Weiterentwicklung des EEG oder komplette Änderung der Förderung von erneuerbaren Energien?

Podium der Diskussion zur Zukunft des EEG

Podium der Diskussion zur Zukunft des EEG bei der Agora Energiewende, Foto: A. Kühl

Es gibt ja einige Vorschläge für eine neue Gestaltung der Förderung für erneuerbare Energien. Dass sich etwas ändern muss ist klar, und zwar nicht nur kurzfristig vor der Bundestagswahl. Bei zunehmendem Anteil an Solar- und Windenergie im Stromnetz müssen sie auch ihren Beitrag leisten können zur Stabilität des Netzes und zur  Sicherung der Stromversorgung. Mit schon mehr als 25% Anteil an der Stromversorgung werden Sonne und Wind immer mehr zur dominierenden Form der Stromproduktion – die Voraussetzungen  für die Förderung sind also völlig anders als noch vor 13 Jahren bei Einführung des EEG.

Soll das EEG nun völlig neu geschrieben werden oder sich weiter entwickeln? Hierbei sind sich auch Fachleute nicht einig, es gibt einige unterschiedliche Ansätze, die alle ihren Vorteil haben.

Evolution oder Systemwechsel?

Zur Diskussion der unterschiedlichen Vorschläge hat die Agora Energiewende am 13.02. fünf Experten eingeladen, die ihre Konzepte einem Fachpublikum vorgestellt haben. Über 300 Fachleute haben sich für diese Diskussion und die unterschiedlichen Vorschläge interessiert. Was bisher in der Öffentlichkeit diskutiert wird, sind nur kleine Korrekturen. Es gibt aber noch mehr Vorschläge, die Kosten reduzieren und den Ausbau der erneuerbaren  Energien weiter forcieren helfen.

Eigentlich wollte ich die Konzepte ausführlich vorstellen, die auf der Veranstaltung vor mittlerweile fast drei Wochen präsentiert wurden. Aber ich habe mich jetzt seitdem intensiv mit den  Themen Wärme und Energieeffizienz befasst, so dass immer mehr Zeit vergangen ist. Vorenthalten möchte ich die Konzepte meinen Lesern dennoch nicht.

Hinzufügen kann ich wieder einen hervorragenden Debattenbeitrag im Portal Klimaretter.info. Dort wird ein Modell des IZES ausführlich vorgestellt. Dieses Modell beruht auf drei Säulen, der bundesweiten Sammlung der fluktuierenden erneuerbaren Energien (FEE) in einem Pool zur Erstellung eines gemeinsamen Lastprofils, der anteiligen Wälzung dieses FEE-Lastprofils auf die Stromlieferanten je nach Absatz und der Kosten für den Stromlieferanten sind  der Durchschnitt der EEG-Vergütungskosten der im Lastprofil enthaltenen Anlagen.

Die Vorschläge auf der Veranstaltung der Agora Energiewende sind teilweise nur Veränderungen und teilweise komplett neue Vorschläge.

Verbesserungsbedarf im EEG und ein neues Marktmodell für ein FEE-dominiertes Stromversorgungssystem

Der Herausgeber der Zeitschrift Photon, Philippe Welter, aus Aachen machte den Anfang und stellte erst einmal die technischen Aufgaben dar, die erneuerbare Energien künftig leisten müssen. Weiterhin müsse die Effizienz bei der Photovoltaik gesteigert werden mit einer standortbezogenen Vergütung, einer höheren Ausnutzung der Lebensdauer durch Verlängerung der Vergütungszeit auf 30 Jahre, einen Malus für Südanlagen zur Erreichung einer geringeren Spitzeneinspeisung und einer geringen Ewigkeitsvergütung für abgeschriebene Anlagen. Der erzeugte FEE-Strom kommt in einen e-pool mit festen Einspeisetarifen, bei der Entnahme aus dem e-pool wird ein Preis gebildet aus der montanen FEE-Leistung und der notwendigen Speicherentnahme. Das Modell soll den Netzausbau  minimieren durch Tagesspeicher im Niederspannungsnetz.

Zukunft des EEG

Der nächste Redner hat ein paar unbqueme Wahrheiten aus der Windenergie-Branche angesprochen. Johannes Lackmann, Geschäftsführer der WestfalenWind GmbH aus Paderborn, war früher selbst im Vorstand der Bundesverband Windenergie und Präsident des BEE. Für ihn gehört zur Steigerung der Kosteneffizienz die Streichung von Boni bei der Windenergie onshore und die Anpassung der Vergütung an die Standorte, sowie das Referenzertragsmodell mit Anpassung der Vergütung an den Standort. Offshore Windenergie sollte nicht höher vergütet werden als Onshore Windenergie.

