Weisheiten von Zen-Meistern I: Hongren, Chinul und Ejô

"Erwache zunächst durch dich selbst, dann suche andere auf."
Heute und nächste Woche fasse ich für mich interessante Erkenntnisse bekannter und weniger bekannter Zenmeister zusammen. Als Quelle diente u.a. Thomas Cleary (Hg.): Minding Mind. A course in basic meditation. (Boston 1995).
Meister Hongren (602-675, fünfter Patriarch):
"Erleuchtung wird verwirklicht, wenn man seinen Geist versteht. Verwirrung entsteht, wenn man den Kontakt zu seiner eigenen Natur verliert."
"Den eigenen Geist zu verstehen ist der wahre Geist, so verschwinden irrige Vorstellungen. Wenn irrige Vorstellungen schwinden, wird man achtsam. Durch Achtsamkeit entsteht leidenschaftslose Wahrnehmung, und so erkennt man die Natur der Wirklichkeit. Dies bedeutet, Nirwana zu erlangen."
"Weil sowohl das Selbst auch als Nirwana leer sind, gibt es keine zwei mehr, nicht einmal eins."
"Eine Schrift spricht davon, in der Hölle zu sein bedeute, sich in einem Vergnügungspark zu befinden."
"Die Schriften sprechen auch davon, dass Menschen sich selbst befreien, wenn sie ihren Geist verstehen. Buddhas können keine Menschen befreien."
"Arbeite! Arbeite! Ziehe alte Klamotten an, esse schlichte Nahrung und erhalte den wahren Geist der vollständigen Klarheit. Täusche Unwissenheit vor, wirke sprachlos."
"Die Besten brauchen nur einen Augenblick, andere zahllose Äonen."
Meister Chinul (1158-1210, der auch vom "Wissen, das keinen Lehrer hat" sprach und vom "Erwachen, ohne von jemand anderem abzuhängen"):
"Es heißt: 'Plötzlich erwacht, bist du wie Buddha, doch die Energie, die sich aus den Angewohnheiten deiner Leben angesammelt hat, sitzt tief. Der Wind ist still, doch es wogen noch Wellen; das Namenlose ist manifest, doch noch strömen Gedanken ein."
"Wenn du die Übung vor dem Erwachen kultivierst, dann wird selbst bei größter Anstrengung ein Zweifel nach dem anderen auf deinem Weg erscheinen, und es wird dir nicht möglich sein, das Hindernislose zu erlangen. Es wird sich anfühlen, als hättest du etwas in deiner Brust stecken, Zeichen des Unwohlseins werden gegenwärtig sein."
"Es heißt, wir sollten nicht das Auftauchen von Gedanken fürchten, sondern nur, sie nicht schnell genug zu erkennen. Wenn Gedanken auftauchen, erkennt sie sofort, denn wenn ihr euch ihrer bewusst werdet, verschwinden sie."
"Spontanes Erwachen und das Kultivieren der Übung finden nicht in der Stille statt. Hartnäckige Quietisten sind verwirrt."
"Für Übende ist das gleichzeitige Aufrechterhalten von Konzentration und Einsicht keine Frage der Anstrengung, es geschieht spontan und mühelos, ohne einen besonderen Zeitrahmen. (...) Was immer sie tun, Gehen, Stehen, Sitzen, Sichausruhen, Reden, Schweigen, Feiern, Wüten - immer und in allem sind sie dies, wie leere Boote auf den Wellen, die mit Ebbe und Flut treiben, wie ein Fluss, der durch die Berge fließt, sich in den Kurven windet und dann wieder gerade dahintreibt, ohne sich um irgendeinen Geisteszustand zu kümmern."
"Einst fragte ein König einen buddhistischen Heiligen: 'Was ist Buddhaschaft?' Der Heilige sagte: 'Die Essenz zu begreifen ist Buddhaschaft.' Der König fragte: 'Erkennst du diese Essenz?' Der Heilige antwortete: 'Ich erkenne die Essenz der Erleuchtung.' - 'Wo ist diese Essenz?' - 'Die Essenz ist in der Wirkung.' - 'Um welche Wirkung handelt es sich, wenn sie jetzt gerade gar nicht sichtbar ist?' - 'Sie wirkt gerade jetzt, nur seht Ihr sie nicht.' - 'Existiert sie auch in mir?' - 'Wann immer Ihr handelt, ist sie da. Wenn Ihr inaktiv seid, ist sie jedoch schwer zu erkennen.' - 'Wenn sie angewendet wird, an wie vielen Orten erscheint sie dann?' - 'Es müssen acht Orte sein.' - 'Bitte erklärt mir diese acht Manifestationen.' - 'Im Mutterschoß wird es Körper genannt, in der Gesellschaft Person, in den Augen Sehen, in den Ohren Hören, in der Nase Gerüche unterscheiden, in der Zunge Sprechen, in den Händen ergreifen und falten, in den Füßen Laufen und Rennen. Es manifestiert sich überall, zahllose Welten sind in einem einzigen Atom versammelt. Wer versteht, erkennt dies als Buddha-Natur, die Essenz der Erleuchtung. Wer nicht versteht, hält es für die Seele.'"Meister Ejô (1198-1282):
"Der Wille zu erwachen ist die Ursache, großes Mitempfinden ist die Wurzel, geschickte Mittel sind das höchste."
"Dies wird offenbar in der Unangestrengtheit des einfachen Sitzens."
"So du es nicht mit deinen eigenen Augen untersuchen kannst, wirst du auch dann ein bedauernswertes Wesen sein, wenn du dir den Kopf scherst und dich in Schwarz kleidest. Selbst wenn du tausend Schriften und zehntausend Abhandlungen interpretieren kannst, 'zählst du nur die Schätze eines anderen Hauses', du bist ein 'Seefahrer, der weiß, dass da etwas Wertvolles ist, aber den Preis nicht kennt'."
"Wenn du diese mystische Botschaft annimmst, musst du keinen anderen mehr fragen, ob sie wahr oder falsch ist: Es wird so sein, als würdest du deinen eigenen Vater mitten in der Stadt treffen. Bitte nicht andere um ein Siegel der Bestätigung oder irgendeine Prophezeiung deines Erlangens."

Weisheiten von Zen-Meistern I: Hongren, Chinul und Ejô
(Mönchsprozession in Pattaya, Foto: Keller)

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