Kele „The Hunter EP“ (Wichita)
Man durfte sich schon einigermaßen über den Zinnober wundern, der da in den letzten Wochen über Kele Okereke und dessen fragwürdiges Verhältnis zu seiner Combo Bloc Party im Netz zu lesen war. Kaum hatte er die Aufnahmen an dieser zweiten, wenn auch kleineren Soloplatte beendet, krachte es angeblich mächtig im Bandgebälk, ins Studio wurde Okereke gar nicht mehr geladen und musste sich sogar in aller Öffentlichkeit fragen, ob er überhaupt noch dazugehörte. Mittlerweile scheinen sich die Gemüter ja beruhigt zu haben und nun, da „The Hunter“ vorliegt, lässt sich auch für den Laien erahnen, wie all der Wirrwarr zustande kommen konnte.
Die Vermutung liegt nämlich nahe, dass Kele seinen Kollegen auf die Schnelle nur die Promosingle mit dem hintersinnigen Titel „What Did I Do“ ins originale Brunstcover gesteckt hat – das Duett mit Fistelstimmchen Lucy Taylor geht leider gerade mal als durchschnittlicher Eurodance durch. Anzunehmen also, dass der Rest der Bloc Party um ihren guten Ruf fürchten musste. Was folgen musste waren hektische Telefonate und Beschwörungen, sich doch gefälligst auch mal die restlichen sechs Stücke – jetzt nachgeliefert – anzuhören, das brachte dann wohl die erhoffte Befriedung. Schon „Release Me“ ist gelungener Clubsound, der sirenenhafte Gesang beim dunkel schimmernden, elegisch angelegten „Devotion“ versöhnt endgültig.
Wie auch Kollegin Beth Ditto hegt Okereke ja seit dem Debüt „The Boxer“ eine nicht mehr ganz so geheim Solo-Liebe für handwerklich hochwertige Tanzmusik und ist nach wie vor in der Lage, Überdurchschnittliches abzuliefern, das man von Akkordarbeitern unter der Glitzerkugel so selten zu hören bekommt. „Cable’s Goodbye“ ist so ein Song, der den Unterschied machen kann – fette Synthies hinter Flötentönen, oder auch „Love As A Weapon“, quasi als gedankliches Gegenstück zum „Machine Gun“ von Portishead: Auch hier Maschinengewehrgeknatter, aber nicht tonnenschwer, sondern im ausgewogenen Duett mit Okerekes warmem Falsett, aus dem sich langsam ein vertrackter Beat schält. Dass am Ende mit „You Belong To Someone Else“ Disko in Versalien buchstabiert wird und samt Anleihen beim The-Belle-Stars-Heuler „Iko Iko“ alles aus den Maschinen geholt wird, was sie heutzutage zum Thema so hergeben, ist übertrieben, aber verzeihlich – wollen wir hoffen, dass das auch die anderen drei Jungs so sehen.
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