Weihnachten in Australien – Christmas Down Under

Dies ist ein Beitrag von Aussie Buschfunk

Weihnachten in AustralienFoto: Anne Roberts

Wie ist es eigentlich so, Weihnachten in Australien zu feiern? Bei 30ºC, so ganz ohne Schnee? Und was vermisse ich als ehemalige Deutsche zu Weihnachten in Australien?

Weihnachten bei 30ºC

Ich muss zugeben, es hat einige Jahre gedauert, bis ich mich an warme Weihnachten bei Sonnenschein und ohne Kälte und Schnee gewöhnte. Während des Sommers in den Einkaufszentren Weihnachtsdekorationen zu sehen und Weihnachtslieder zu hören, war bizarr. Aber so oft hat es nicht zur Weihnachtszeit geschneit, als ich noch in Deutschland wohnte. Und obwohl ich auch Glühwein mag, habe ich nichts dagegen, es mit kühlem Sekt zu tauschen. Auch genieße ich lieber die Sonne am Strand, als eingemummelt durch die Strassen zu laufen oder im Haus mit Zentralheizung eingesperrt zu sein.

Vorweihnachtszeit in Australien

In Australien gibt es keinen Nikolaus. Adventskalender sind erst seit kurzem populär. Leute backen keine Weihnachtsplätzchen wie wir sie aus Deutschland kennen. Es gibt zwar Gingerbread, was man aber nicht wirklich mit Lebkuchen vergleichen kann. Allerdings fabrizieren seit neuestem einige Leute wunderbare Lebkuchenhäuschen. Es gibt nicht so viele Leckereien in den Geschäften zu kaufen, was aber ehrlich gesagt meiner Figur gut tut. Es gibt keine Weihnachtsmärkte im deutschen Stil mit Pyramiden und Räuchermännchen aus dem Erzgebirge sowie frischen Crepes und Waffeln. Und niemand hat etwas vom 1. bis 4. Advent gehört. Aber wer will schon beim Kerzenschein im hell erleuchteten Raum sitzen, wenn es draußen so schön ist? Was gibt es in Australien in der Vorweihnachtszeit stattdessen?

Christmas Pageant

Foto: Michael Spencer

Also erst einmal gibt es die aufregende Christmas Pageant (Weihnachtsumzug). Das Stadtzentrum wird abgesperrt und ein Zug geschmückter Fahrzeuge fährt durch die Stadt und wird von den Zuschauern bewundert. Es erinnert mich an den Kölner Karneval. Feuerwehr, Polizei, Vereine und Betriebe schmücken ihre Fahrzeuge weihnachtlich und verteilen Süßigkeiten. Im letzen Wagen sitzt der Weihnachtsmann. Dieses Jahr saß er bei uns in Esperance auf einem Jetski, was ich für Australien sehr passend fand. Leider habe ich noch nie einen Weihnachtsmann im Hawaiihemd und Surfhose gesehen und so tun mir die armen Weihnachtsmänner immer leid, die in ihrem warmen traditionellen Kleidern schwitzen.

Carols by Candlelight

Foto: Greg Scales

Dann gibt es noch die Carols by Candlelight, eine sehr schöne Tradition. Leute bringen an einem lauen Sommerabend ein Picknick in den Park und ein Chor singt Weihnachtslieder, bei denen jeder mitsingen darf. Die Kinder erhalten elektrische Kerzen (Sicher ist sicher!), mit denen sie rumlaufen, tanzen oder singen können. Aber auch echte Kerzen sind dabei.

In der Schule schenken sich Kinder gegenseitig Weihnachtskarten, die meistens auch ein Candy Cane enthalten, eine furchtbare Süßigkeit. Auch die Lehrer erhalten Weihnachtskarten und viele Geschenke, mit denen sich Eltern und Kinder bei den Lehrern für das Schuljahr bedanken.

