Nicht nur Märchenonkel Wulff, seines Zeichens Bundespräsident von Deutschland, erzählt schöne Geschichten, auch anderswo in Deutschland werden Märchen aufgetischt, die einem Baron von Münchhausen alle Ehre machen. Damit meine ich jetzt nicht den Plagöri mit seinem ergoogelten Doktortitel. Es gibt wesentlich Spannenderes. Zum Beispiel den Frachter Thor Liberty, der zurzeit im finnischen Hafen Kotka festsitzt und zwangsweise entladen wird. Das Schiff hatte angeblich 69, als Feuerwerkskörper deklarierte Patriot-Raketen an Bord. Diese sollten von Deutschland nach Südkorea geliefert werden. Die deutschen Behörden beteuerten umgehend ihre Unschuld: Südkorea sei für den Transport verantwortlich und sie hätten nichts mehr mit den Raketen zu tun. Dummerweise hatte das Schiff noch 160 Tonnen Sprengstoff an Bord, von denen niemand etwas wissen will. Und dann sei es noch ohne Seekarten im baltischen Meer herum geirrt.
Das erinnert mich an die Geisterfahrt des russischen Schiffes Arctic Sea. In der baltischen See angeblich von Piraten gekapert, dann spurlos verschwunden, von Geheimdiensten gejagt und schließlich von einem russischen Kriegsschiff heimgeholt und angeblich nur Holz an Bord. Das Schiff gehörte übrigens einer finnischen Reederei.
Das Märchen der Thor Liberty erinnert mich auch an eine andere wundersame Geschichte. Zum Beispiel an die zwei Japaner, welche vom italienischen Zoll bei Chiasso geschnappt wurden – mit 134 Milliarden Dollar an amerikanischen Staatsanleihen.
Oder von den mexikanischen Drogendealern, die angeblich vom Iran angeheuert wurden um in den USA einen saudischen Prinzen umzubringen. Die Welt ist voll von Märchen aller Art. Man braucht nur die Zeitung zu lesen oder fern zu sehen.
Weder von den Japanern, noch von der Arctic Sea hat man je gehört, wie die Geschichte wirklich ausgegangen ist. Das wird bei der Thor Liberty nicht anders sein.
Eigentlich schade, denn ich liebe Märchen.
Friedliche Festtage, Euer Traumperlentaucher.