Weiche du #Teufel! - Das #Weihwasser 1/2

Von Annuntiator
Geheimnisvoll ist das Wasser. Ganz rein und schlicht - „keuch“ hat´s der heilige Franziskus genannt. Ganz anspruchslos, als wolle es für sich selbst nicht bedeuten. Selbstlos gleichsam; nur dafür da, anderem zu dienen, rein zu machen und zu erquicken. Aber hast du einmal gesehen, wo es in großer Tiefe stillstand, und dich mit fühlender Seele hineinversenkt? Hast du da gespürt, wie geheimnisvoll die Tiefe war? Wie es schien, als sei´s da drunten aller Wunder voll, lockender, schauriger? Oder hast du einmal gehorcht, wenn es Strom daherbraust, immerzu strömt und rauscht, strömt und rauscht? Oder die Wirbel kreisen, strudeln, ziehen? Da kann so schwermütige Gewalt daraus aufsteigen, daß das Menschenherz sich losreißen muß …
Geheimnisvoll ist das Wasser. Schlicht, klar, selbstlos; bereit, rein zu waschen, was beschmutzt ist, zu erquicken, was dürstet. Und zugleich unergründlich, ruhelos, voller Rätsel und Gewalt; niederlockend in den Untergang. Recht ein Gleichnis der geheimnisvollen Urgründe, aus denen das Leben strömt und der Tod ruft; ein Gleichnis des Lebens selbst, das so klar scheint, und so rätselhaft ist.
Das verstehen wir gut, wie die Kirche es zum Gleichnis und Träger des göttliches Lebens, der Gnade macht.
Aus der Tiefe sind wir einst als neue Menschen hervorgegangen, „wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist“, nachdem der alte Mensch darin gestorben ist, untergegangen.
Und mit „heiligem Wasser, Weih-Wasser, benetzen wir im Kreuzzeichen Stirn und Brust, Schulter und Schulter, mit dem Ur-Element, dem Rätselhaften, Klaren, Schlichten und Furchtbaren, das Sinnbild und Mittel des übernatürlichen Lebenselementes, der Gnade, ist.
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)