Was für eine Frage!
Sie ist eine jener Fragen, die nie eine Antwort suchen würden. Und sie redet bereits weiter.
„… Eines der schönsten Gedichte des Großen Vaterländischen Krieges soll ein Plagiat sein! Nämlich „Жди меня“ von Konstantin Simonow. Ein Gedicht, welches wir alle kennen, was wir stets schön fanden. Höre zu, es wird dir gefallen!“
„Жди меня, и я вернусь.
Только очень жди,
Жди, когда наводят грусть
Желтые дожди,
Жди, когда снега метут,
Жди, когда жара,
Жди, когда других не ждут,
Позабыв вчера.
Жди, когда из дальних мест
Писем не придет,
Жди, когда уж надоест
Всем, кто вместе ждет.Жди меня, и я вернусь,
…“
Nach dem Gedicht ist eine Pause, in der ich nicht wage, die einsetzende Stille zu durchbrechen. Doch wäre ich Publikum in einem Saal, würde ich jetzt klatschen.
Sie greift den ursprünglichen Gedanken wieder auf:
„…es soll wohl ein Veteranentreffen gegeben haben, habe ich gelesen. Die Unsrigen trafen sich mit deutschen Spanienkämpfern, dabei, am Abend, bei der Feierlichkeit, erkannten die Deutschen das Lied Simonows „Warte auf mich“ als das Ihrige. Kann es sein, dass der Text geklaut ist, einfach nur übersetzt oder so? Plagiiert?“
Sender Jerewan - Армянское радио – würde hierauf wohl antworten:
„Im Prinzip ja.
Aber…“
Es kam wohl auch vor, dass man dieses oder jenes auf beiden Seiten der Front mochte, denken wir bloß an Lale Anderson.
Vor der Kaserne,
Vor dem großen Tor,
Stand eine Laterne
Und steht sie noch davor.
So woll’n wir uns da wiederseh’n,
Bei der Laterne woll’n wir steh’n,
Wie einst, Lili Marleen.
Der Schriftsteller und Dichter Hans Leip erdachte sich den Text im Ersten Weltkrieg vor seiner Abfahrt an die russische Front im April 1915 während einer Wache vor der Gardefüsilierkaserne in der Berliner Kesselstraße und später, im II. Weltkrieg, im „Großen Vaterländischen“, wenn man so will, “überall in der Wüste“ – so zitiere ich einen britischen Kriegsberichterstatter – „pfiffen englische Soldaten das Lied“. Als Marlene Dietrich 1943 und später das Lied vor amerikanischen Soldaten sang, es somit bei den Truppen der Alliierten richtig populär machte, störte es niemanden, dass derselbe Komponist die Musik für Propagandamärsche wie „Bomben auf Engeland“ oder auch das „U-Boot-Lied“ geschrieben hatte.
Es könnte also sein.
„Im Prinzip ja. Aber…“
Simonows Gedicht folgt textlich den Regeln der orthodoxen Liturgie, was für einen deutschen Schreiber – von dem das Internet behauptet, dass es abgeschrieben wurde – nicht sehr typisch wäre und zweitens fand ich googelnd, dass die ehemaligen Spanienkämpfer „Warte auf mich“ wahrscheinlich von Ernst Busch kennen.
Einiges Vieles Sowjetische wurde nach dem Sieg ins Deutsche übersetzt, vertont und insbesondere nach ’45 in zahlreichen kommunistischen Zirkeln gesungen. Oft auch von Ernst Busch.
„Es ist wahrscheinlich kein Plagiat.“
So mein Urteil.
Weshalb sie mich umarmt.
„Du kannst vielleicht nicht glauben, welche Freude du mir machst!“