Weder Geist noch Körper: GHOST IN THE SHELL mit Scarlett Johansson

Die Spielfilm-Verfilmung Ghost in the Shell von Regisseur Rupert Sanders lässt uns nicht allzu viel von Mamoru Oshiis Sci-Fi Anime-Klassiker spüren.


Ghost in the Shell

Scarlett Johansson in „Ghost in the Shell“.


In Spike Jonzes Her hatte Darstellerin Scarlett Johansson gar nicht erst eine Shell, einen künstlichen Körper, in den ihr Ghost hinein versetzt werden konnte. Sie war lediglich eine hochmoderne Dating-App, an deren Stimme wir uns aber immerhin erfreuen durften. Ghost in the Shell, der Verfilmung des gleichnamigen Mangas von Masamune Shirow, der bereits 1995 als Anime umgesetzt wurde, fehlt es nun irgendwie sowohl an Ghost, als auch an einer Shell.

Das Drehbuch von Jamie Moss und William Wheeler lässt den Ghost des Filmes vermissen, während die Shell so gar nicht nach dem von vielen Fans geliebten Anime ausschaut. Wer sich da noch über Scarlett Johansson in der Rolle der Cyber-Lady Major aufregt – Stichwort: Whitewashing in Hollywood – der kratzt damit am kleinsten Übel des Films.

Ausgerechnet Oscar-Preisträgerin (für Der englische Patient) Juliette Binoche verkommt zur Erklär-Maschine par excellence. Die Film-Schreiberlinge halten uns für dermaßen unterbelichtet, dass wir der Darstellerin in den ersten fünf Minuten dabei zuhören müssen, wie sie unmissverständlich und mehr als nur einmal erklärt, was denn ein Ghost und eine Shell sind und wie und weshalb der Geist in den Körper versetzt wird. So dass auch das knutschende Pärchen in der letzten Kinositz-Reihe noch mitbekommt, was der Filmtitel eigentlich bedeutet, auch wenn sie eigentlich gar nicht wirklich aufpassen.

Derweil erinnert die Ästhetik dieser Ghost in the Shell-Verfilmung an ein kunterbuntes Werbespot-Abenteuer irgendwo zwischen Speed Racer von den Wachowskis und Tim Burtons Charlie und die Schokoladenfabrik. Schaut man sich – ganz egal – Manga oder Anime an, fühlt man sich viel eher an den Blade Runner erinnert. Irgendwer hat also auch gleich noch die falsche Shell, die falsche Verpackung für diese Geschichte hervorgeholt.

Und wenn man sich dann noch anschauen muss, wie wenig das japanische Urgestein Takeshi Kitano (Battle Royale, Hana-bi – Feuerblume oder natürlich die Spielshow Takeshi’s Castle) zu spielen bekommt, schmerzt es unseren eigenen Geist. Er wirkt wie in seinen Sitz eingesunken, als müsse man ihm Stromschläge verpassen, damit er überhaupt einen Gesichtsmuskel bewegt.

Rupert Sanders beweist sich einmal mehr als ein Regisseur, der nicht Herr seiner Lage ist, obwohl er eine gute Idee in den Händen hält. Schon sein Debütfilm Snow White and the Huntsman war mehr von seiner Affäre zur Hauptdarstellerin Kristen Stewart geprägt als dass er sich durch eine innovative Schneewittchen-Verfilmung einen Namen gemacht hätte.

Mit Ghost in the Shell zeigt er nun, dass er keinerlei Gespür für Manga-Verfilmungen, für das Sci-Fi Genre oder für das Anleiten von großartigen Schauspielern hat. Die Tragik der Geschichte ist, dass es sich um eine großartige Vorlage handelt, die hier durch Sanders verhunzt wurde. Wie schön es da doch ist, dass eine Adaption, eine Neuinterpretation oder auch ein Remake niemals das Original zerstört.


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