An den über 100 Teilnehmern des Fachgesprächs “Die Speicherfrage – Stolperstein für die Energiewende?” ist die Bedeutung der Frage der Speicherung von Strom für die künftige Entwicklung der erneuerbaren Energien deutlich zu erkennen. Eingeladen dazu hatte die Bundestagsfraktion Bündnis90/ Die Grünen und gekommen waren Vertreter der großen Energieversorger und Interessenvertreter der Erneuerbaren Energien.
Das Fachgespräch sollte mit interessanten fachlichen Vorträgen und einer Diskussion den Bedarf an Stromspeichern erörtern und den politisch-rechtlichen Rahmen dazu klären. Aber, wie sich herausstellte, ist es nicht einfach Aussagen über den künftigen Bedarf zu machen, denn dieser ist von einigen Faktoren abhängig, über die man nur schwer bis gar nicht sagen kann wie sie sich in Zukunft entwickeln werden. Die Entwicklung der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Photovoltaik, konnte auch niemand so absehen. Zudem ist das Stromnetz durch die dezentrale Erzeugung einiges komplexer geworden. Die Referenten waren sich nicht einmal darüber einig, dass Speicher überhaupt benötigt werden.
Als entscheidende Faktoren für einen Bedarf an Stromspeicher wurden genannt:
- Kraftwerksmix:
Wie verändert sich die Zusammensetzung der Stromerzeuger künftig und welche Kraftwerke müssen immer laufen (Stichwort: “must-run Bedarf konventioneller Kraftwerke)? Wie flexibel ist der Kraftwerkspark? - Netzausbau:
Wie schnell kommt der Netzausbau voran (auf allen Spannungsebenen)? Wird ein europaweiter Verbund geschaffen? - Lastmanagement:
Passt zum ersten Punkt und zur flexiblen Steuerung von Kraftwerken (Stichwort Kombikraftwerk), was bei einer hohen Zahl konventioneller Kraftwerke nicht oder nur schwer möglich ist. - Wirtschaftlichkeit und Menge an Speichern mit Doppelnutzen:
Die Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern ist noch lange nicht gegeben und erhöht sich weitere Nutzen, wie z.B. bei Ökogas, Stromspeichern im Eigenheim oder in der Elektromobilität. Ein Problem bei der Wirtschaftlichkeit von Speichern, so einige Stimmen, ist die Zahlung von Stromsteuer und EEG-Umlage bei Ladung und Entladung (?) der Speicher.
Welche Arten von Speicher gibt es und welche haben ein großes Potential?
Grundsätzlich kann man Speicher in drei Arten unterteilen, so Prof. Dr. Dirk Sauer von der RWTH Aachen, deren Aufgabe es ist Regel- und Ausgleichsenergie bereit zu stellen. Es gibt grundsätzlich “Strom zu Strom”, “Irgendwas zu Strom” und “Strom zu Irgendwas” Regelenergie, die unterschiedlich lang gespeichert werden können. Weitere Unterteilungen sind daher nach der Zeit in Kurzzeitspeicher (bis 15 Minuten), Tagesspeicher (bis ca. 3 Tage) und Langzeitspeicher zum Ausgleich saisonaler Effekte.
Es gibt eine weitere Aufteilung in zentrale Speichersysteme, wie Pumpspeicherkraftwerke, modulare Speichersysteme, wie große stationäre Batterien, und modulare Speichersysteme mit Doppelnutzen, wie Batterien für Elektroautos oder PV-Anlagen und Gas aus Ökostrom.
Die Bedeutung der Speicher und Wirtschaftlichkeit war auf der Veranstaltung umstritten. Priorität hat der Ausbau von Speichern jedoch für keinen der Referenten, wichtiger sind der Netzausbau, die Reduzierung des “must run” Bedarfs und die Flexibilisierung des Kraftwerksparks. Gesucht wird das gesamtwirtschaftliche Optimum, wobei auch für einzelne Akteure Speicher wirtschaftlicher interessanter sein können.
Interessant war für mich noch das Potential der Elektromobilität für die Speicherung von Strom, das weit höher und flexibler sein kann als bei Pumpspeicherkraftwerken. Passieren muss einiges, denn Kraftwerke mit Erneuerbaren Energien werden häufig abgeschaltet und mittlerweile oft nicht einmal angeschlossen, wegen Netzproblemen.