Zweite Überschrift (alternativ): “Jeder nach Seiner Faßon”
Dritte Überschrift (alternativ): “Der Geist von Potsdam”
Immer öfter denke ich neuerdings über Überschriften nach. “Nach Seiner Faßon” ist von Eff Zwo, in Bayern bekannt als “Friedrich der Große”, der seinerzeit in den “in den Mémoires, ou oeconomies royales d’état, domestiques, politiques et militaires de Henri le Grand von Maximilien de Bethune” schmökerte, worin er den Satz entdeckte…
“… plût a Dieu … que vous fussiez si prudent que de laisser à chacun gagner Paradis comme il l’entend.”
… den er später guttenbergierte (blöder Joke – ist gestrichen!) in einer Randnotiz weitergab:
Die Religionen Müßen
alle Tolleriret werden
und Mus der Fiscal nuhr
das Auge darauf haben
das keine der anderen
abruch Tuhe, den hier
mus ein jeder nach
Seiner Faßon Selich
werden Fr.
Da Eff Zwo zeitlebens einige Ländereien eroberte und daher berühmter ist als ein gewisser de Bethune, schreibt man also den Spruch „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ entweder dem großen Friedrich zu, der Toleranz im Allgemeinen oder dem Potsdamer Lebensgefühl.
Im Übrigen kam das meiste, was F2 zugeschrieben ward, aus andern Köpfen oder Federn. “Plagiat” will ich nicht schreiben. Es war damals so.
Siehe da: Schon wieder schreibt es mich zur Seite raus.
Die wahre Geschichte dahinter, ist eine andere. Wer nämlich zich Jahre verheiratet und weitere zehn Jahre “zusammen” ist, kennt gewisse Rituale. Doch wer ein bisschen pfiffig ist, weiß sich zu helfen.
Jedenfalls setzte sie gestern ihr Heute-sage-ich-Dir-was-Du-unbedingt-wissen-solltest-Gesicht auf und beginnt die zugehörige Einleitung…
“ICH putze, sauge, koche, wische …”
… bei der mir sofort klar ist, wohin dieser Zug fahren wird. Die Richtung. Daher setze ich in Eile ein STOPP und unterbreche ihren Countdown im gleichen Duktus.
“…und ICH lese, höre Musik, gehe viel spazieren – ну?”
Überraschung in ihrem Gesicht.
Daher kann ich nun einige Sätze nachlegen. Solche, die Worte wie “Geschichte”, “Preußen”, “Tradition”, “Toleranz” und Ähnliches enthalten. Bissel Pathos zugemixt, so gelange ich ununterbrochen – Überraschung ist eine sehr hilfreiche Angelegenheit – zum Finale furioso.
“Hier, BEI UNS, in Potsdam, kann nämlich jede(r) nach seiner Façon selig werden!”
Sie lacht und ich habe gewonnen.
{Regieanweisung} Das Orchester manifestiert die große Freude über weitere 20 Takte im Prestissimo und lässt die Sinfonie im Jubel ausklingen.
Wir verstehen uns auch so. Natürlich werde ich mich ändern – aber DAS wiederum ist nicht der Rede wert.
