisch billig und für alle in recht großen Mengen verfügbar wurde.

Wenn man sich das frühere „Früher“ näher anschaut, kommt man schnell zu dem Schluss, dass früher „Früher“ die Hunde gar nicht viel Fleisch bekamen. Weil man gar nicht viel Fleisch hatte. Fleisch war nämlich mal was wert. Ein Rind oder auch mehrere zu halten, das war einmal eine arbeitsintensive Angelegenheit. Entsprechend war Fleisch auch teuer. Heute geht es nicht mehr um Klasse, sondern um Masse.

Es muss viel und billig produziert werden. Davon „profitieren“ auch die Hunde. Denn das viele Fleisch aus Massentierhaltung kommt auch ihnen zugute. So idyllisch wie auf dem Bild leben die Rinder in MTH eher nicht. Die fressen auch kein Gras.

Fleisch aus Massentierhaltung … achja … da fällt mir etwas ein. Greenpeace hat da kürzlich mal geschaut, ob das denn jetzt stimmt, dass in Fleisch aus Massentierhaltung Antibiotika-Rückstande zu finden sind. Sie haben ein Gerät genutzt, das mit einer Schwarzlichtlampe zeigen kann, ob im Fleisch Antibiotika-Rückstände enthalten sind. Greenpeace hat deutschlandweit vor 32 Lidl-Filialen den Kunden beeindruckend demonstriert, wie es in dem Billigfleisch denn nun mit Antibiotika-Rückstanden aussieht. Die Kunden zeigten sich erstaunt bis schockiert.

Tetracycline sind Antibiotika, die in der Nutztierhaltung häufig eingesetzt werden. Eine Nebenwirkung ist, dass sie sich in den Knochen der Nutztiere ablagern. Diese Ablagerung wird sichtbar, wenn man das Fleisch unter UV-Licht betrachtet. Das Fleisch sieht dann gelb-weiß gesprenkelt aus.

In der herkömmlichen Nutztierhaltung werden in Deutschland jährlich 740 Tonnen Antibiotika eingesetzt. In Europa sterben aktuell jährlich etwa 25.000 Menschen durch Antibiotika-Resistenzen. Tendenz steigend. Fleisch aus Massentierhaltung ist mit schuld an diesem Trend.

Das Fleisch, das man in den meisten Barfshops kaufen kann, kommt aus den gleichen Quellen wie das Billigfleisch der Discounter. Also einmal abgesehen davon, dass man seinen Hund artgerecht füttern möchte, indem man eine nicht-artgerechte Haltung der Nutztiere in Kauf nimmt, füttert man ihn nicht nur mit Fleisch – sondern auch noch mit Antibiotika. Ganz besonders dann, wenn man ihm auch noch (Antibiotika)Knochen gibt, weil Knochenfütterung ja ganz besonders artgerecht für Hunde ist.

Barfen mit Billigfleisch kann es also auch nicht sein, das einzig wahre Konzept der Hundeernährung. Das alleine auf Fleisch basierende Prey-Modell ist sowieso raus. Solche großen Mengen Fleisch, wie man sie für beide Konzepte benötigt, das ist schwer zu leisten, ohne eine Massentierhaltung.

Und wirklich gesund sind große Mengen Fleisch auch für Hunde nicht. Eine Überversorgung mit Proteinen kann nämlich die Nieren und die Leber belasten und zu einer Vermehrung der falschen Bakterien im Darm führen. Überversorgung heißt über den Bedarf. Und wenn eine Barfration tgl. aus 70 oder 80% tierischen Bestandteilen wie Fleisch, Innereien und Knochen besteht, ist das eine Überversorgung mit Proteinen. Vorteile bringt diese Überversorgung keine mit sich.

Barfen ist also sowohl aus gesundheitlicher Sicht als auch aus ethischer und moralischer Sicht betrachtet nicht DAS Konzept zur Hundeernährung.

Was denn dann? Vegetarisch? Oder gar vegan? Kochen? Aber was denn dann?

Was ist das richtige Konzept der Hundeernährung?

Dass eine vegetarische, vor allem aber eine vegane Ernährung sich beim Menschen nur bedingt zur Dauerernährung eignen, darauf kommen immer mehr Menschen. Auch wenn diese Form der Ernährung aus ethischen Gründen erfolgt, ist sie nicht wirklich sinnvoll. Sie nützt den Nutztieren nämlich leider im Endeffekt nicht viel. Der pro-Kopf-Fleischkonsum ist trotzdem in Deutschland weiter gestiegen. Außerdem wird immer mehr Fleisch exportiert.

