Die Frage finde ich ein bisschen tricky, um ehrlich zu sein. Viele der Bücher, die ich lese, lassen auf den ersten Blick nicht vom Titel auf den Inhalt schließen. Wer denkt schon bei Der Turm an eine Familien-Saga der zerfallenden DDR? Bei Glenkill an ein kriminalistisch geschultes Schaf? Bei Morgentau an einen Fantastikroman mit den personifizierten vier Jahreszeiten? Selbstbei Jussi Adler-Olsen würde ich beim Titel Erlösung nicht unbedingt an einen Kriminalroman/Thriller denken. Diese "Ein-Wort-Titel" sind ja doch recht Mode geworden in den letzten Jahren und sie erschließen sich - wenn überhaupt - erst nach der Lektüre des Buches.
Am genialsten fand ich den Titel von Janne Tellers Roman Nichts. Hier kann man Erst der Untertitel bietet ein bisschen Aufschluss, er lautet: Was im Leben wichtig ist. Es handelt sich um einen Roman, in dem Jugendliche materielle und später sogar ideelle Werte zusammentragen um einem Klassenkameraden zu beweisen, dass es sehr wohl Dinge gibt, die etwas bedeuten und wichtig sind.
Bei Juli Zehs Schilf erklärt aber auch erst die Handlung, warum zum Henker dieser wirklich schöne Roman nach dem Gewächs, bzw. in diesem Fall nach Kommissar Schilf, benannt wurde. Ihren neuen Roman Unterleuten habe ich leider noch nicht lesen können, fällt für mich aber auch in diese Kategorie. Soweit ich das mitbekommen habe, heißt der Handlungsort "Unterleuten", aber natürlich kann man Unterleuten auch ganz anders lesen und verstehen, worauf der Roman ja auch abzielt. Ein - wie ich finde - sehr kluges Spiel mit dem Titel.
Also ja, es gibt recht viel Bücher, deren Titel irreführend sind und sich erst ergeben, wenn man das Buch auch gelesen hat. Ich finde, die modernen Autoren haben ein bisschen eine Tendenz zu "geheimnisvollen" Namen entwickelt.