Zu einem meiner Artikel erhielt ich den folgenden Kommentar (von mir gekürzt):
»Für jemanden wie mich, der eher zu den unbedarften ab-und-zu-Knipsern zählt, ist das Durchwühlen unzähliger Testseiten, Blogs und Berichte sehr verwirrend. Man möchte als unerfahrener Amateur mit kleinem Budget eigentlich eine Hilfe, die man so nicht bekommt. Da werden Testfotos von guten und schlechten Kameras nebeneinander gestellt, wo ich mich frage, wo ist der Unterschied? Da wird sich in technischen Details und Laborwerten verloren, die einen als Laien eher verwirren. Und dann liest man ›Ja die Kompakte ist nicht schlecht, aaaaber für richtig vernünftige Bilder brauchst Du DLSR.
??? Brauch ich ??? Was sind denn nun vernünftige Bilder?
Brauch ich APS-C oder MFT, wenn’s nur das Familienfeierbild oder das Urlaubserinnerungsfoto werden soll? Ich will mir keinen Fuhrpark an Kameras und Objektiven zulegen, ich möchte die eine Kamera, die meine bescheidenen Belange abdeckt. Gewicht und Größe sind mir völlig egal. Ich will nur der Verwandtschaft zeigen, ›Kuck mal ich war am Brandenburger Tor!‹«
Da ich glaube, dass er ein Problem anspricht, das viele Beschäftigt (wahrscheinlich sogar alle, die Laien sind und beschließen eine Kamera zu kaufen), kommt die Antwort hier als Artikel.
Um es gleich vorne weg zu sagen: Die Antwort auf die Frage »welche Kamera soll ich kaufen?« gibt es nicht. Die richtige Antwort auf alle Fragen lautet: Es kommt drauf an. Sorry! Würde es die eine Kamera geben, mit der sich die Frage allgemeingültig beantworten ließe, dann gäbe es keine anderen Kameras.
Die ideale Kamera sieht für jeden Fotografen anders aus!
1. Anspruch | Wie viel Qualität brauche ich, bzw. wie viel Qualität sehe ich überhaupt? Für einen musikalischen Laien mag das billige Keyboard nicht vom großen Konzertflügel zu unterscheiden sein, also weshalb soll er in seiner Wohnung Wände durchbrechen um Platz für einen Bösendorfer zu schaffen? Dem Philharmoniker hingegen können feinste Unstimmigkeiten in den Nuancen Kopfschmerzen bereiten.
Selbstverständlich spürt jeder Betrachter den Unterschied, zwischen laienhaften Schnappschüssen und Werken, die von Profis mit Profiausrüstung gemacht wurden. Doch es war nicht die Ausrüstung des Profis, die für die umwerfenden Ergebnisse gesorgt hat, sondern vor allem seine Ausbildung, langjährige Erfahrung und Leidenschaft zur Fotografie.
Und auch bei ihm kam die Aufnahme nicht so aus der Kamera, wie sie im Magazin und im Internet zu sehen ist, sondern er hat aus Dutzenden, Hunderten oder gar Tausenden Aufnahmen die beste herausgesucht, und diese professionell mit professioneller Software entwickelt. Nicht, weil es ihm nicht gelang, die Aufnahme von Anfang an perfekt zu machen, sondern weil er am Computer noch vieles herausholen kann, was vorher einfach nicht möglich ist. Auch dafür braucht er Erfahrung und Zeit – und ein Rohmaterial aus der Kamera, das nur professionelle Geräte liefern. Wohlgemerkt: Nicht die Software hat entwickelt – ER hat entwickelt! Ohne die professionelle Erfahrung bei der Aufnahme und bei der Entwicklung bringt die teuerste Profikamera allerdings wirklich nicht bedeutend viel mehr, als die kompakte Knippse.
