Das ganze Jahr über diskutieren wir über die Entfremdung zwischen Parteien, Regierung und Volk. Da muss an Weihnachten die Frage gestattet sein, wie es um die Entfremdung zwischen Kirche und Gläubigen (ich muss aufpassen, das ich nicht "Gläubiger" schreibe) steht.
Dazu zwei Surftips:
Die von Stafan Laurin angezettelte Diskussion bei den Ruhrbaronen, ob Papst Benedikt vor dem Bundestag sprechen soll: Link MP3
Und das philosophische Radio von WDR5 über Jesus als ersten bewussten Single: MP3
Mir fällt immer wieder auf, dass es unter den Aufgeklärten Politikinteressierten und auch Mitgliedern der SPD viele praktizierende Katholiken gibt. Mir bleibt schleierhaft, warum. Die Fürsten der kath. Kirche hat in ihrer Geschichte Religion für die Erringung, Durchsetzung und den Ausbau ihrer Macht über Menschen missbraucht. Namentlich verfolgte sie Frauen und "Ungläubige", in einem Ausmaß, wie wir es heute von den Islamisten kennen. Heute führt uns Papst Benedikt in die Irre, wenn er vor dem Islam warnt - denn er unterstellt den Muslimen, was seine eigene Organisation Jahrhunderte lang getan hat: siehe oben. Diese Geschichte zeugt nicht von der Lehre Christi. Sie zeugt von der Lehre der Fürsten und Kaiser. Sie beansprucht eine eigene Gerichtsbarkeit zum Schutze der Päderasten in ihren eigenen Reihen. Und noch in den siebziger Jahren hat sie bei psychisch Kranken "den Teufel ausgetrieben. Vor einigen Jahren hat sie die Vorhölle abgeschafft. Hagen Rether sagt zurecht: "In den Psychiatrien sitzen Leute für weniger." Der Führer einer solchen Organisation sollte, wie die Führer anderer religiösen Organisationen, deshalb nicht vor dem Bundestag sprechen dürfen, einem Plenum der Aufgeklärten und Gewaltlosen.
Aber auch aus gesellschaftlicher Perspektive ist die katholische Kirche auf dem Holzweg:
Conrad Zander hat ein eindrucksvolles Buch über "Jesus, den ersten Single" geschrieben, das Jürgen Wiebeke mit ihm in seiner o.g. Sendung bespricht. Wer seinen Gedanken folgt, fragt sich, warum er nicht selbst schon eher darauf gekommen ist, so nahe liegend ist Zanders Erkenntnis: Weder hat Jesus als Familienmensch gelebt noch hat er Familie gepredigt. Er war ein Einzelgänger, der sich zu langen Spaziergängen zurückzogen, um tiefen Gedanken nachzugehen. Gedanken, von denen ihn ein Familienleben nur abgelenkt hätte. Es stimmt: wer sich dauernd in Gesellschaft befindet, kann keine tiefen Gedanken entwickeln. Kann nicht über sich noch über die Welt nachdenken. Zander zitiert Karls Kraus: "Das Familienleben ist ein Eingriff in die Privatsphäre" ;-)
Jesus forderte von seinen Jüngern den Abschied von deren Familien. Mit dem Ziel, dass sich jeder von ihnen dem Einfluss seiner "Ursprungsfamilien" (Zander) entziehe. Um sich weiterentwickeln zu können. Das dürfte so ziemlich das Gegenteil von dem sein, was die CDU/CSU heute predigt.
Ich will hier nicht alles vorwegnehmen, sondern empfehle, sich die dreiviertel Stunde für den oben verlinkten Podcast zu nehmen. Er birgt einige Aha-Effekte.