Weirdos

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Weirdos

5Drama

Vom Retro-Setting in den 70ern über den schwarz-weißen Arthouse-Look bis zum Titel, der einem die Kuriosität der Protagonisten unter die Nase reibt, vereint der Mix aus Coming-of-Age-Streifen und Tragikomödie auf den ersten Blick alles, was es zu einem originellen Jugendfilm braucht.

Doch während die lapidare Handlung dahinplätschert, ohne dass die Figuren oder die Story irgendwo ankommen, wird die nüchterne Kalkulation hinter der Fülle an skurrilen Details unübersehbar. Da, wo andere Filme der Berlinale Generations ihr Herz haben, hat Bruce McDonalds Road-Movie eine kommerzielle Agenda. Ein wichtiger Punkt darauf ist augenscheinlich, seinen Nimbus als Kanadas ultimativer Auteur aufzubauschen.

In der Vergangenheit war der vielseitig beschäftigte Regisseur darin erstaunlich erfolgreich, obwohl seine Spielfilme meist hinter ihren Versprechungen zurückbleiben. Ein Paradebeispiel dafür ist die Geschichte des liebenswerten Außenseiterpaars Kit (Dylan Authors) und Alice (Julia Sarah Stone), das auf einem Trip zu Kits Psycho-Mutter ein Stück über den Rand seines provinziellen Weltbildes hinausblickt.

Die bevorstehenden Hürden und Hindernisse des Ausflugs per Anhalter, der vom Örtchen Antigonish (genau, wie in dem Gedicht) in die nächste Stadt Sydney führt, sind über die desillusionierende Kehrtwende bis zum Antiklimax von der ersten Szene an absehbar. Der Mangel an Spannung ist noch nicht das Schlimmste, dank der emphatischen Darstellungen, besonders von Stone als aufmerksame Beobachterin und Molly Parker als psychisch kranke Mutter.

Was das harmlose Road Movie rettungslos nach unten zieht, sind die selbstverliebte Prätention und nostalgische Verklärung der Vergangenheit. Kits Coming Out ist weder für Oma (Cathy Jones) noch seinen lässigen Vater (Allan Hawco) ein Problem. Die Khmer Rouge sind ein Stichwort, das McDonald wie eine Trumpfkarte seiner vermeintlichen intellektuellen Überlegenheit aus dem Ärmel zaubert, und eine Vision von Andy Warhol (definiere Fehlbesetzung: Rhys Bevan-John) gibt als Kits „Spirit Animal“ Perlen der Weisheit von sich: „Wir sind alle Weirdos. Das macht uns schön.“ Die Selbstschmeichelei ist das einzig Glaubhafte an einem nichtigen Kinoausflug, der die Realität seiner herangeschleppten Problemthemen beharrlich umfährt.

Regie: Bruce McDonald, Drehbuch: Daniel MacIvor, Darsteller: Dylan Authors, Julia Sarah Stone, Rhys Bevan-John, Francine Deschepper, Mateo Giovannetti, Filmlänge: 85 Minuten, gezeigt auf der Berlinale 2017


Autor

Lida Bach

 
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