2. Wie wird fotografiert | Es hat auch damit zu tun, wie man fotografiert. Wer nicht besonders mobil sein muss oder gar vorrangig Stillleben im Studio macht, für den mag Mittelformat das Maß der Dinge sein. Für Fashion und Beauty ist man mit Vollformatkamera agiler, man möchte aber dennoch nicht auf das voluminöse Gehäuse einer professionellen DSLR verzichten. Wer viel unterwegs ist, für den empfiehlt sich in meinen Augen eine Systemkamera – das kann eine APS-C- oder MFT-Kamera sein, je nachdem, was einem besser gefällt, was sich für einen besser anfühlt, womit man besser zurecht kommt. Vollformat wird in Sachen Transportabilität niemals die Vorzüge von APS-C oder MFT erreichen!
Wer keine Objektive wechseln will, der ist auch mit einer Kompakten gut bedient. Die haben zwar tatsächlich den Nachteil der großen Schärfentiefe, das heißt eine Kamera mit MFT, mehr noch APS-C und noch mehr Vollformat, wird immer nettere Porträts machen, weil jeder potenziell störende Hintergrund auf Grund der Charakteristik dieser Systeme unscharf wird, wohingegen alle wirklich kompakten Kameras hässliche Hintergründe gnadenlos scharf abbilden. Dafür kann man mit der kompakten wunderbar unkompliziert Makro machen, was mit MFT-, APS-C und Vollformat kaum ohne Spezialobjektive geht und auch dann ohne Blitze nur wischi-waschi-unscharf.
3. Individuen haben individuelle Vorlieben | Jeder Fotograf hat seine subjektiven Vorlieben. Deshalb liebt der eine Canon, der andere Nikon, der dritte schwört auf Pentax, wieder einer, für den gibt es nichts anderes als Fuji, und so weiter. Die meisten können unzählige Argumente für ihr System nennen und manche können wunderbar alles madig machen, worauf nicht ihr Kameralabel gedruckt ist. Ich für meinen Teil liebe meine OM-Ds und halte, wenn es rein um Preis/Leistung geht, die Nikon D7100 für die aktuell beste Digitalkamera. Aber auch das ist subjektiv.
Schön und gut. Aber was helfen diese drei Ansagen Leuten, die noch keine Erfahrung haben? Die noch nicht wissen, wo ihr Anspruch liegt, was und wie genau sie fotografieren wollen und wie ihre subjektiven Vorlieben beschaffen sind? Ohne Erfahrung hat man meist noch keine Vorlieben!
Das ist ein Problem, das man als Anfänger in jedem Bereich hat. Als ich begann Musik zu machen, kaufte ich meinen ersten Bass gebraucht um 1000 Schilling, entdeckte aber bald, dass der Hals ziemlich klobig war, was das Spielen etwas mühsam machte. Also kaufte ich einen neuen, teureren Fender-Bass, der mir aber mit der Zeit auch nicht mehr so gefiel. Es folgten noch zwei weitere, bis ich endlich damit zufrieden war. Für die beiden Bässe zwischen dem gebrauchten, zum Anfangen, und meinem Esh-Bass, mit dem ich dann nachhaltig glücklich war, bezahlte ich Lehrgeld. Ein anderes Beispiel: Ich fuhr einst einen alten 3er-BMW. Der hatte (ca.) 113PS. Als ich später meinen ersten Neuwagen kaufte, einen Skoda Fabia, hielt ich aus meiner BMW-Erfahrung (ca.) 105PS für einen Kleinwagen für ausreichend, lernte aber bald, dass 113PS aus 1,8 Liter und 105PS aus 1,4 Liter ein Unterschied sind. Lange war ich nicht glücklich mit dem Skoda – auch für ihn hatte ich Lehrgeld bezahlt, weil ich es noch nicht besser wusste.
Niemand kann jemandem die Frage »welche Kamera soll ich kaufen?« mit einem bestimmten Modell beantworten. Schon gar nicht, wenn man den Fragenden nicht kennt und keine Ahnung davon hat, wie, was und wo er fotografieren wird. Das geht genauso wenig, wie bei der Frage »welches Auto soll ich kaufen?«. Ich kann aber ein paar Anregungen geben (zur Kamera, nicht zum Auto).
