Der Silvesterabend wird von allen Kubanern sehr ernst genommen. Man feiert zuhause und lädt großzügig Freunde ein. Auch wir haben schon ein paar Einladungen zu Silvesterfeiern erhalten, aber da wir selbst Besuch haben (Erzabt Jeremias verbringt diesmal den Jahreswechsel bei uns, P.Javier aus St.Ottilien begleitet ihn), mussten wir absagen. „Wenn mein Sohn Silvester bei seinen Freunden feiern will, soll er das ruhig tun, aber die Noche Buena (‘die Gute Nacht’ ist spanische Wort für Heiligabend) gehört der Familie,“ sagte uns eine Kubanerin, die der Kirche und den christlichen Traditionen sehr verbunden ist. Bei anderen Kubanern ist das anders: Ein Freund, der am Weihnachtstag vorbeikam, um uns zu seiner Silvesterfeier einzuladen, wurde von Jacques gefragt, ob er denn in der Christmette gewesen sei. Die Antwort: „Nein, wir wussten nicht, ob die Christmette gestern oder heute Abend ist. Wir waren ja arm vor der Revolution, ich hatte als Junge nicht einmal Schnürsenkel, meine Schuhe wurden mit Draht zusammengehalten. Nach der Revolution ging es uns besser, daher bin ich der kommunistischen Jugend beigetreten und konnte also nicht mehr zur Kirche gehen. Aber meine Enkel sind getauft und wir haben in der Familie immer zur heiligen Barbara, zum heiligen Lazarus, zur Jungfrau Maria und zur Jungfrau von Cobre gebetet.“ (Dass die Jungfrau von Cobre und Maria identisch sind, ist vielen Kubanern nicht bewusst). Er hat eine Tüte dabei, das gerade eingekaufte Geschenk für seinen Enkel. Der bekommt es aber erst am 6.Januar, denn Kuba folgt dem spanischen Brauch, dass die Heiligen Drei Könige die Geschenke bringen.
Das Foto zeigt die Pfarrkirche von Guajai, außerhalb von Havanna, wo ich am 21.12. einen Vortrag gehalten habe. Beachte die Ostereier am Weihnachtsbaum !