Weihnachten in Australien

Christmas Stocking

Foto: Big D2112

Genauso wie in den USA und in Großbritannien kommt Santa Claus bzw. Father Christmas in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember durch den Schornstein und hinterlässt Geschenke in die extra dafür aufgehängten großen Strümpfe. Zum Glück wird in Australien der Kamin zu Weihnachten nicht angezündet! Am Heiligabend stellen die Kinder ein Glas Milch und Kekse für Santa Claus und Möhren für die Rentiere in der Nähe des Kamins. Die Kinder werden nicht nur von Santa Claus beschenkt, sondern auch von den Eltern, die ihre Geschenke schon Wochen vorher einpacken und unter dem Weihnachtsbaum liegen lassen. Was für eine Qual für die Kinder! Am 25. Dezember steht die ganze Familie früh auf und alle packen ihre Geschenke aus.

Die Hauptfeierlichkeit ist das Mittagessen, das nach britischer Tradition aus Truthahn mit gebackenem Gemüse, glasierter Schinken und Christmas Pudding besteht. Da es aber meist zu heiß ist, diese Gerichte stundenlang im Ofen oder brutzeln zu lassen, grillen viele Aussies lieber am Strand oder am Pool und servieren den Fleisch oder Fisch mit Salaten, frischem Obst und Eistorte.

Was vermisse ich zu Weihnachten in Australien?

Weihnachten ohne Schnee macht mir nichts aus. Auch kann ich ohne Dominosteine, Lebkuchen und Spekulatius auskommen. Was mir wirklich zur Weihnachtszeit in Australien fehlt ist Zeit! Zeit zum gemütlichen Beisammensein, Zeit zum Plätzchenbacken, Zeit zum Spielen mit meinen Kindern!

Der Monat Dezember ist in Australien die stressigste Zeit im Jahr. Es müssen nicht nur Geschenke organisiert und Weihnachten vorbereitet werden, sondern es ist auch das Ende des Schuljahres und somit müssen Eltern neue Uniformen und Schulsachen bestellen. Die Sommerferien stehen vor der Tür und der Urlaub muss geplant werden. Wer auch noch eine Garten besitzt, für den beginnt die Hochsaison und er ist beschäftigt mit Gießen, Pflanzen und Ernten. Da bleibt keine Zeit für Weihnachtsstimmung.

AprikosenBei mir kommt dieses Jahr noch ein Stressfaktor dazu: Wir haben 2 riesige Aprikosenbäume, die sonst immer kurz nach Weihnachen reif werden. Dieses Jahr begann die Aprikosenernte 2 Wochen früher. Anstatt mein Haus hübsch mit Weihnachtsdekorationen zu schmücken, verbringe ich meine Zeit damit, das Obst zu pflücken und einzufrieren. Ich liebe Aprikosen und ich weiß, das ich mich im Winter über Aprikosen in meinem Müsli freuen werde, aber trotzdem würde ich letzt lieber andere Dinge tun. OK, dann verschenke ich eben dieses Jahr eimerweise Aprikosen und Aprikesenmarmelade!

Weihnachten im Juli

Koala im Weihnachtsbaum

Foto: Rachel

Seit einiger Zeit gibt es in Australien das „Christmas in Juli“. Im Juli, den kältesten Monat im Süden Australiens, werden noch einmal die Weihnachtsdekorationen ausgekramt, der Truthahn gebrutzelt, Weihnachtslieder gesungen und in den Geschäften werden besonders hierfür Sonderangebote präsentiert. Bis jetzt habe ich mich bei diesem Trubel rausgehalten. Aber für den nächsten Juli nehme ich mir vor, das Weihnachten, das dieses Jahr bei mir vorbeirauscht, nachzufeiern. Ich werde mir Zeit nehmen, Plätzchen zu backen! Ich werde Freunde einladen und bei Weihnachtsmusik meine Adventlichter anzünden! Ich werde mit meinen Kindern kuscheln, spielen und basteln! Aber jetzt gehe ich erst einmal weiter Aprikosen einfrieren…

Ich wünsche dir, meinem treuen Leser, eine stressfreie, besinnliche Weihnachtszeit!


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