1. Schnappschüsse kann jedes Telefon | Während des Tages liefern Smart Phones heute hervorragende Resultate. Wer nur der Verwandtschaft zeigen will, wie es am Urlaubsort ausgesehen hat, braucht eigentlich nicht mehr. Dass man damit großartige Fotografie machen kann, davon kann sich jeder auf der Seite des »iPhone Photography Awards« überzeugen. Das Gros der Aufnahmen auf Flickr & Co aus Ein-, Aufsteiger- und Profi-DSLRs kann den Aufnahmen dort nicht das Wasser reichen.
2. Es gibt keine schlechten Kameras | Zumindest nicht, so lange man bei etablierten Herstellern, wie Canon, Nikon, Pentax, Olympus, Fuji und Sony, aber auch Samsung und Panasonic, einkauft – für Hausmarken von Aldi & Co würde ich die Hand eher nicht ins Feuer legen. Alle kochen sie nur mit Wasser, alle Marken haben ihre Stärken und Schwächen, alle haben sie tolle Geräte in den Regalen, und Modelle die weniger der Hammer sind, alle haben Modelle mit gutem Preis/Leistungsverhältnis und solche, über die man geteilter Meinung sein kann. Welche das genau sind, kann bei der Vielzahl an Modellen niemand sagen, da niemand ausreichend Erfahrung mit allen haben kann.
Meine Empfehlung aus eigener Erfahrung (siehe auch hier): Nikon D7100, wenn jemand eine gute DSLR will, Olympus OM-D E-M5 oder E-M1, wenn man eine kompakte, ausgezeichnete Systemkamera haben möchte, Canon S110 (oder sonst eine der S-Reihe) oder Olympus XZ-10, wenn jemand eine taschenfreundliche Kompakte sucht. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass man mit diesen Modellen nichts falsch macht, bin mir aber sehr wohl bewusst, dass es viele andere tolle Kameras gibt. Wer ein anderes Modell von einem der etablierten Hersteller kauft und dabei wirklich eine Niete zieht, der hat einfach Pech gehabt. Nieten findet man sicher bei jedem (ich fand zum Beispiel die Olympus XZ-1 eine Niete), doch sie sind die Ausnahme, nicht die Regel. Meist bekommt man, wofür man bezahlt – wer mehr ausgibt, darf mehr Features und bessere Leistung erwarten, wobei natürlich immer das eine Modell etwas besser, das andere etwas fragwürdiger kalkuliert ist. Der springende Punkt ist aber, dass man mit kaum einem Modell wirklich als der Angeschmierte aussteigt. Dass man subjektiv, mit dem was objektiv eigentlich OK ist, möglicherweise nicht glücklich wird, ist ein anderes Thema.
3. Berichte und Tests mit Vorsicht genießen | Eine meiner wichtigsten Quellen um mich über Fotoausrüstung zu informieren ist dpreview.com. Die Tests sind fundiert und das ganze scheint insgesamt seriös und kompetent. Trotzdem wurde dort (wie sonst auch überall) die Olympus XZ-1 als (damals) aktuell beste Kompaktkamera empfohlen und nachdem ich sie gekauft hatte, kam ich zur Erkenntnis, dass sie für mich Praxisuntauglich ist.
Weiters sehe ich mir die Labortestergebnisse bei dxomark.com an. Doch solche Tests sind eines, wie einem das, was Objektive und Kameras ausspucken, subjektiv gefällt, ist etwas anderes. Ich habe es durchaus schon erlebt, dass mir die Resultate eines Objektivs subjektiv besser gefielen, als es Tests nahelegen. Ich finde es interessant mich zu informieren, aber nur wenn die Resultate außergewöhnlich schlecht (oder extrem gut) ausfallen, wird es für mich für eine Kaufentscheidung wirklich relevant. Ich würde nie eine Kamera gegenüber einer anderen vorziehen, wegen des Rankings bei dxomark.com – für Objektive gilt dasselbe.
