Wegen #BER - Berlin schließt seine Patentagentur

Von Frontmotor
Vorbild waren zwei Informatikstudenten, die ihrer Universität später Rekordlizenzeinnahmen bescheren sollten: Larry Page und Sergey Brin übertragen das auf Zitathäufigkeiten basierende  Rankingprinzip der Wissenschaft auf die Rangfolge, nach der Internetsuchmaschinen ihre Ergebnisse ausgeben. Der Rest ist bekannt. Patentanmeldung durch die Stanford University, Unternehmensgründung (um den auf eine Fa. Google ausgestellten ersten Starthilfescheck einlösen zu können), Lizenzeinnahmen in dreistelliger Millionenhöhe.
"Das können wir auch" dachte die damalige Bildungsministerin Buhlmann und initiierte eine Patentverwertungsinitiative für deutsche Hochschulen. Dass wir das auch können, leitete sie aus dem aufgehenden Stern eines gewissen Karlheinz Brandenburger ab, dessen Erfindung MP3 begann, dem Fraunhofer Institut ordentlich Geld in die Kasse zu spülen. Außerdem, lange vor Google zeigten ja die Gründer von Siemens, Krupp, AEG etc., wie man aus Wissenschaft Forschung, aus Forschung Technik und aus Technik einen Wirtschaftsboom machen kann.
Zehn Jahre lang bekamen die Patentverwertungsagenturen Mittel für die Anmeldung von Hochschulpatenten und Provisionen aus Lizenzeinnahmen. Weil es sich bei Forschungspatenten um Frühphasenthemen handelt, zündet nur jede zehnte bis zwanzigste Erfindung. Und deshalb braucht man einen langen Atem, um allein von Patentlizenzen leben zu können. Man braucht in der Patentverwertung auch den Typus "forschungsbegeisterter Kapitalist" um zu erkennen, wo aus Ideen tatsächlich erfolgreiche Technologieunternehmen werden können. Man muss verstehen, wie Marktwirtschaft funktioniert. Es genügt nicht, eine Gitarre wie Mark Knopfler halten zu können, man muss spielen können und kreativ sein.
Leider ist der Versuch, es Google und Stanford, MP3 und Fraunhofer nachzumachen so gut wie gescheitert. In Brandenburg wurde die Patentagentur bereits aufgelöst und die Aufgaben an die Stellen vergeben, die sich auch in den Jahren davor schon schwer taten.
Vorige Woche hat nun auch Berlin beschlossen, seine Agentur zu schließen. Das ganze vollzog sich formal als Verwaltungsakt und wurde rein formal begründet.
In Wahrheit ist das Desaster um den BER der Grund. Für seine Unfähigkeit das eigene ambitionierte Flughafenkonzept mit zwei Schließungen und einem Neubau in die Tat umzusetzen, lässt der Senat seinen Technologietransfer zahlen. Bitter.
Die SPD Berlin setzt Prioritäten.