Weihnachtsmarkt: Peinliches Trauerspiel!

Vergangenen Samstag zog es  meine Familie und mich und  zum Lübecker Weihnachtsmarkt. Genauer gesagt, zog mich meine Frau dorthin, da ich eigentlich angesichts der unwirtlichen winterlichen Verhältnisse offengestanden lieber den Abend vor dem kuscheligen Kamin verbracht hätte. Ich suchte deshalb nach guten Gründen, zu Hause bleiben zu dürfen. Aber dem Argument „man muss doch auch mal spontan sein“ und „die Kinder würden sich sicher freuen“ konnte ich mich im Ergebnis nicht verschließen.

Wäre ich doch nur standhaft geblieben!

Nachdem wir unser Auto an der Prenski-Schule abgestellt hatten,  erreichten wir gegen 19.40 Uhr den Koberg, der – vor allem dank des dortigen Riesenrades, welches der städtischen Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM) bekanntlich ein Dorn im Auge ist – sehr belebt war. Auf dem weiteren Weg zum Markt  mussten wir nach Überqueren der Beckergrube feststellen, dass dort in der Breiten Straße bis zur Querung Mengstraße von Weihnachtsmarkt keine Spur war – die von LTM dort durchgesetzten „sozialistischen Einheitsbuden“ waren fast alle geschlossen, obwohl es gerade mal 20.00 Uhr war! Es wirkte gerade so, als hielten es die Schausteller in ihren Ständen nicht mehr aus, wofür man angesichts der uniformen Sterilität der Einheitsbuden sogar noch ein gewisses Verständnis haben muss.

Am Kanzleigebäude angekommen, hatten wir eigentlich vor, die weihnachtliche Stimmung  des „Märchenwaldes“ zu genießen – wiederum Fehlanzeige! Stattdessen standen wir vor einem vergitterten Areal.

Weiter ging es auf der Breiten Straße am sich bekanntlich weit erstreckenden Kanzleigebäude vorbei, wo von weihnachtlichen Ständen keine Spur war. Immerhin war auf dem Markt hinter dem Rathaus noch etwas los, auch wenn ich den von mir so geliebten Stand mit Fleischbrötchen und Feuerzangenbowle, der noch im letzten Jahr etwa in Höhe des Ratskellers gestanden hatte, schmerzlich vermisste.

Nun wollten wir uns – es war mittlerweile etwa 20.40 Uhr – eigentlich noch den Weihnachtsmarkt in der Breiten Straße (zwischen Holstenstraße und Schrangen) anschauen – auch dort waren aber bereits nahezu alle Buden geschlossen!

Derweil prahlt die Hansestadt Lübeck unverdrossen auf der Web-Seite www.luebecker-weihnachtsmarkt.de:

Festlicher Lichterglanz, Weihnachtssterne und geschmückte Tannenbäume zaubern ein stimmungsvolles Flair auf der Lübecker Altstadtinsel und laden Sie mit Freunden und Familie zu einem gemütlichen Bummel über den traditionellen Weihnachtsmarkt rund um das Rathaus, in der Fußgängerzone und auf dem Koberg ein. In der klaren Winterluft duftet es nach gebrannten Mandeln, Glühwein, Kräuterbonbons und leckeren Bratwürstchen und die über 200 Verkaufsstände bieten Christbaumschmuck, Spielzeug und viele tolle Geschenkideen. Der Besuch des Lübecker Weihnachtsmarktes, der bereits 1648 erstmals urkundlich erwähnt wurde, gehört zu den vorweihnachtlichen Höhepunkten in der Hansestadt, die als UNESCO Welterbestätte eine einmalig schöne Kulisse für den stimmungsvollen Weihnachtstrubel bietet.

Besser wäre wohl der deutliche Hinweis, dass ausgerechnet am Wochenende auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt „tote Hose“ herrscht, jedenfalls wenn man nach Einbruch der Dunkelheit auf die Idee kommt, den „festlichen Lichterglanz“ genießen zu wollen. Bei der Vorstellung, dass auswärtige Gäste dieses Trauerspiel in der vermeintlichen „Weihnachtsstadt des Nordens“ ( www.weihnachtsmarkt-deutschland.de/luebeck-weihnachtsstadt.html) erleben, empfinde ich nur eines – große Peinlichkeit!



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