Daneben lese ich Berichte auf Blogs und in Magazinen mit Interesse, ohne, dass sie mich großartig beeinflussen. Dass hier kritisch berichtet wird ist eher die Ausnahme, als die Regel. Das ist für mich auch nachvollziehbar. Hersteller und Magazine sind voneinander abhängig. Magazine leben von der Werbung der Hersteller und sind darauf angewiesen von ihnen Modelle zum Testen zu bekommen. Man wird sich also davor hüten zu harsche Kritik zu veröffentlichen. Und als Blogger geht es einem kaum anders. Zumindest ich täte mir schwer eine Kamera, die mir ein freundlicher Mitarbeiter eines Markenherstellers zu Testzwecken zur Verfügung stellt, zu zerreissen. Nicht, weil ich fürchten würde, dann keine Kameras mehr zu bekommen, sondern weil ich die Freundlichkeit eines gestellten Leihgeräts nicht mit einer unfreundlichen Rezension beantworten wollte.
Ich überlegte vor kurzem bei meinem Händler eine Nikon Df auszuleihen um hier über sie zu berichten. Allerdings war ich sicher, dass es eine Abrechnung werden würde, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit ihr effizient arbeiten könnte – vom Design möchte ich jetzt gar nicht reden. Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich nicht die Freundlichkeit des Händlers mit dem Verriss einer Kamera beantworten wollte, die er zum Verkauf anbietet.
Am aufschlussreichsten sind Berichte über Geräte, die ein Autor selbst gekauft hat. Aber auch dabei muss man sich bewusst sein, dass auch sie absolut subjektiv gefärbt sind. Deshalb findet man bei nahezu jedem Gerät Berichte von begeisterten und von enttäuschten Benutzern.
Man kann sich mit dem, was Foren, Magazine und Blogs schreiben, ein Bild machen, aber es sollte nicht ausschlaggebend sein.
4. Der Bauch muss entscheiden | Und woran soll man sich orientieren, wenn alle Marken gute Geräte haben und auf das, was Blogs, Magazine und Foren schreiben, kein Verlass ist? Vor allem an seinem Bauchgefühl! Die Leistungszahlen auf den Websites der Hersteller und Tests und Berichte sind gut um sich vorzuinformieren und eine Vorauswahl an interessanten Modellen zu finden. Danach sollte man aber zu einem Händler gehen, der (möglichst) all diese Geräte im Laden hat, die Dinge zur Hand nehmen und schauen, was sich gut anfühlt und daran herumspielen um zu schauen, ob man damit zurecht kommt. Diesbezüglich kann ich meinen freundlichen Fotohändler (Foto Hebenstreit) nur loben, denn da kann man das wirklich in Ruhe machen, ohne dass einem ein Verkäufer im Nacken hängt, aufpasst und einen voll labert. Ob einen eine Kamera glücklich macht, erkennt man nie an den Leistungszahlen, sondern man spürt es immer erst, wenn man ein Gerät in Händen hat. Oder, umgekehrt, was noch schlimmer ist: Wenn man sich für ein Gerät entscheidet, das laut Kennzahlen und Berichten umwerfend sein soll, das einem aber kein gutes Gefühl gibt, besteht kaum eine Chance glücklich zu werden.
5. Laborwerte sind für Topprofis wichtig | Was in Laboren gemessen wird ist im Großen und Ganzen für Topprofis von Bedeutung. Als Laie oder Amateur sollte man sich davon nicht verrückt machen lassen. Die Unterschiede zwischen mittelprächtigen Geräten und der ersten Sahne, werden in vielerlei Hinsicht erst relevant, wenn man es 1. versteht die Ausrüstung professionell einzusetzen und 2. die feinen Unterschiede durch Finetuning am Computer herauszukitzeln kann. Natürlich macht ein 5000-Euro-Objektiv an einer 5000-Euro-Kamera vom Fleck weg imposantere Aufnahmen, als eine 200-Euro-Kompakte. Aber wir wissen wohl alle, dass ein S-Klasse-Mercedes mehr kann, als ein Fiat Panda, und trotzdem hat nicht jeder das Gefühl er müsse einen haben.
6. Werdet euch bewusst was ihr wollt | Ohne geht’s nicht, sorry. Wenn ich nicht weiß, ob ich Salat, Suppe, Bruscetta oder Champignons als Vorspeise möchte, wird es schwierig mit der Bestellung – es gibt keinen Suppen-Salat mit Bruscetta und Champigons! Und es gibt nicht die eierlegende Wollmilchsau in Sachen Kamera!
