Weiteres Geisterschiff in Japan geborgen

Während wir in Deutschland selten von Schiffsunglücken hören, häufen sich in Japan Vorfälle dieser Art. Erst vor wenigen Tagen kam es erneut zu einem Zwischenfall, der ein vermutlich nordkoreanisches Fischerboot betraf.

An der Küste von Sado, einer Insel im Norden Japans, haben Anwohner ein schwer beschädigtes Schiff vorgefunden. In dieser Region der Präfektur Niigata soll es regelmäßig zu solchen Funden kommen, die im Volksmund als Geisterschiffe bekannt sind.

Doch Rettungskräfte entdeckten am Samstag die siebenköpfige Besatzung; tot und stark verwest. Medien berichten von einer „fortgeschrittenen Skelettierung". Bei fünf von ihnen soll es sich um Männer handeln. Aufgrund des Zustands der Leichen bleibt die Identität jedoch ungeklärt.

Damit erhört sich die Zahl der Geisterschiffe, welche namenlos und manchmal ohne einen Hinweis auf den Verbleib der Mannschaft angespült werden. 156 solcher Schiffe gab es allein im Jahr 2019. Teilweise trieben sie monatelang auf dem Meer, ohne bemerkt zu werden. Daher kommt auch der Name.

Mal findet sich ein ganzes Wrack dieser Schiffe, mal nur ein kleines Stück. Was bleibt ist oft die Ungewissheit darüber, welches Schicksal es ereilt hatte.

Häufige Hypothese: Gekenterte Fischer aus Nordkorea

Im Fall der sieben Toten arbeiten die Behörden jetzt daran das Mysterium zu klären. Am hölzernen Bug sind, laut lokalen Medien, Zahlen und vermutlich koreanische Schriftzeichen gefunden worden. Sollte sich dies bestätigen, könnte es sich um einen weiteren traurigen Fall rund um die Fischerei in Nordkorea handeln.

Experten zufolge wagen sich heutzutage vor allem Privatpersonen in die weiter entfernten Fanggebiete - teilweise weit abseits ihres Hafens. So wollen sie die von der Regierung vorgeschriebenen Fangquoten einhalten, um einer potentiellen Strafe zu entgehen.

Was für uns unglaublich klingt, ist in dem diktatorischen Staat bitterer Alltag: Das Regime in Nordkorea ahndet Versäumnisse bei den Abgaben gegebenenfalls sogar mit Gefängnis. Darüberhinaus hat es die absolute Kontrolle in allen Bereich des Lebens, was als Druckmittel Anwendung findet.

Deswegen fahren Fischer immer weiter hinaus, um ihren Anteil zu erreichen und ihre Familien dennoch ernähren zu können. Problematisch werden dabei die Zustände der Fischerboote, welche meist veraltet sind und dringend ersetzt werden müssten. Die schwache Wirtschaft in Nordkorea lässt dafür jedoch keine Möglichkeiten.

Erst im Oktober 2019 kollidierte ein nordkoreanisches Fischerboot im Japanischen Meer mit einem Schiff der Küstenwache. Da es anschließend zu sinken begann, barg man die 60 Fischer im Rahmen eines Großeinsatzes.

Japan wartet - Nordkorea schweigt

Bei Unfällen auf offener See tragen Meeresströmungen die Verunglückten in die japanischen Hoheitsgewässer oder sogar bis ans Festland. Überlebende Besatzungsmitglieder kehren nach der Rettung oft in ihr Heimatland zurück. Das betraf auch 10 Schiffbrüchige, die 2018 nach Sturmschäden an Japans Küste angespült wurden.

Trotz der vielen Vorkommnisse hat die Regierung Nordkoreas bisher keine Stellung dazu bezogen. Auch die mehrfache Bitte um Mithilfe bei der Aufklärung sei unbeantwortet geblieben.

Dass es keine Beziehungen zwischen Japan und Nordkorea gibt, erschwert die Arbeit der Behörden zusätzlich. Auf diese Weise bleiben viele der Unglücke ungeklärt, ebenso die Identität der verstorbenen oder verschollenen Fischer. Die Theorie steht im Raum, aber wegen des Mangels an Beweisen folgt keine Bestätigung.

Und so bleibt den Einwohnern der Insel Sado nur das Warten auf ein neues Wrack. Hoffentlich mit mehr Überlebenden als im aktuellen Fall.


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