AB 9. APRIL IM KINO!©Weltkino
Ganz ehrlich: Wer hat überhaupt noch Lust auf eine weitere Komödie über Sex, die doch sowieso nichts Neues hinzuzufügen hat und nur auf dieselben Kalauer vertraut. Seit „American Pie“ gab es nichts mehr, das in dem Genre erwähnenswert gewesen wäre. Pipi-Kacka-Humor, flache Gags und ein Ablauf nach Schema F. Überraschungen, ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik und Tiefe der Figuren sind üblicherweise Fehlanzeige. Amerikanische Genre-Komödien liefern wenig Gehaltvolles, auch in Deutschland wird sich eher an diesem Standard orientiert. Glücklicherweise gibt es aber noch Australien. Wer hätte gedacht, dass mit „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ (furchtbarer deutscher Titel…) eine Komödie ins Kino kommt, die der Konkurrenz meilenweit voraus ist.
Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor Josh Lawson vereint in seinem Episodenfilm all jene Qualitäten, die der Zuschauer vermisst, wenn sich eine Komödie dem Thema Sex annimmt. Lawson beleuchtet in „The Little Death“ mehrere Paare, die alle auf ihre eigene Art und Weise mit der Sexualität zu kämpfen haben. Mal sind es seltsame Fetische und mal sogar eine Sprachbarriere. Was den Film jedoch qualitätsmäßig weit nach vorne schiebt, ist die Ernsthaftigkeit, die Lawson seinen Charakteren zugesteht. Der nächste Gag geht nicht auf Kosten der Figuren und ihrer Eigenarten, sondern entwickelt sich aus den Situationen heraus. Er verballhornt sie nicht, denn ihre Probleme sind in unserer Realität verwurzelt. Was macht man zum Beispiel, wenn der Partner eine Fantasie hat, die beinahe unmöglich umsetzbar ist? Was macht man, wenn die eigene Sexualität bloß auf Kosten des Partners Erfüllung findet?
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Das sind ungewohnt ernste Untertöne, die Lawson geschickt in die Geschichte einfließen lässt. „The little Death“ ist wunderbar durchdacht und konstruiert und beleuchtet ungewohnt vielschichtig die Beziehungen seiner Figuren. Denn irgendwo ist doch jeder ein wenig anders, als es die Norm vorschreibt. Der Fetisch ist die Normalität und gerade diese Lockerheit im Umgang mit diesen macht den Film so wertvoll. Dann lutscht jemand eben gerne an den Füßen anderer. Dann hat eine Frau eben eine Vergewaltigungsfantasie. Die Sexualität ist eines der schwierigsten Themen der Menschheit und auch die nächsten hundert Jahre werden sich die Menschen noch den Kopf darüber zerbrechen.
Noch dazu ist „The Little Death“ schick gefilmt und perfekt inszeniert. Die Episoden berühren sich an den passenden Momenten und sorgen für einige Überraschungen im Ablauf. Denn neben einem erfrischend lockeren und ehrlichen Umgang mit der Beziehung zwischen Mann und Frau, fehlt es nicht an Dramatik. „The Little Death“ ist zu gleichen Teilen berührend, wie einfühlsam, spannend, wie witzig. Ein großer Wurf im Bereich der Beziehungs-Komödie und darüber hinaus. Man muss seine Vorurteile bloß abbauen und ins Kino gehen.
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BEWERTUNG: 08/10Titel: Der kleine TodFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 95 MinutenErscheinungsjahr: 2015Regisseur/Autor: Josh LawsonDarsteller: Josh Lawson, Bojana Novakovic, Kim Gyngell, Kate Mulvany, Damon Herriman, Ben Lawson