Ihr wollt eure Kamera vor allem immer dabei haben? Dann muss es wohl eine Kompakte werden! Ihr wollt vor allem unkompliziert Makro fotografieren? Auch dabei ist nichts besser als eine gute Kompakte (oder eine Bridge-Kamera).
Die Kamera muss nicht immer dabei sein, sollte aber gut zu transportieren sein, für Reisen und/oder Wanderungen, mehr Möglichkeiten als eine Kompakte und auch bessere Resultate für die Entwicklung am Computer liefern? In meinen Augen gibt es dafür im Moment nichts besseres als die MFT-Kameras von Olympus und Panasonic. Grund: Die Auswahl an Objektiven ist mittlerweile riesig und es gibt in jeder Preisklasse und jeder Qualitätsstufe alles mögliche. Bei Fuji fehlen im Moment die preiswerten Linsen und das Angebot ist überschaubar und bei Sony, Nikon, Samsung und Canon schaut es ohnehin düster aus mit einem nennenswerten Angebot an kompakten, für Systemkamera optimierten Linsen.
Ihr braucht gar keine riesige Auswahl an Objektiven, möchtet aber etwas wasser- und stoßfestes, am liebsten zum Untertauchen? Die Nikon 1 AW ist eure Kamera. Schnell wie die Sau, sehr kompakt und hart im Nehmen. Allerdings zum Preis einer recht großen Schärfentiefe, also mit Nachteil beim Porträtieren und allem, wo man den Hintergrund gerne unscharf hätte.
Ihr wollt eine coole, aber doch unauffällige Kamera für Reise, Reportage und Street Photography? In diesen Situationen wird man mit Vollformat zum Paparazzo. Aktuell schwören viele in diesen Genres auf Fuji, und ich kann das gut nachvollziehen. Würde Geld bei mir keine Rolle spielen, hätte ich neben meinen Nikon- und Olympus-Systemen schon lange eine Fuji im Schrank. Qualität, die aber leider spätestens bei den Objektiven ihren Preis hat. Also nichts für Leute, die mehrere Objektive und trotzdem das Budget schonen wollen.
Ist auch alles egal? Ihr wollt Porträts schießen? Fashion und Beauty ist euer Thema? Kauft euch eine DSLR. Dabei muss es gar nicht unbedingt Vollformat sein. Würde ich jetzt mit DSLR einsteigen, fiele meine Wahl auf die Nikon D7100. Die liefert absolut professionelle Qualität zum Amateurpreis, sie liegt super in den Händen und lässt kaum etwas vermissen, was Profikameras bieten. Die Auswahl an Objektiven ist riesig und deutlich leistbarer, als bei Vollformat, obschon man bis zum Profiobjektiv zum Preis eines Kleinwagens alles nutzen kann.
Eine DSLR vom Schlage einer D7100 ist auch mein Tipp für alle, die gerne flinke Tiere und schnelle Sportarten fotografieren wollen. Selbst mit der außerordentlich schnellen OM-D sieht man in diesen Situationen alt aus. Systemkameras (von Kompakten möchte ich gar nicht reden) sind noch nicht auf Höhe von DSLR, wenn es außerordentlich hektisch wird.
7. Gebt euch die Chance Erfahrungen zu machen | Wer fotografisch am Anfang steht und noch nicht recht weiß, was ideal für ihn ist, muss einfach ausprobieren. Das schließt try and error einfach mit ein. Ich würde dabei auch empfehlen wirklich mit preiswerten Einsteigergeräten anzufangen. Es stimmt zwar, dass, wer billig kauft, zweimal kauft. Aber das mit dem (mindestens) zweimal kaufen wird ohnehin kaum einem erspart bleiben. Das erste Gerät sollte einfach einmal dazu dienen sich zu finden. Entscheidet man sich für Spiegelreflex, ist der Schaden mit einer 500-Euro-Einseiger-DSLR geringer als mit einem 5000-Euro-Profiboliden, wenn man entdeckt, dass man etwas Kompakteres braucht.
