Wechseljahre – Hormone oder lieber keine?

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Photo: tafari.anthony

Die Wechseljahre oder das Klimakterium sind keine Krankheit sondern ein normaler Abschnitt im Leben jeder Frau. Um das 50.te Lebensjahr herum stellen die Eierstöcke ihre periodische Funktion ein, es erfolgt kein Eisprung mehr und die Periode bleibt aus. Die Produktion vor allem der Östrogene sinkt stark ab.

Hitzewellen und trockene Scheide

Viele Frauen leiden unter mehr oder weniger starken Beschwerden in dieser hormonellen Umstellungsphase. 1/3 aller Frauen hat gar keine Beschwerden. Hitzewallungen und Trockenheit der Scheide sind ganz sicher auf die Wechseljahre zuruck zu führen. Depressionen, Harnwegsinfekte und sexuelle Störungen werden oft im Zusammenhang mit den Wechseljahren gesehen. Bei vielen Frauen beginnt der Abbau der Knochensubstanz in diesem Lebensabschnitt, ein Prozess, der später zur Osteoporose und zu gehäuften Knochenbrüchen und Knochenschmerzen führen kann.

Vielzahl von Hormonpräparaten

Es gibt eine Vielzahl von Hormonpräparaten, die Wechseljahrsbeschwerden lindern können. Bei Frauen, die keine Gebärmutter mehr besitzen, kommen Präparate in Frage, die nur Östrogene enthalten. Bei Frauen, denen die Gebärmutter nicht entfernt wurde, sollten nur Medikamente verwendet werden, die das Hormon Östrogen mit einem Abkömmling des Gelbkörperhormons, einem Gestagen kombinieren. Östrogene regen die Zellteilung in der Schleimhaut der Gebärmutter an, Gestagene bremsen diesen Prozess. Eine reine Behandlung mit Östrogenen ohne Zusatz von Gestagenen erhöht das Risko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken.

Die Hormone können in Tablettenform geschluckt, als Pflaster oder Cremes auf die Haut aufgebracht oder gespritzt werden. Wenn nur die trockene Scheide stört, reichen auch Scheidenzäpfchen und / oder östrogenhaltige Cremes.

Hitzewallungen und Trockenheit der Scheide werden zuverlässig durch Hormone beseitigt. Zur Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose gibt es bessere Alternativen, hier kommen Hormone nur in Frage, wenn diese Alternativen nicht wirken oder nicht vertragen werden.

Nebenwirkungen der Hormone

Natürlich hat die Hormontherapie der Wechseljahrsbeschwerden auch Nebenwirkungen. 1991 wurde in den USA eine grosse, nein: riesige Studie, die WHI (Women Health Initiative – Frauengesundheitsinitiative) gestartet. Zu diesem Zeitpunkt glaubte man, dass Hormone die Lebensqualität und die Gesundheit aller Frauen in den Wechseljahren verbessern würden, unabhängig davon, ob sie unter Beschwerden leiden oder nicht. Insbesondere das Risko für Herzinfarkt und Schlaganfall sollte sinken.

Kurz zusammengefasst: Das Ergebniss dieser Studie enttäuschte die Erwartungen zutiefst.

In der Studie wurden Frauen nach Gebärmutterentfernung mit reinem Östrogen behandelt, ohne Operation wurden Kombinationen aus Östrogen und Gestagen eingesetzt. Beide Gruppen wurden jeweils mit einer etwa gleich großen Gruppe verglichen, die nur Placebo, also ein Scheinmedikament erhielten.

Studie vorzeitig beendet wegen Nebenwirkungen

Der Teil der Studie mit der kombinierten Hormonbehandlung, also bei den Frauen mit Gebärmutter, wurde überraschend schon nach rund fünf Jahren beendet, obwohl die Studie auf 15 Jahre ausgelegt war. Der Grund: Die Zahl der Brustkrebserkrankungen stieg an, ohne dass das Risko für Herzinfarkt und Schlaganfall sank. Der andere Arm der Studie (nur Östrogen bei Frauen ohne Gebärmutter) wude ungefähr ein Jahr später eingestellt – hier kam es zu einer erhöhten Rate von Schlaganfällen – das Brustkrebsrisiko blieb unverändert.

