Während der heißen Sommerzeit kann es ganz schön trocken werden auf Mallorca werden. Man liest immer wieder über Problemen mit Wassermangel und Dürre, aufgrund von fehlendem Regen und sinkenden Wasserreservoirs. Ein sehr wichtiges Reservoir ist der Cuber Stausee mitten im Tramuntanagebirge auf einer Höhe von 750 Metern. Zusammen mit dem nahegelegenen Gorg Blau bilden die beiden Seen die wichtigsten Wasserspeicher der Insel für die Hauptstadt Palma de Mallorca. Man erreicht den Cuber Stausee über die MA-10, eine kurvenreiche und abenteuerliche Bergstraße die mitten durch das Gebirge führt und traumhafte Aussichten bietet.
Serpentinen, Schlucht und Südssebucht: Sa Calobra
Tierreich rund um den Cuber Stausse
Am Cuber Stausee gibt es zwei nicht besonders große Parkplätze, einer direkt am Eingang und einer etwa 200 Meter die Straße hinauf. Es ist auch möglich mit dem Bus dorthin zu fahren und von dort aus nach Fornalutx, Biniaraix und Soller zu wandern. Schon bei der Ankunft mit dem Auto bietet sich von der höher gelegenen Straße aus ein toller Panoramablick über den gesamten See. Wir entscheiden uns, den See gegen den Uhrzeigersinn großzügig zu umrunden und ein Stück weit den Weg Richtung Tal zu wandern.
Als wir das eingezäunte Naturschutzgebiet betreten und zum See hinab laufen, begrüßt uns gleich eine freundliche Eselsfamilie, die ein junges Fohlen dabei hat, das lustig vergnügt um uns herum springt und zwischen seinen Artgenossen hin und her flitzt. Wir sind entzückt von dem lustigen Kleinen und verweilen einen Moment. Wir laufen weiter und sind beeindruckt von den hohen Bergen um uns herum. Unter anderem schaut man auf den Puig Major, der mit 1445 Meter höchste Gipfel auf Mallorca. Oben steht eine große militärisch genutzte Radarstation. Noch ein Stück über den Felskanten kreisen große Mönchsgeier und Rotmilane. Zwischen den Felsen kraxeln immer wieder wilde Ziegen in schwindelnder Höhe, um an den begehrten überall wachsenden Rosmarin zu kommen.
Vom Weg aus, der etwas erhöht um den See herumführt, beobachten wir starke größere Bewegungen an der Wasseroberfläche. Wir können nicht gleich ausmachen, was das ist, eine großer Fischotter, ein Alligator, Nessi? Nick klettert die steinige Böschung hinab zum Seeufer, um genauer zu sehen, was das ist. Plötzlich kommt die Bewegung auf das Ufer zu, weil es wohl dort meine Schritte wahrgenommen hat. Und plötzlich ist es zu erkennen. Es ist ein großer Schwarm Karpfen, der wild umeinander wirbelt. Die einzelnen Fische sind zu einem wilden Knäuel zusammengerückt, es wirkt wie eine Art Gruppenpaarungsritual.
Weiter des Weges läuft man immer wieder durch Schafherden, die dort landwirtschaftlich gehalten werden, aber frei auf dem großen Gelände umherlaufen können. So fühlt man sich sicher sehr wohl als Schaf. Aber auch wir fühlen uns sehr wohl inmitten dieser friedlichen und ruhigen Natur. Wir begegnen sogar noch einem friedlich grasenden Schimmel, als wir südlich des Sees Richtung Tal wandern.
Unsere Wanderung rund um den Cuber Stausee (8 km in 1,5 Stunden)
Die Schlucht von Sa Calobra
Circa 3 km weiter nordöstlich des Cuber Stausees beginnt der Torrent de Pareis, einem nicht immer wasserführenden Sturzbach, der in die Bucht von Sa Calobra mündet. Der Torrent de Pareis ist 3300 Meter lang und beginnt am Zusammenfluss des Torrent de Lluc mit demTorrent des Gorg Blau (Torrent = Fluss, Parais = Paar). Es ist möglich, den Torrent de Pareis hinabzusteigen, allerdings erfordert der Abstieg Erfahrung, absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Die Wanderung gilt als die schwierigste und gefährlichste Mallorcas. Kurz nach starken Regenfällen ist der Weg teilweise kaum noch passierbar. Jährlich gibt es fast 100 Vorfälle von Verirrungen bis hin zu tödlichen Unfällen. Es gibt in der Schlucht keinen Mobilfunkempfang!
Wir wählen lieber die knapp 14 km lange Serpentinenstrecke 683 Höhenmeter hinab zur Bucht Sa Calobra. Die ist uns abenteuerlich genug. Lange war das untenliegende Dorf nur über den Seeweg erreichbar. In 12 Haarnadelkurven direkt entlang hoher Felskanten mäandert heute die von Antonio Paretti geplante und 1932 fertiggestellte Straße den Berg hinab, als hätte man sie wie einen Faden zwischen die zerklüfteten Felsen gelegt. Am höchsten Punkt durchfährt man den sogenannten Krawattenknoten, eine 270 Grad Kurve. An einigen Stellen kommen keine zwei Autos aneinander vorbei. Unübersichtliche Kurven, Radfahrerkolonnen und Reisebusse erhöhen den Thrillfaktor und erfordern höchste Aufmerksamkeit beim Fahren.
Aber der Weg lohnt sich. Vom kostenpflichtigen Parkplatz aus läuft man etwa 500 m weit, am kleinen Hafen und einigen Touri-Läden vorbei durch zwei in den Fels geschlagene enge Tunnels in die Bucht Sa Calobra. Man steht mitten in der Schlucht, rundherum hunderte Meter hohe zerklüftete Kalkmassive mit zahllosen aus Kartserosion entstandenen Höhlen. Nur zu einer Seite hin öffnet sich ein schmaler Spalt, durch den man über den Kiesstrand hinweg aufs offene Meer gucken kann.
Man kann den Torrent de Pareis auch hinaufsteigen. Wir laufen ein weites Stück in die Schlucht hinein, bis es nicht mehr wirklich ohne große Kletteraktion weitergeht. Immer wieder hören wir verwirrende Echoeffekte, die von den zerklüfteten Felsen zurückgeworfen werden. Wir stellen uns vor, wie vor einigen hundert Jahren Schumggler und Piraten diese Schlucht mit ihren vielen Höhlen als Versteck nutzten. Wir sind überwältigt von dieser filmkulissenartigen Szenerie.