Bei bestimmten Erkrankungen kann eine vegetarische Ernährung für einen Hund durchaus sinnvoll sein. Aber daraus kann man auf keinen Fall ableiten, dass sie grundsätzlich gut wäre für Hunde. Ohne tierische Bestandteile lässt sich nur schwer eine ausgewogene Ernährung gestalten. Deshalb taugt vegetarische oder gar vegane Ernährung nicht als DAS Konzept der Hundeernährung.

Für die Nutztiere ist es außerdem viel hilfreicher, wenn mehr Menschen darauf achten, dass sie maßvoll mit Fleisch umgehen und eine artgerechte Haltung der Tiere unterstützen, indem sie sowohl für sich als auch ihr Haustier nur Fleisch von „glücklichen“ Tieren nutzen.

Aber … mal eine Gegenfrage: …

Wieso muss es überhaupt ein Konzept sein???

Warum glauben eigentlich so viele Hundehalter, ein Hund müsste nach einer bestimmten Methode ernährt werden? Warum denken die Leute, beim Hund müsste man Nährstoffe in mg zählen und die Nahrungsmittel Gramm-genau abwiegen? Weshalb haben so viele Hundehalter eine solch große Angst davor, ihren Hund falsch zu ernähren?

Da schieben Leute sich eine Fertigpizza in den Ofen und während die Pizza in 15 Minuten aufgebacken wird, rechnen sie nach, wie viel Calcium ihr Hund über die abendliche Knochenmahlzeit bekommt und ob das auch den Bedarf deckt. Ob in der Pizza Calcium enthalten ist, um ihren eigenen Bedarf zu decken, das wissen sie nicht und es ist ihnen i. d. R. auch egal.

Oder sie vergleichen den Proteingehalt auf den Verpackungen vom Trockenfutter, während der Sonntagsbraten im Ofen brutzelt, von dem am Sonntagmittag dann jedes Familienmitglied so viel isst, wie es jedem mundet. Keiner von denen hat aber auch nur den Hauch einer Ahnung, wie hoch sein Proteinbedarf ist, geschweige denn, ob der gedeckt wird (bei den meisten stellt sich die Frage auch nicht, weil sie Fleisch in Massen zu sich nehmen).

Ist diese Angst, ES falsch zu machen, alleine dieser Werbekampagne für Fertigfutter aus Mitte des letzten Jahrhunderts geschuldet? Warum brauchen die Leute ein Konzept, um ihren Hund zu füttern?

Vielleicht weil sehr viele nicht einmal mehr wissen, wie sie sich selber ernähren sollen? Immer mehr Kinder können Gemüse nicht beim Namen nennen. Sie können alle verfügbaren Pizzasorten runter leiern, hält man ihnen aber einen Brokkoli vor die Nase, müssen sie passen.

Was also ist nun DAS Ernährungskonzept für Hunde?

Ein sehr bekannter Zoologe und Verhaltensforscher hat in einem Seminar zur Ernährung von Hunden bei Verhaltensproblemen einmal gesagt, „Ein mittelgroßer Hund kann locker von den Resten einer sich gesund ernährenden Familie ernährt werden!“.

Tierarzt Dr. Rückert hat in einem Blogartikel auf humorvolle Weise dargelegt, wie man einen Hund mit der ABAM-Methode ganz unkompliziert und undogmatisch ernähren kann.

Tierarzt Dr. Dirk Schrader hat ebenfalls einen sehr undogmatischen Artikel dazu parat und findet wie seine Oma, dass so ziemlich alles aus der Küche sich für Hunde eignet, mal kreuz und mal quer, aber sauber muss es sein.

Die Antwort auf die Frage, welches DAS Ernährungskonzept für Hunde ist, ist schlicht und ergreifend, dass es nicht DAS Konzept der Ernährung von Hunden gibt. Die oft sehr dogmatisch geführten Diskussionen um diese Frage sind folglich völlig überflüssig. Extreme – wenn also die Waage in eine Richtung ausschlägt – das wissen wir alle, sind niemals der richtige Weg.

Die Lösung dieses Problems findet sich häufig in der eigenen Ernährung. Wer sich damit ausgiebig befasst, sich mit Nahrungsmitteln befasst, der lernt automatisch auch, was seinem Hund gut tun könnte. Zumindest wäre das oft ein sehr guter Anfang.