Warum diese Frage? Weil ich in letzter Zeit oft – bedingt durch die aktuellen Umstände – darüber nachgedacht habe. Es ist so viel passiert in meinem Leben und ich hab mein Herz an die unterschiedlichsten Männer(typen) verschenkt. Denn: wenn ich geliebt habe, dann immer ganz und mit Allem, was ich habe.
Ich habe immer an die ewig dauernde Liebe geglaubt. Das kann mir auch niemand nehmen. Auch nicht das, was passiert ist.
Ist es die, die zum allerersten Mal kommt?
Obwohl ich mir noch nicht sehr alt vorkomme, ist es nun doch schon fast 30 Jahre her, dass ich das erste Mal geliebt habe. Also nicht nur so geschwärmt, sondern geliebt.
Damals war ich der festen Überzeugung, dass es mit uns nie zu Ende gehen wird. Es sprach ja auch alles dafür. Schließlich lebten wir in einer Gesellschaft, in der früh heiraten und Kinder bekommen auf der Tagesordnung stand. Und auch für mich bzw. uns stand das als großes Ziel fest. Mit blutjungen 16 Jahren wollte ich mit diesem Mann alt werden und Kinder haben. Das er mein „Erster“ war, spielte dabei nur eine kleine Rolle.
Was soll ich sagen? Die Umstände haben gegen uns gearbeitet. Und ich war – damals – nicht stark genug. Heute in der gleichen Situation würde ich sicher länger kämpfen. So war mir das nicht möglich und ich habe einen Rückzieher gemacht. Bin halt den leichteren Weg gegangen. Nachdem ich eine lange Zeit mit mir gerungen hab.
Diese erste große Liebe war immer tief in meinem Herzen verankert und ich habe – nach einer gewissen Zeit – nur mit einem seeligen Lächeln darauf zurück geblickt. Es war einfach schön.
Ist es die, die man heiratet?
1990 lernte ich meinen ersten Mann kennen und fünf Jahre später habe ich auf seinen nebenbei mal ausgesprochenen Antrag (eher eine Feststellung, dass es Zeit wäre zu heiraten) zugestimmt. Auch ihn habe ich geliebt. Das steht außer Frage. Doch in den gemeinsamen Jahren habe ich festgestellt, wie viel Wahrheit in dem Satz: „Zu einer Beziehung gehören zwei Menschen.“ liegt. Es genügt nicht, wenn Einer liebt und dieses zeigt, der Andere aber dazu entweder nicht fähig ist, es nicht zeigen kann oder nicht so empfindet.
Es gab durchaus harmonische Zeiten. Und natürlich ist aus dieser Verbindung das Wunderbarste überhaupt entstanden: unsere Tochter. Wäre er nicht ihr Vater, wäre sie nicht so, wie sie ist. Denn dann würden ihr einige Wesensarten fehlen.
Eines Tages war es allerdings so weit, dass ich ohne Gefühle – egal, ob eigene oder empfangene – nicht mehr leben konnte und wollte. Damals sah ich den einzigen Ausweg darin, mir das Leben zu nehmen. Ohne die Hilfe eines mir Unbekannten, mit dem ich einfach nur redete, würde ich heute nicht hier sitzen und über mein vergangenes Leben nachdenken. Darüber, was in dieser Ehe hinter verschlossenen Türen geschah und was ich aus vermeintlicher Liebe tat. Vielleicht schaffe ich es ja eines Tages darüber mal zu schreiben. Das klingt gerade alles viel schlimmer, als ich es damals empfand. Ich habe ihn schließlich geliebt.
Ist es die, die Dir das Herz bricht?
Drei Monate im Liebesglück folgten. Einer Liebe, die ich nur aus irgendwelchen Filmen und Romanen kannte. Anders als die bisherigen Gefühle. Ob besser? Nein. Anders.
Ich war emotional so angeschlagen, dass ich alles aufsaugte, was ich zu hören bekam. Jedes noch so kleine Wort der Sehnsucht und Schmeichelei. Diesem Mann wäre ich sofort blind bis ans Ende der Welt gefolgt.
