Weekend Watch List: Collateral

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Weekend Watch List: Collateral

10Thriller

In Collateral beweist Tom Cruise Mut zu ungewohnten Rollen und Michael Mann einmal mehr seine Brillanz als Regisseur.

Max (Jamie Foxx) ist Taxifahrer in Los Angeles. Er nimmt seinen Job ernst und führt ihn gewissenhaft aus. Sein Ziel ist es damit genug Geld zu verdienen um seinen eigenen Limousinen-Dienst zu starten. Eines Nachts steigt Vincent (Tom Cruise) zu ihm ins Taxi. Elegant gekleidet, wedelt er mit einem Haufen Geld vor der Nase des Taxifahrers. Vincent muss in einer Nacht fünf Geschäftstermine erledigen. Schon beim ersten Stop gerät alles außer Kontrolle. Vincent ist Auftragskiller und nimmt Max fortan als Geisel. Zwischen den beiden kommt es im Verlauf dieser einen schicksalshaften Nacht zu einem psychologischen und philosophischen Kräftemessen.

Michael Mann erzählt mit Collateral nicht nur einen dichten und dramatischen, sondern auch einen überaus philosophischen Thriller. Fragen über Recht und Unrecht, Moralvorstellungen, den Tod und die Entmenschlichung der Gesellschaft werden zwischen den beiden Protagonisten während ihrer gemeinsamen Zeit behandelt. Das Drehbuch von Stuart Beattie bettet die unterschiedlichen Ansichten seiner Figuren in eine spannende Geschichte ein. Indem er das Setting stark komprimiert und die Handlungszeit auf nur eine Nacht verdichtet, setzt er sich enge Grenzen für sein Drehbuch auf, meistert diese selbst auferlegten Richtlinien für seine Handlung aber gekonnt. Neben den philosophischen Aspekten, kommen aber auch Action und Spannung nicht zu kurz.

Diese Mischung macht Michael Mann geradezu prädestiniert dafür, so ein Drehbuch zu verfilmen, versteht er sich doch perfekt darauf die Elemente eines Thriller mit denen anderer Genres zu verbinden (man denke vor allem an Insider). Die Regie von Mann ist so präzise wie die beiden Hauptfiguren. Keine Szene, keine Einstellung ist verschwendet, alles steuert auf ein bestimmtes Ziel zu, kulminiert in einem unausweichlichen Showdown. Dabei gelingt es ihm in den ruhigeren Momenten zwischen Vincent und Max ebenso die Spannung zu halten, wie in den actionreichen Sequenzen, die er wie kaum ein anderer gegenwärtiger Regisseur mitreißend inszeniert (die Discothek-Szene zum Beispiel, ist schon für sich genommen ein kleines inszenatorisches Meisterwerk, ähnlich dem Bankraub in Heat).

Getragen werden Drehbuch und Regie von den beiden grandios aufspielenden Hauptdarstellern. Jamie Foxx spielt den Taxifahrer souverän zurückhaltend, der in einer Situation des enormen Drucks über sich selbst hinauswächst und Eigenschaften an sich entdeckt, die er nie für möglich gehalten hätte. Tom Cruise auf der anderen Seite beweist Mut sich auch Rollen anzueignen, die seinem Image als strahlender Held widersprechen. Ihn als kaltblütigen, abgebrühten, aber überaus charmanten Auftragskiller zu sehen, der im Verlauf der Gespräche auch durchaus sehr plausible Argumente für seine Ansichten vorbringt, ist nicht nur eine angenehme Überraschung von seiner üblichen Rollenauswahl, sondern er meistert diese Darstellung mit Bravour. Seine Leistung in Collateral darf man ruhig zu den Besten seiner Karriere zählen.

Als einzigen Kritikpunkt könnte man das Ende von Collateral vorbringen. Ohne zu viel zu verraten, wirkt es auf den ersten Blick etwas plump. Bei genauer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass es gerade die gesellschaftlichen und philosophischen Ansichten des Auftragskillers unterstützt und nicht die des aufrechten Taxifahrers. Von daher unterstreicht es das Aufeinandertreffen der beiden Protagonisten perfekt und bildet einen stimmigen Abschluss für einen grandiosen Film.

Regie: Michael Mann, Drehbuch: Stuart Beattie, Darsteller: Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Mark Ruffalo, Peter Berg, Bruce McGill, Irma P. Hall, Barry Shabaka Henley, Filmlänge: 120 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 14.05.2010

Passend dazu...


Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.