8. Kauft keine neuen Geräte weil es jetzt etwas besseres geben soll | Eine neuere oder teurere Kamera macht keine besseren Bilder. Sie macht gar keine Bilder. Ihr macht die Bilder! 24 Megapixel, 10 Bilder in der Sekunde, High-ISO-105.000, 5-Achsen-Bildstabilisierung und so weiter mögen verführerisch klingen, aber braucht ihr das überhaupt? 24 Megapixel und mehr bringt nur etwas, wenn man exzellente (teure) Objektive verwendet und arbeitet wie ein Profi. Sonst macht das nur Datenmüll. 10 Bilder die Sekunde. Brauchen vielleicht Sportfotografen. Trifft das auf euch zu? Hattet ihr jemals schon in der Praxis das Gefühl eure Serienbildleistung reicht nicht aus? Wenn nein: Weshalb ist das ein Argument für eine neue Kamera? High-ISO und Bildstabilisierung: Wenn ihr in erster Linie bei Tageslicht fotografiert ist das nicht wirklich relevant.
Kauft euch dann neue Kameras, wenn ihr den qualitativen Unterschied zwischen eurer aktuellen Kamera und der neuen, durch die ihr sie ersetzen würdet, seht – am Bild, nicht am Datenblatt! Stellt aber sicher, dass die Schwäche nicht am billigen Objektiv liegt. Kauft euch eine neue Kamera, weil euch am aktuellen Modell etwas abgeht. Wenn ihr mit dem einen Einstellrad der Einsteiger-DSLR immer etwas zu umständlich hantieren müsst. Teurere Kameras können mehr. Sie machen nicht von selbst bessere Aufnahmen, sondern ermöglichen es dem erfahrenden Fotografen mehr aus ihr herauszuholen. Wenn ihr mit den Bildern eurer aktuellen Kamera nicht zufrieden seid, liegt es vielleicht gar nicht an der Kamera, sondern am mangelnden Können. das ist umso wahrscheinlicher, je weniger ihr es wirklich mit eigenen Augen am Bildrauschen, Detailunschärfen, chromatischer Aberration oder sonst etwas festmachen könnt.
9. Megapixel sind kein Qualitätskriterium | Ich kann es nicht oft genug sagen: Für die meisten Anwender sind 10–12MP genug. Natürlich erfüllen die Bilder dann vielleicht nicht die optimalen Standards für hochauflösende Fernseher oder Prints von Postern. Doch beides – Fernseher und Poster – betrachtet man aus Distanzen von 2m, 3m und mehr. Auf diese Entfernung sieht kein Mensch den Unterschied, ob das da 12MP oder 24MP sind. Selbstverständlich gibt es die Anwendung, in denen es ausschlaggebend ist, ob mit 24MP, 36MP oder noch mehr gedruckt wird – bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen geht der Betrachter schon auch einmal ganz nah ans Poster ran um Details in Augenschein zu nehmen –, doch diese Auflösungen verlangen vom Fotografen viel präziseres Arbeiten und bessere Objektive, sonst ist das, was in den Details zu sehen ist, unscharf und unscharfe Resultate kann man auch erzeugen, indem man 10MP-Bilder am Computer hochrechnet.
Ich weiß, dass dieser Artikel keine Antwort auf die Frage »welche Kamera soll ich kaufen?« ist. Niemand kann diese Frage beantworten, außer man selbst. Und wenn man noch am Anfang steht kann man das selbst nicht. Auch später, wenn man schon recht genau weiß, was für Bedürfnisse man hat, ist man deshalb nicht davor gefeit, gelegentlich ein Gerät zu kaufen, bei dem man mit der Zeit feststellt, dass man doch nicht glücklich wird damit. Was man sich vor allem abschminken muss, ist zu glauben, es gäbe die Kamera mit der man alles gleich gut machen kann. Wer die verschiedensten Aufgaben lösen will, kommt gar nicht darum herum, mehrere Kameras zu kaufen. Es ist wie mit der Frage nach dem Auto, das man kaufen soll. Wer sowohl die abgelegene Jagdhütte in den Bergen mit dem Auto besuchen will, beim räubern über Passstraßen den Wind in den Haaren spüren möchte, und mit dem 9-Köpfigen Kegel-Club zum Gardasee fahren muss, der kommt nicht um drei Autos rum: Einen Geländewagen, ein Sport-Cabrio und einen Kleinbus.