Weihnachtsgeschenke sind abgegebene Verantwortung und geschenkte Entscheidungen

20. Dezember 2013 483px-Kafka1906_cropped

Als Franz Kafka 1924 starb verfügte er in seinem Testatment, alle seine unveröffentlichten Werke zu vernichten. Verantwortlich dafür war sein bester Freund und Nachlassverwalter Max Brod (der heute vor 45 Jahren starb). Der entschied nicht nur gegen die Vernichtung sondern für die Veröffentlichung der Werke an denen Kafka Zeit seines Lebens zweifelte (wie auch an seinem Talent). Gut, dass Brod ihn dennoch für den bedeutensten Dichter unserer Zeit hielt.

Ohne die Entscheidung Max Brods wären uns gut 3 mal so viele Werke vorenthaten geblieben als Kafkas Lebzeiten veröffentlicht hat.

Was hat Kafka nun mit Weihnachten zu tun?

Heute gehen Literaturwissenschaftler davon aus, dass Kafka die Entscheidung und die Verantwortung dafür was mit seinem Werk geschehen soll , an Brod abgeben wollte.

So ähnlich machen wir das mit Weihnachtsgeschenekn. Wenn wir uns Dinge zu Weihnachten wünschen geben wir Verantwortung und Entscheidungen ab.

Beziehungsweise lässt sich auch umgekehrt sagen: Wir verschenken Entscheidungen:

  • Wir geben die Verantwortung ab für die Kosten eines Wunsches
  • Wir verschenken unsere Kompetenz für die richtige Auswahl – So wähle ich Technikkrams für meine Eltern aus und entscheide, was sie brauchen könnten. Umgekehrt gebe ich die Entscheidung über Werkzeug oder qualitativ hohe Kochutensilien an meine Eltern ab<(li>
  • Die Verantwortung für den Kauf sinnlosem Tüddelütts geben wir ab ;) Krams, den eigentlich keiner braucht, den man sich NIE selbst kaufen würde verschenken wir als Gag
  • Die Entscheidung über Qualität ist ein großes Geschenk. Was ist gut, was nicht?
  • Wir verschenken die Zeit und Rennerei für die Beschaffung

Machen wir uns mal nix vor:
Eigentlich könnten wir uns alles, was wir brauchen auch selbst kaufen. Ganz einfach. Niemand müsste irgendwem etwas schenken.

Das schöne an der Bescherung an Weihnachten – im Gegensatz zum Geburtstag – ist ja, dass allen eine Freude gemacht wird.

Dass man sich Gedanken macht und Mühe bei der Auswahl gibt.

Die Kunst beim Schenken ist, das richtige auszuwählen. Den Geschmack zu treffen, Wünsche zu erfüllen und aus der unendlichen Auswahl die eine Sache zu finden, die genau die richtige für die liebe beschenkte Person ist.

Und damit nehmen wir unseren Lieben eben genauso Verantwortung ab, wie Max Brod dem Kafka die Verantwortung abgenommen hat.

Danke an WDR5 für den Erkenntnis-Anstoß im Zeitzeichen :)

By derivative work: Andibrunt (talk)Kafka1906.jpg: unknown [Public domain], via Wikimedia Commons


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