Von Gastautor Albrecht Künstle
– Auseinandersetzung eines Einzelgängers (?) mit der Mehrheitsmeinung
Einer meiner beruflichen Weggefährten und Vorsitzender einer örtlichen KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) wurde von der lokalen Zeitung zu Corona interviewt. Gut, dass in den Medien nicht nur Virologen und anderen politischen Kaffeesatzlesern mehrere Stunden Sendezeit am Tag eingeräumt wird, um uns mit ihren eigenen C-Theorien zu beglücken, wonach das Corona-Virus 70 Prozent der Menschen hinraffen würde, wenn wir keine Virologen und Staatenlenker vom Schlage einer Frau Merkel hätten.
Unter dem Zeitungstitel „Corona wirft Grundsatzfragen auf“ antwortete der Interviewte auf die gestellten Fragen u.a., dass in der weltweit erhitzten Situation die Sicherheit und gesunde Begegnungen der Menschen in den Hintergrund geraten seien. Für die Zukunft stelle sich die grundsätzliche Frage, ob wir wirklich alles haben müssten? Ob wir alles mit dem Auto erledigen sollten? Ob wir billige Waren aus Ländern in Übersee beziehen sollten, in denen Menschen hungern? Müssen wir uns mit Lebensmitteln aus gesundheitsschädlicher Produktion ernähren? Als Alternative plädierte er für dezentrale, regionale und lokale Gruppierungen in allen gesellschaftlichen Bereichen unter Beteiligung der Menschen vor Ort. Z.B. bei der Gestaltung des ÖPNV, der Ausweisung von Baugebieten, dem Straßenbau oder der Anlegung von Fuß- und Radwegen. Nach der Krise müsse eine nachhaltige Werteorientierung entstehen, frei von Habgier.
Auch wenn mich dieses eher philosophische Statement von einem hauptberuflichen Ex-Gewerkschafter wunderte (was soll denn die Tarifpolitik noch, wenn wir „nicht alles haben müssen“), ging ich nicht auf dieses Corona-Interview ein, sondern verschickte an den Kreis seiner Mail-Adressaten einfach ergänzend eine Veröffentlichung von mir über das, was ich von den politischen Auswüchsen des zweifellos real existierenden Corona-Virus halte. Und zu meiner Überraschung verteidigten ausnahmslos alle die Sichtweise des Interviewten. Bis hin zu einem DGB-Vertreter und Kreisverband der Linken wurde die Einschätzung vertreten, dass „wir (?) über unsere Verhältnisse leben“ und nach Corona alles anders werden müsse. Obwohl ich in meinem Papier keine politischen Statements abgab, wurden meine geschilderten, praktischen Erfahrungen zurückgewiesen – obwohl sie immerhin mit 17 Prozent der Bevölkerung übereinstimmen.
Zur Philosophie (Verschwörungstheorie?) meiner Kontrahenten in aller Kürze.
Ist das Coronavirus wirklich die Strafe dafür, dass wir über unsere Verhältnisse leben? Wo es entstanden ist, kann niemand richtig belegen, aber um sich gegriffen hat es zuerst in der chinesischen „Provinz“ Wuhan, die schnell abgeriegelt wurde. In dieser Metropolregion leben 1.270 EW/km², in der Hauptstadt selbst sogar 5.200, folglich fast alle in Hochhäusern. In jedem der Aufzüge konnte sich das Virus wie ein Lauffeuer verbreiten. Haben die Chinesen über ihre Verhältnisse gelebt, etwa weil die Ein-Kind-Politik aufgegeben wurde?
