Ich habe den Fehler erneut gemacht. Dabei gab ich das Versprechen, dass es nicht mehr passiert. Dass ich versuche, dass es nicht mehr passiert.
Wenn mich die Welt erschlägt, meist mit Arbeit, manchmal mit Emotionen, verkrieche ich mich, baue einen Kokon und schalte ab. Anstatt mich langsam durch die Aufgaben, die Dinge die gemacht werden sollten, tauche ich ab. Stille. Es müssen nicht viele Dinge sein, es reicht aus, wenn ich für einen Moment Angst bekomme. Ich hasse mich für diese Labilität. Die letzten Wochen sah machte es sich dadurch bemerkbar, dass ich keine Mails mehr las, in Skype offline war, fast nichts mehr twitterte und Facebook mied. Früher hätte ich noch das Telefon abgedreht, aber Anrufe bekomme ich schon länger nicht mehr. Mein Kopf verneint ein Problem, ich lebe weiter. Meist nachts nagt es an mir. Aufgaben poppen auf, ich bekomme Schweißausbrüche. Angst vor dem Versagen. Doch ich stelle mich der Angst nicht, sondern schiebe sie weg. Ein Fehler. Wissen wir alle. Manchmal erledige ich pseudomäßig Dinge. Kleinigkeiten, die nicht besonders wichtig sind, aber mir das Gefühl geben nicht ganz nutzlos zu sein. In einer anderen Welt häufen sich immer mehr Dinge und sobald ich die Türe einen Spalt öffne, tut es weh. Schnell wieder flüchten.
Bild: Laura
Stabilität und Planbarkeit wären wichtig. Gerade in einer Phase, wo das meiste ungewiss ist. Ich sehe mich immer wieder als Belastung. Verantwortung für bestimmte Dinge, die liegen bleiben. Vor Kommunikation flüchtend.
Es ist mir schon einmal passiert, aber mir wurde Vertrauen entgegen gebracht. Der Glaube, dass ich mich in den Griff bekomme. Ich bin unglaublich dankbar dafür. Andere hätten mich schon längst aufgegeben. Das ist auch der Grund, warum ich weitermache. Weitermachen will. Es schaffen will. Nicht mehr enttäuschen. Erwartungen erfüllen und die Energie zu Verfügung zu stellen, um abzuheben.
Heute ist Neustart. Ich habe zu lange gebraucht und es tut mir Leid. Ich kann nicht versprechen, dass ich nicht mehr abstürze, aber ich weiß was ich will und ich habe einen Plan.
Thomas Schranz (mein Vorbild in der Startupwelt) hat einen Link getwittert. Marc Andreessen’s personal productivity tips. Ein Blogpost von 2009. Aber das ist unwichtig. Inhaltlich wenig neu. Aber eine Erinnerung, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben. Umso mehr je freier mit sie ihrer Zeiteinteilung sind. Ich weiß nicht mehr, ob es Christian oder Harald war, der mir empfahl Management und Arbeit zu trennen. Beim einem organisiert man Aufgaben und schaut wann man was macht und beim anderem tut man es einfach. Ohne es erneut in Frage zu stellen. Ansonsten kommt man in einen Strudel und es passiert gar nichts mehr. Marc geht dieses Problem durch zwei zentrale Punkte an. Einerseits drei Listen. Dinge die man tun muss, weil sie wichtig sind, eine mit Dingen die man im Augen behalten muss, etwa weil jemand anders reagieren muss, und eine mit Dingen, die man gerne machen würde, aber die nicht wichtig sind. Was nicht in diese Listen passt wird verworfen. Der zweite Punkt ist sich am Abend (oder in der Früh), 3-5 Dinge zu überlegen, die man am nächsten Tag machen wird. Man soll natürlich mehr machen, aber diese sollten unbedingt erledigt werden. Und alles weitere, das man macht schreibt man auch auf. Um am Abend zu sehen, was man alles geschafft hat ohne zu müssen.
Für mich ist es noch wichtig den Druck rauszunehmen. Wenn ich die Dinge jetzt nicht schaffe, dann ist es so. Es ist nur meine Schuld, wenn ich es nicht probiere. Nur wenige Sachen sind tatsächlich so zeitrelevant, wie sie erscheinen. Dafür geht es mir viel zu gut. Ein gesichertes Leben. Größtenteils. Vieles kann man später machen, anderes muss man nie machen und man hat auch nicht viel verpasst.
Ich neige dazu den Berg an Aufgaben zu sehen und mir andere Dinge zu verbieten, bis alles erledigt wird. Doch dann wird der Akku leer und ich lade ihn nicht auf, weil das wäre ja Zeitverschwendung.
Kleine Schritte. Und dann macht es wieder Klick, ich steige auf und alles passiert wie von selbst. Dann habe ich Nachts wieder geniale Ideen statt Angstzustände.
Hört sich alles einfach an. Wird es nicht immer. Aber ich bleibe dran.
CC-BY Luca Hammer (Digital Fingerprint: l0ulc6a7h6aom468m67m69eor4ka (209.85.224.95) )