Er hat das irgendwann erkannt und die Beziehung beendet. Auf die fiese Weise per Mail. Die Bestätigung dann am Telefon ließ mich in ein tiefes Loch fallen. Und mein Herz brechen. Ca. eine Woche war ich wie in Trance und Trauer. Und danach war da nichts mehr für ihn übrig.
Wenn ich bisher davon gehört hatte, hab ich doch nicht für möglich gehalten, dass es so sein kann. Von einem Herz, dass überzufließen scheint in eine absolute Leere. Kein Hass. Keine Wut. Nur Leere. Auch, als er nach einer Weile noch einmal vor mir stand und „reden“ wollte.
Ist es die, die das Glück mitbringt?
Ich habe niemals zuvor so viel mit einem Mann geredet, wie mit Stephan. Ab Anfang an war so ein tiefes Vertrauen zwischen uns da, dass es keinen Punkt gab, der nicht angesprochen wurde. Und auch über Vergangenes zu reden und zu hören tat nicht (immer) weh. Ja: wir haben uns gegenseitig so sehr gebraucht und zum Glück gefunden. Ich bin dankbar für jede Sekunde, die ich an seiner Seite verbringen durfte. Und dafür, dass wir beide in der gemeinsamen Zeit lernen durften, dass das Leben schön sein kann. Egal, was hinter einem liegt. Und ja: ich glaubte auch an die Ewigkeit mit ihm. Sah in unserer Liebe, unserer Beziehung nirgendwo Hindernisse. Es war eine ruhige, tiefe, allumfassende Liebe. Und wieder so ganz anders, als alles, was ich bisher kannte.
Als Ende Dezember seine Zeit gekommen war, ist ein Stück von mir mit ihm gestorben. Das Stück, das nur ihm gehörte. Den Teil, der ihm auch folgen wollte, hat er mir in den Wochen danach nach und nach zurückgegeben. Wenn ich es in Worte fassen könnte, würde ich es gerne tun, um Euch teilhaben zu lassen. Aber derzeit kann ich es nicht erklären. Es ist halt – wie so Vieles – etwas nur zwischen ihm und mir.
Ist es die, die unerwartet zurückkehrt?
Hätte mir Jemand zum Jahreswechsel 2015/2016 gesagt, was passieren wird, dem hätte ich entweder einen Vogel gezeigt oder sogar eine geknallt. Unfassbar wäre das für mich gewesen.
Aus Gesprächen, Festhalten, Weinen wurde Lachen, Fühlen und auch Lieben. Dass es der Mann war, zu dem ich knapp 30 Jahre gar keinen Kontakt hatte, spielte dabei sicher eine sehr große Rolle. Einem „Fremden“ hätte ich mich nicht so anvertraut. Hätte ich mich nicht so fallen lassen können. Hätte er mich nicht so auffangen können. Denn obwohl so viel Zeit vergangen ist, war ab Anfang an die alte Vertrautheit wieder da. Es gibt natürlich ein großes Paket, dass sich im Laufe der Zeit angesammelt hat. Schließlich haben wir Beide viel erlebt und uns verändert. Aber irgendwie halt doch nicht.
Doch die Liebe zwischen uns ist genauso ursprünglich wie damals, gewürzt mit einer großen Portion Vertrautheit, Sicherheit und Erwachen. Das ist total genial und auch schwer zu beschreiben und einfach nur wunderschön.
Welche Liebe ist es denn nun?
Vielleicht habt Ihr für Euch eine Antwort auf diese Frage gefunden. Ich nicht. Denn jede Liebe in ihrer Art und Weise ist einzigartig und wundervoll. Und auch, wenn sie in Scherben zerbrochen vor Einem liegt ist es wichtig, im Zurückblicken, das Gute darin zu sehen. Denn das gab es! In jedem Bisschen. Sonst wäre es meiner Meinung nach keine Liebe gewesen.
„Die Richtige“ ist die, die ich gerade erlebe. Das Gefühl hatte ich immer zu jeder Zeit. Denn ob eine Liebe schmerz- oder hasserfüllt endet oder der Tod beendet – jede ist „die Richtige“!