Leben wir über unsere Verhältnisse? Denn auch in Deutschland ist festzustellen, dass die Infektionen in den Ländern mit größerer Bevölkerungsdichte höher ist als in den nordöstlichen Bundesländern. Dazu hat die Merkel-Politik beigetragen, die in den letzten acht Jahren über 12 Mio. Zuzüge generierte. Die Bevölkerungszahl stieg in dieser Zeit um fast drei Millionen Menschen, die sich hauptsächlich im Südwesten und in Großstädten niederließen. Und genau dort ist nun auch die Corona-Dichte am größten. Das gilt überall, Beispiele sind Nord- und nicht Süditalien, London, New York…
Was hat das Corona angeblich mit den Produktionsverhältnissen zu tun? Die Skandale der letzten Tage in den Fleischhochburgen unseres Landes sind nicht in Fabriken selbst entstanden, in denen die Gewerkschaft nach dem Arbeits- und Gesundheitsschutz schaut. Die Ausbreitung des Corona erfolgte im beengten Wohnbereich, also durch die faktische Überbevölkerung dort. Werkverträge begünstigen Corona nicht mehr als normale Arbeitsverträge.
Durch welche dezentralen Polit-Strukturen soll so etwas wie Corona verhindert werden? Wir haben auf der Ebene der Landkreise und Kommunen schon Gremien aller Art und politische Buntheit. Mit welchem Zaubertrank wollen z.B. die Grünen oder neue Gruppierungen genügend ÖPNV, Baugebiete, Straßen und Wege aus dem Hut zaubern, wenn weiterhin Hunderttausende in unser Land strömen und es überall enger wird? Durch Wohnsilos mit vielen Wuhan-Aufzügen? Und Verkehrsknoten, wie man sie in China sieht?
Wir sollen dauernd und überall mindestens 1,5 m Abstand halten, obwohl weiterhin Millionen Menschen aus Erdteilen mit wenigen Einwohnern pro Quadratkilometer in das schon dichtbesiedelte Corona-Europa strömen. Sollen diese gleich auf die Länder verteilt werden? Oder sollten sie nicht besser erst einmal in Aufnahmeeinrichtungen kommen, weil auch aus dem Ausland zurückgekehrte Einheimische ebenfalls in Quarantäne mussten. Außerdem sind sie in geschlossenen Einrichtungen besser versorgt. Während in Pflegeheimen wochenlang keine Corona-Tests gemacht wurden, war das in Migrantenheimen gleich mehrfach möglich.
Die Perversion des Umgangs mit dem Corona-Problem zeigte sich mir diese Woche erneut. Ich hatte eine Untersuchung in der größten Klinik Freiburgs, und suchte anschließend etwas in verschiedenen Baumärkten und Fachgeschäften. Und schüttelte am Ende des Tages erneut den Kopf, denn die Reglementierung des Begegnungsverkehrs war in den Baumärkten strenger als in der Klinik. Irgendjemand scheint nicht nur mich zum Narren zu halten. Vielleicht haben die doch Recht die sagen, nach Corona müsse einiges anders werden.
Um es abzuschließen, auch ich bin mit dem Interviewpartner für eine nachhaltige Wertorientierung. Aber anscheinend unterscheiden sich unsere Werte immer mehr. Zwar stimme ich der Aussage zu, dass „wir nicht alles haben müssen“ – insbesondere nicht Corona und andere Grippewellen. Aber die eine Gesundheit darf nicht gegen eine andere ausgespielt werden. Wenn Krebskranke aus Krankenhäusern nach Hause geschickt werden, um Betten für nicht kranke Corona-Fälle frei zu machen, dann stimmt etwas nicht mit unserer Werteordnung. Krankenhäuser und Arztpraxen waren halb leer, wer zählt die Opfer. Allgemeintote werden hingenommen, nur um Corona-Tote zu vermeiden.
Die Kanzlerin sagte zum zweiten Mal, „dann ist das nicht mehr mein Land“. Das erste Mal als ihr entgegnet wurde, dass ihre Importpolitik von Migranten unser Land überfordern könnte. Und jetzt wieder, wenn ihre Untergebenen ihr in der Corona-Politik nicht folgen wollen. Ich sage es umgekehrt schon lange, dass diese Frau nicht mehr meine Kanzlerin ist. Und die Kretsch-mann-schaft war noch nie das, was ich von einer Landesregierung erwarte. Eigentlich erwarte ich von solchen Köpfen (?) überhaupt nichts mehr.