Wedding season, tuerkische Gastfreundlichkeit und sudanesische Buerokratie

Von Sempf

Nach 7 Tagen in Khartoum hab ich nun drei Hochzeiten hinter mir. Alle laufen nach dem gleichen Schema ab. Um 21 Uhr gibt es Essen, um 22 Uhr wird getanzt und um 23 Uhr ist Schluss. Vor und nach dem Ramdam gibt es taeglich Hochzeiten. Es gibt etliche Hallen die nur fuer Hochzeiten zu mieten sind die z.B. Merryland oder Weddingday heissen. Kitsch pur. Eine Hochzeit in einer solchen Location kostet ca. 20 000 US$. Deshalb heiraten die meisten Maenner erst mit Ende 30, da sie es sich vorher nicht leisten koennen. Die Frauen sind meist Anfang 20.Vor einigen Jahren, so hat mir Isam gesagt, dauerten die Hochzeiten noch 7 Tage. An einem Tag wird die Frau mit Henna bemalt, am anderen wird das Kleid ausgesucht, getanzt, gegessen usw.

Als ich nun weitergereist bin Richtung Norden forderte mich die Polizei auf aus dem Bus zu steigen und wollte meine Reisegenehmigung sehen. Reisegenehmigung? Ich zeigte mein Visa und die Registrierung. Doch das war nicht genug. Eine spezielle Genehmigung ist noetig um weiterzureisen, so der Polizist. Seine Worte: „You back Khartoum“.Toll, da stand ich nun zur heissesten Tageszeit mitten in der Wueste an einem Polizeikontrollpunkt und es waren ca. 200Km zureuck bis nach Khartoum. 2 Stunden spaeter kamen zwei tuerkische UN-Mitarbeiter vorbei die mich kostenlos nach Khartoum mitnahmen. Auf dem Rueckweg besuchten wir noch einen tuerkischen Landsmann und bekamen dort tuerkische Kost serviert. Gegen 22 Uhr war ich dann zurueck im Hotel in der Hauptstadt. Der Hotelmanager Mohammed hat sich gefreut und gemeint ich soll gleich hier bleiben und heiraten.

Am naechsten Tag hat Mohammed die Polizei fuer mich angerufen und gefragt, wo ich so eine Reisegenehmigung bekomme. Der Polizist meinte er koenne mich im Hotel abholen.Zusammen mit zwei Beamten bin ich dann zum Ministerium fuer Tourismus um den Wisch zu beantragen. Der Zustaendige dort meinte, um so eine Gehnemigung zu bekommen brauche ich ein Schreiben vom Hotel auf denen alle Orte vermerkt sind die ich besuchen wolle. Super, also zurueck zum Hotel. Da Mohammed aber gerade in der Mittagspause war, wartete ich in der Hotellobby. 3 Stunden spaeter war er zurueck, und nach einer weiteren Stunde hat ich das Schreiben. Zurueck ins Taxi zum Ministerium. Der Beamte war zufrieden mit dem Schreiben und werkelte ewig lange an meiner Genhmigung rum. Nach einer weiteren Stunde hielt ich das Papier dann endlich in den Haenden. Dankeschoen und tschuess.

Am naechsten Morgen konnte die Reise dann endlich weitergehen in Richtung Norden, zu den Begrawiya Pyramiden.Als ich die Pyramiden per Anhalter erreichte kam ein Sandsturm auf. Von der Strasse war es eine 1km Strecke durch die Wueste zu den Pyramiden. Bei dieser Hitze inklusive Sandsturm fuehlte sich der Spaziergang wie ein 10 km Marsch an. Zum Glueck hatte ich genug Wasser dabei.

Naechster Stop Dongola, eine kleine Stadt am Nil, 400km suedlich der aegyptischen Grenze. Hier verbringe ich ein paar Tage in der Hitze bevor es auf die Faehre ueber den nasser Stausee nach Aswan geht.

Will man in einem Hotel ausserhalb von Khartoum uebernachten, braucht man zusaetzlich zum Visa, der Registrierung und dem Reisepermit noch eine Genehmigung fuer das Uebernachten im Hotel. Dieses ist im jeweiligen Ort bei der Polizei zu beantragen. Ohne dieses Permit laesst dich kein Hotelammager ins Haus. Ein ziemlicher Aufwand, das Reisen im Sudan. Aber die gastfreundlichen Sudanesen lassen dich diese Buerokratie vergessen.

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