Die WHI-Studie hat zu einem grundlegenden Umdenken in der Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden geführt. Während es früher hieß – „Immer her mit den Hormonen“ – „Es kann nur nützen“, geht es heute um eine Entscheidung, die Arzt und Patientin gemeinsam treffen müssen.

Leider muss ich Sie jetzt, liebe Leserin, mit einigen Zahlen quälen.

Folgende (schwerwiegende) Erkrankungen wurden in der WHI-Studie bei Hormonbehandlungen positiv oder negativ beeinflusst:

* Herzinfarkt

* Schlaganfall

* Thrombose und Embolie

* Demenz

* Knochenbrüche

* Erkrankungen der Gallenblase

* Brustkrebs

* Darmkrebs

Und wie stark war der Effekt (in die eine oder andere Richtung) ? Nicht umwerfend, wie ich finde.

Ich führe jetzt die Zahlen im einzelnen auf, lassen Sie sich bitte nicht erschrecken. Sie müssen die Zahlen kennen, um eine vernünftige Entscheidung für oder gegen Hormone trefffen zu können.

Ich nenne zunächst die Gruppe der Frauen, die nur mit Östrogen (Ö) behandelt wurde, dann die Gruppe, die Östrogen und Gestagen (ÖG) erhielt. Dahinter steht im Vergleich immer die Zahl der Erkrankungen, die bei Frauen in der Placebogruppe aufgetreten ist. Alle Zahlen beziehen sich auf 10.000 Frauen, die ein Jahr lang die entsprechende Therapie erhielten.

Wenn unter Herzinfarkt steht: „Ö: 49, Pl.: 54″ – dann heißt das: Unter Östrogentherapie erlitten von 10.000 Frauen in einem Jahr 49 einen Herzinfarkt, unter Placebo 54, also 5 mehr. Alles klar? Also los:

* Herzinfarkt : Ö: 49, Pl.: 54; ÖG: 39, PL.: 33

* Schlaganfall: Ö: 44, Pl.: 32, ÖG: 26, Pl.: 18

* Thrombose und Embolie: Ö: 21, Pl.: 15, ÖG: 35, Pl.: 17

* Demenz: ÖG: 45, Pl.: 22

* Knochenbrüche: ÖG 95, Pl.: 139

* Erkrankungen der Gallenblase: Ö: 78, Pl: 47, ÖG 55, Pl.: 35

* Brustkrebs: ÖG: 26, Pl.: 18, kein bedeutsamer Unterschied in der reinen Östrogengruppe

* Darmkrebs: ÖG: 10, Pl.: 16, kein bedeutsamer Unterschied in der reinen Östrogengruppe

Gibt’s da nicht auch was Pfanzliches?

Es gibt eine ganze Reihe pflanzlicher Arzneimittel gegen Wechseljahrsbeschwerden. Am häufigst angewendet werden Aufbereitungen der Traubensilberkerze und des Mönchspfeffers. Diese Pflanzenextrakte wirken tatsächlich wie die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron. Sind sie unschädlicher als ihre „chemischen“ Verwandten? Nein, ganz gewiss nicht. Sie sind nur schlechter untersucht als ihre synthetisch hergestellten Verwandten. Es ist nicht auszuschließen, das die Pflanzenextrakte ähnliche oder sogar stärkere Nebenwirkungen entfalten. Von der Traubensilberkerze (=Cimicifuga racemosa) ist bekannt, dass sie schwere Leberschäden hervorrufen kann.

Quellen

* Erika Baum, Martina Dören: Erkenntnisse und Empfehlungen zur postmenopausalen Hormontherapie, in: Zeitschrift für Allgemeinmedizin, 6/2010, Deutscher Ärzteverlag, S. 230 ff

* National Institutes of Health: The Women Health Initiative (WHI), Darstellung der Studie auf englisch

*Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Cimicifuga-haltige Arzneimittel: Leberschäden, Stufenplan, Stufe II


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