Vision und Augenmaß – Zur Reform des Flankierungsrahmens für die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien

Den umfassendsten Überblick über die  Thematik der Förderung Erneuerbarer Energien und über den Strommarkt hatte Dr. Felix Christian Matthes vom Öko-Institut. Er stellte sechs Leitfragen, die für strategische Klarheit sorgen sollen. Dazu gehört, dass wir uns sowohl an den kurzfristigen (2020) als auch an den langfristigen (2030/2050) Ausbauzielen orientieren müssen. Der Markt für Erneuerbare Energien, Speicher und konventionelle Kraftwerke muss zusammen geführt werden. Die Errungenschaften des EEG, wie Akteursvielfalt,  Technologiebandbreite und geringe Erlösdauerrisiken sollten soweit wie möglich erhalten bleiben. Eine Neuverteilung der Kosten und Risiken zwischen den Akteuren ist ebenfalls notwendig. Alle Reformen und Lernprozesse sollten schrittweise angegangen werden.

Wechsel ja, Systemsprung neun – Weiterentwicklungsbedarf beim EEG

Die bisherigen Vorschläge waren eher Reformen, jetzt kommen die größeren Umbrüche in der Förderung Erneuerbarer Energien. Dr. Sven Bode vom arrhenius Institut für Energie- und Klimapolitik aus Hamburg forderte mehr Investitionsanreize und eine Mengensteuerung für die einzelnen Technologien. Dazu ist weder das heutige EEG noch das Quotenmodell geeignet. Er schlägt ein Markt-Mengen-Modell mit Ausschreibungen vor. Das Problem wird jedoch vom Referenten selbst genannt, wer bekommt wieviel ab vom Kuchen und darf produzieren? Die einzelnen Bundesländer haben eigene Interessen im Blick anstelle des Gesamtsystems. Wobei mir auch noch der Aspekt der Dezentralität vs. zentraler Steuerung einfällt.

Für die Kosteneffizienz sind nicht die Grenzkosten für die Produktion des Stromes relevant, entscheidend sind eher die Gesamtkosten des Systems. Auch die Frage was der direkt nutzbare Strom aus der letzten Anlage kostet.

Das Problem was ich sehe bei der reinen Betrachtung der Kosteneffizienz ist, dass wir nur noch Onshore-Windenergie zubauen würden, um dann völlig vom Wind abhängig zu sein. Die heutige Kosteneffizienz berücksichtigt zudem keine mögliche Lernkurve.

Systemwechsel zum Quotenmodell bringt die Lösung

Zu guter Letzt durfte das Quotenmodell nicht fehlen. Die wissenschaftliche Untermauerung dieses umstrittenen Modells durfte Prof. Dr. Christoph Schmidt vom RWI aus Bochum präsentieren. Er sieht den Netzausbau zur Sicherstellung der Netzstabilität, die Etablierung eines effizienteren (!) Förderregimes für die erneuerbaren Energien zur Senkung der Kosten und die Überprüfung des Strommarktdesigns bei steigendem Anteil erneuerbarer Energien, um Investitionsanreize für den fossilen Kraftwerkspark zu erhalten, als drängendste Aufgaben der Energiewende.

Das Quotenmodell soll den mengenmäßigen Zubau besser steuern können, effizient sein, weil je Standort die günstigste Technologie zum Zuge kommt, systemorientiert sein und Anschlussfähig innerhalb der EU sein. Grundidee dahinter ist der Handel mit Grünstromzertifikaten, die Stromproduzenten erhalten Zertifikate für den eingespeisten Strom aus erneuerbaren Energien, z.B. ein Zertifikat je kWh, diese Zertifikate könnten an der Strombörse gehandelt werden und die Einnahmen daraus könnten die Förderung aus dem EEG ersetzen. Proportional zur verkauften Strommenge müssen Stromversorger jährlich eine bestimmte Menge an Grünstromzertifikaten vorweisen.

Da durch den zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien am Strommarkt die Rentabilität konventioneller Kraftwerke sinkt, muss das Strommarktdesign entsprechend geändert werden. Kapazitätsmärkte können allenfalls nur Bestandteil des neues Marktdesigns sein.

Fazit

Diese Beiträge und auch der Vorschlag des IZES zeigen, dass es viel mehr Vorschläge gibt für die grundlegenden Änderungen am EEG, als nur die Strompreisbremse der Bundesminister. All diese Vorschläge unterstützen den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien unterschiedlich stark und haben auch unterschiedliche Folgen für die weitere Kostenentwicklung. Der Vollständigkeit halber verweise auch noch auf den Vorschlag von Eurosolar.

Es geht jetzt um den nächsten Schritt zur Integration Erneuerbarer Energien in den Strommarkt, die Voraussetzungen haben sich glücklicherweise gegenüber dem Jahr 2000 geändert. Da reicht ein “weiter so” nicht mehr aus und auch die gesamte Branche der Erneuerbaren Energien sollte sich entsprechend bewegen um weiter voran zu gehen auf dem Weg zu 50 Prozent und mehr Ökostrom im Netz. Blockaden helfen nicht weiter, sondern begünstigen nur die Bremser.


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